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Die Hilfe ist wie ein Sechser im Lotto

Entwicklungshilfe Der Kirchheimer Physiotherapeut Herbert Flach reist regelmäßig nach Uganda und versorgt dort eine Schule für Waisenkinder mit Hilfsgütern. Von Peter Dietrich

Der Kirchheimer Physiotherapeut Herbert Flach engagiert sich in Uganda für eine Schule für Waisenkinder und neuerdings auch für
Der Kirchheimer Physiotherapeut Herbert Flach engagiert sich in Uganda für eine Schule für Waisenkinder und neuerdings auch für ein Projekt zugunsten von Teenagermüttern. Mit dem Transparent wirbt er in seiner Kirchheimer Praxis.Fotos: Peter Dietrich/pr

Vor gut vier Jahren traf Herbert Flach auf einem Supermarktparkplatz in Kirchheim seinen alten Freund Giuseppe Danze, den alle als „Pippo“ kennen. Der erzählte dem Physiotherapeuten von seiner bevorstehenden Reise nach Uganda. Wenig später besorgte sich Herbert Flach ein Flugticket und reiste mit. Denn das, was er von Pippo gehört hatte, faszinierte ihn. Der Betreiber eines Ötlinger Pizzadienstes gehört nämlich zu den Mitbegründern von „Heart for Children Deutschland“. Der Verein unterstützt seit 2008 „Kimbilio“, das bedeutet Zuflucht, eine Schule für Waisenkinder im Osten von Uganda, an der Grenze zu Kenia gelegen. Geleitet wird sie von Cor und Grace Kölewijn - 1994 haben der Niederländer und die Uganderin geheiratet.

Es sollte nicht die letzte Besuchsreise von Herbert Flach sein. Die Besuche finden immer über Ostern statt, dauern zwei Wochen und werden von den Reisenden komplett selbst finanziert. Auf dem etwa zwölf Hektar großen Schulgelände gibt es abgelegen eine Selbstverpflegerunterkunft für Besucher. „Das war für mich so emotional“, erzählt Herbert Flach über seinen ersten Besuch in einem der ärmsten Länder der Welt mit über zwei Millionen Aids-Waisen, einem Land mit extremen sozialen Gegensätzen. Herbert Flach war erstaunt, mit wie wenig Geld etwas erreicht werden kann: Für monatlich fünf Euro bekommt ein Kind genug zu essen.

Die Schule mit 300 Kindern funktioniert nach dem englischen Schulsystem, von 75 Mitarbeitern sind 52 Lehrer. „Für die Kinder ist das wie ein Sechser im Lotto“, sagt Herbert Flach. „Sie saugen jede Berührung auf wie ein Schwamm. Ich habe einen ganzen Stapel Briefe bekommen.“ Er erlebte, wie in der christlich geprägten Schule Ostern gefeiert wird: Der Lobpreis in Englisch und lokalen Dialekten ging zweieinhalb bis drei Stunden lang. Getrommelt wurde auf alten Kanistern.

Dass die Fluggesellschaft, mit der Herbert Flach unterwegs ist, beim Gepäck großzügig ist, nutzt er für Hilfsgüter und Mitbringsel. „Wie hatten schon mal 17 Kilogramm Haribo dabei.“ Als Ersatz für die zusammengebundenen Lumpen gab es Bälle und Pumpen für Kimbilio. Doch es geht um mehr als Kleinigkeiten: „Seit vergangenem Jahr gibt es in der Schule einen Computerraum mit Internetanschluss.“ Bei Patienten und Kollegen erlebt Herbert Flach ganz Verschiedenes. Manche, die sein Engagement mitbekommen, lässt es kalt, andere schieben ihm Geld für das Projekt zu. Seine Kollegin Ana Stanciu, 26 Jahre jung und aus Rumänien stammend, machte Nägel mit Köpfen und fuhr dieses Jahr an Ostern mit - ebenfalls auf eigene Kosten.

Dass Herbert Flach in Uganda nun ein neues Projekt kennengelernt hat, liegt an Jürgen Schwarz, ebenfalls ein Kirchheimer. Er hatte einen Container mit Hilfsgütern organisiert. „Korruption ist in Uganda allgegenwärtig“, sagt Herbert Flach. „Wer eine Uniform anhat, hält die Hand auf.“ Teils reicht es aber nicht, diese Hände zu füllen, Jürgen Schwarz brauchte daher einen einheimischen Anwalt. Dieser Anwalt war Josh Mayanja. Er ist zugleich Geschäftsführer eines Projekts zugunsten von Teenagermüttern. „Wird ein Kind nach einer Vergewaltigung schwanger, wird es von seiner Familie verstoßen und ist ganz auf sich alleine gestellt“, sagt Herbert Flach. Bei einem Besuch erzählten einige Teenager ihre Geschichte. Seit Februar wird eine Hühnerfarm aufgebaut. Dieses Modell habe sich bereits anderswo vielfach bewährt, sagt Herbert Flach.

Josh Mayanja ergriff die Chance, deutsche Unterstützung zu bekommen, sofort, und hat Herbert Flach ein großes Transparent für seine Praxis mitgegeben. Bisher gibt es aber nur ein ugandisches Konto. Einen deutschen Förderverein gründen? Herbert Flach graust es vor allem, was dazu nötig wäre. Doch mögliche Unterstützer, sagt er, dürften sich gerne bei ihm melden.

Erreichbar ist Herbert Flach telefonisch unter der Nummer 0 70 21/86 33 33 beziehungsweise per E-Mail an herbertflach@t-online.de