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Die Hirsch-Apotheke bleibt

Übergabe Birgit Lehmler hat den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und die Apotheke in Dettingen von Eberhard Palm zur Freude vieler Kunden übernommen. Von Iris Häfner

Eberhard Palm hat die Hirsch-Apotheke in Dettingen an Birgit Lehmler übergeben. Foto: Jean-Luc Jacques
Eberhard Palm hat die Hirsch-Apotheke in Dettingen an Birgit Lehmler übergeben. Foto: Jean-Luc Jacques

Froh lautet das Stichwort, das sämtliche Beteiligte sagen, sobald es um die Hirsch-Apotheke in Dettingen geht. Froh sind die Bürger, weil es die Apotheke weiterhin gibt und sie ihre Medikamente im Ort ordern und abholen können. Glücklich über diesen Umstand sind auch die beiden Hauptbeteiligten: „Ich bin froh, dass wir beide uns gefunden haben und dass es gut weitergeht“, sagt Eberhard Palm, der seine Apotheke an Birgit Lehmler übergeben hat. Schon das erste Telefonat verlief positiv, das erste Treffen war schnell vereinbart. „Wir haben die gleichen Schwerpunkte und Wertvorstellungen - und waren uns gleich sympathisch“, erklären sie unisono.

Eine Agentur hat die beiden zueinander geführt. „Es hat sich grad so ergeben. Als neue Herausforderung habe ich den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt“, sagt Birgit Lehmler, die bereits eine Filiale geleitet hat und seit diesem Jahr das Zepter in der Hand hält. Ihr zwei Kinder sind flügge geworden. „So habe ich jetzt die Zeit und die Möglichkeit, diese neue Herausforderung anzugehen. Mein Beruf ist meine Berufung“, sagt Birgit Lehmler, die aus Jesingen kommt. Der Mann für alle Fälle ist ihr Ehemann. Er hilft in allen Notsituationen, egal ob bei Internetproblemen oder bei Krankheitsfällen im Auslieferservice.

Beiden Apothekern ist der persönliche Kontakt zu den Kunden wichtig, ebenso ein gutes Betriebsklima. „Gutes Personal zu finden, ist schwierig“, sagt Birgit Lehmler und hat zur Freude aller das gesamte Team übernommen. Somit bleibt - bis auf die neue Chefin - alles beim Alten. „Gute Beratung ist wichtig und die Kunden haben zu den bekannten Beraterinnen Vertrauen“, erklärt die Jesingerin. Gerade die Beratung sei die Stärke einer Apotheke, insbesondere bei Menschen, die zwar angeschlagen beziehungsweise krank sind, aber noch nicht zum Arzt gehen wollen. Dazu gehört auch, die Ratsuchenden im Zweifelsfall zu einem Mediziner zu schicken.

Die Universalversorgung der Apotheke war eine weitere wichtige Komponente für Birgit Lehmler, nach Dettingen zu kommen. Für sie und ihr Team verliefen die ersten Wochen positiv. „Ich bin sehr gut aufgenommen worden. Viele Kunden haben gesagt, wie froh sie sind, dass es weitergeht“, freut sie sich.

Im Jahr 1986 hat Eberhard Palm die Apotheke von seinem Vater übernommen. Er stand nicht nur hinter dem Tresen und verkaufte Pharmazieprodukte, sondern stellte selbst Arzneien wie Zäpfchen oder Salben auf individuellen Wunsch von Ärzten her. „Hautärzte wollten beispielsweise für ihre Patienten spezielle Wirkstoffe, und zwar in der Stärke, die es sonst nicht gibt. Die Dosierung ist in dem Fall wichtig, etwa, wenn es um Frühchen geht“, erklärt der Neu-Rentner, der sich bewusst zu diesem Zeitpunkt für die Übergabe im Alter von 62 Jahren entschlossen hat. Die Apotheke zieht in das Mehrgenerationenhaus, in dem auch das Forum Altern seine Zelte aufschlägt, und Birgit Lehmler kann die Räume nach ihren Wünschen einrichten. „Am Service für die Kunden wird sich nichts ändern“, verspricht sie. Der Schwerpunkt Homöopathie bleibt erhalten und alle anderen Medikamente samt pharmazeutischer Beratung gibt es wie in jeder anderen Apotheke auch.

Die Stadt Owen hat seit drei Jahren keine Apotheke vor Ort

Was es bedeutet keine Apotheke im Ort zu haben, davon können die Owener Bürger ein Lied singen. „Wir sind immer noch bemüht, eine Lösung zu finden“, sagt Bürgermeisterin Verena Grötzinger. Anfang des Jahres 2014 wurde in der Teckstadt die Apotheke geschlossen - ohne Nachfolge. Heute ist in dem Gebäude die Firma Lust auf Licht zu finden. „Zu dem Zeitpunkt war das Hausarztthema nicht geklärt“, bedauert Verena Grötzinger. Ohne praktizierenden Arzt im Ort wollte ein interessierter Apotheker jedoch nicht das Wagnis der Selbstständigkeit eingehen. Den Hausarzt gibt es im Teckstädtchen inzwischen wieder, eine Apotheke fehlt jedoch weiterhin. Die Stadt hat sich um einen Rezeptbriefkasten bemüht, jedoch ohne Erfolg, denn die Entfernungen zu den nächstgelegenen Apotheken in Dettingen, Lenningen und Beuren sind zu gering. „Für ältere Bürger oder junge Familien, die nur ein Auto haben, wäre eine Apotheke im Ort wichtig. Für mein Verständnis gehört solch eine Einrichtung zur Grundversorgung“, sagt Verena Grötzinger. Es gibt zwar einen Lieferdienst, das Rezept muss davor jedoch in der Apotheke eingereicht werden. Sogar ein Faxgerät mit allen Nummern sämtlicher infrage kommender Arztpraxen hat die Stadt im Rathaus installiert, damit die Rezepte an Apotheken weitergegeben werden können. „Es ist aber eine größere Hürde, als persönlich mit dem Apotheker zu reden. Die älteren Bürger tun sich auch schwer mit der Bedienung des Geräts“, so die Erfahrung der Bürgermeisterin. Regelmäßig wird sie gefragt, ob nicht doch wieder eine Apotheke in den Ort kommt. „Früher hat das der Markt selbst geregelt. Heute ist das jedoch anders“, bedauert Verena Grötzinger. Das unternehmerische Risiko wird nicht mehr so spontan und mutig eingegangen, wie noch vor wenigen Jahren, ist ihre Erfahrung. „Es wird immer schwieriger durch Internethandel und Internetapotheke“, so die Bürgermeisterin. Außerdem stellt sich für sie die Frage, ob in bestehenden Gebäuden überhaupt eine Apotheke eingerichtet werden kann. „Wir brauchen passende Flächen, am besten an der Hauptstraße“, sagt Verena Grötzinger. ih