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Die hollywoodreife Karriere eines Unternehmers aus Altdorf

Wirtschaft Armin Pohl aus Altdorf hilft jungen Unternehmen beim Start ins Geschäftsleben. Mit seiner früheren Firma hat der 57-jährige Autoliebhaber den Durchbruch geschafft und sogar einen Emmy gewonnen. Von Henrik Sauer

Seinen persönlichen unternehmerischen Stil beschreibt Armin Pohl wie folgt: „Es muss Sinn haben, es muss Spaß machen und man muss Geld damit verdienen.“ Der 57-Jährige aus Altdorf zählt zu den Menschen, die es, wie man so sagt, geschafft haben – und die sich eine solche Haltung leisten können. Mit seiner Firma Wunderkind Invest beteiligt er sich an Firmenneugründungen und gibt ihnen damit Startkapital. Man kann ihn bisweilen in einem seiner schicken Lamborghinis oder einem amerikanischen Nobelkreuzer durch die Straßen fahren sehen.

 

Es muss Sinn haben, es muss Spaß machen und man muss Geld damit verdienen.
Armin Pohl
über seinen unternehmerischen Stil

 

Die Luxuskarossen sind sein Hobby. Und man hat vielleicht schon einmal davon gehört, dass er mit seiner früheren Firma Mackevision mal einen Emmy gewonnen hat, den bedeutendsten Fernsehpreis der USA, für Spezialeffekte in der TV-Serie „Game of Thrones“. Mackevision hat er zu einem Weltmarktführer auf dem Gebiet der computergenerierten 3D-Visualisierung aufgebaut, mit über 600 Mitarbeitern und Standorten in sieben Ländern. Vor fünf Jahren hat er die Firma verkauft.

Geboren in Waiblingen, lernte Armin Pohl zunächst den Beruf des Grafikers. Er arbeitete als freiberuflicher Grafikdesigner, als er gefragt wurde, ob er in einer Firma für Videonachbearbeitung für das damals entstehende Regionalprogramm von Sat 1 mitarbeiten möchte: „Das war mein Einstieg ins Bewegtbild.“

Die Branche faszinierte ihn. Weil Pohl fit war im Umgang mit dem Digital Compositer, einem Gerät, mit dem Bilder oder Filmsequenzen zusammengefügt werden, war er als Freiberufler ein gefragter Mann. In erster Linie machte er Imagefilme für Firmen. „Man konnte damals viel Geld verdienen, wenn man so ein Gerät bedienen konnte“, berichtet Pohl: „Ich war Mitte 20 und bin Porsche gefahren.“

Mit den wachsenden digitalen Möglichkeiten sei ihm aber klar gewesen, dass er diese „One-Man-Show“nicht lange würde durchhalten können. Im Jahr 2000 beteiligte er sich an der Firma Mackevision in Sindelfingen mit 35 Prozent. Das 1994 gegründete Unternehmen war auf computergenerierte Bilder und visuelle Effekte spezialisiert. Als Pionier arbeitete Armin an der Idee eines Fahrzeugkonfigurators, mit dem Kunden von Autoherstellern ihr Fahrzeug übers Internet selbst zusammenstellen können. „Ich dachte mir, das könnte eine Riesensache werden.“ Sein Plan: Die Firma zum Weltmarktführer zu machen. Im September 2006 ging er dazu einen wagemutigen Schritt: Er bezahlte seine Kompagnons aus, weil sie die Ausrichtung nicht mitgehen wollten, erzählt er. Der erste Kunde für den Fahrzeugkonfigurator war Mercedes. „Das war unser Schlüsselkunde, sie sind den Weg von Anfang an mit uns gegangen.“.

Fahrzeuge und Blockbuster

Die Lehman-Pleite und mit ihr der Einbruch der Weltwirtschaft ließ aber erst mal alle Träume platzen. „Ich musste die Firma kleinschrumpfen“, blickt Pohl auf diese Zeit zurück. „Es war die dunkelste Zeit meines Lebens.“

Doch Pohl gab nicht auf. 2012 war der Wendepunkt geschafft und der Unternehmer setzte wieder konsequent auf Wachstum. Er holte sich den belgischen Finanzinvestor Gimv ins Boot. Mackevision expandierte weltweit. Zu den Hauptkunden für die 3D-Visualisierungen zählte die Automobilindustrie. Nahezu für alle Hersteller wurden die digitalen Fahrzeugkonfiguratoren produziert. Aber auch Hollywood setzte auf die visuellen Effekte aus Stuttgart. Die Arbeit für Film- und Fernsehstudios war ein zweiter Geschäftszweig. Der Emmy 2014 sei wichtig gewesen, sagt Armin Pohl: „Damit waren wir ein hipper Laden.“

Pohl indes verfolgte ein klares Ziel: „Es war von vornherein klar, dass ich das Geschäft verkaufen werde.“ 2018 verkaufte er Mackevision an die Beratungsfirma Accenture. Drei Jahre blieb Pohl dort noch als Manager.

2020 entschied er, sich mit Wunderkind Invest fortan selbst als Investor bei jungen Firmen zu engagieren und seine Erfahrungen, wie man ein Unternehmen erfolgreich macht, weiterzugeben: „Wir sind in einer sehr frühen Phase dabei, bevor die Firmen Umsatz machen.“ Auch hier setzt er sich große Ziele: „Ich möchte zeigen, dass man auch in einem geldgetriebenen Business wie Risikokapital mit Fairness gegenüber den Gründern sehr erfolgreich sein kann“, sagt er. An zwölf Firmen ist Wunderkind mittlerweile beteiligt, mit im Durchschnitt etwa anderthalb Millionen Euro in meist mehreren Finanzierungsrunden, wie Pohl berichtet: „Wir streben eine 25-prozentige Beteiligung an.“ Sechs Mitarbeiter kümmern sich bei Wunderkind Invest um die Beteiligungen.

Gefragt, nach welchen Kriterien er sich entscheidet, sagt Pohl als: „Das Persönliche muss stimmen, ich muss die Leute leiden können.“ Vertrauen sei in dieser frühen Phase essenziell. Ein weiteres Kriterium ist für ihn, dass die Unternehmen mit ihrem Produkt oder ihrer Dienstleistungs-Idee einen Beitrag für die Zukunft leisten. So wie bei E-Works Mobility in Ismaning bei München. Das Start-up will im großen Stil Transporter umbauen und Verbrennungsmotoren gegen einen selbst entwickelten elektrischen Antrieb tauschen. Ebenfalls ganz im Sinne Pohls ist das junge Unternehmen Takamanda in Freiburg. Das Food-Start-up bietet ein hochwertiges Kakao-Produkt an, das nachhaltig produziert wird und bei dem die Bauern fair bezahlt werden. Ein Teil des Gewinns fließt dabei in ein Artenschutz-Projekt.

Autofan und Musiker

Für eine Sache zu brennen, wie er es von den Jung-Unternehmern erwartet, das gilt für den Altdorfer Manager mit dem charakteristischen Pferdeschwanz und Kinnbart auch selbst. Weshalb er sich auch „kein bisschen“ dafür geniere, sich heute finanziell keine Sorgen mehr machen zu müssen, betont er: „Klar, ich habe mich entschieden, den Weg so zu gehen. Aber ich habe dafür hart gearbeitet.“ Der 57-Jährige pflegt eine Leidenschaft für schnelle und seltene Autos. Pohl nennt eine veritable Sammlung von etwa 30 Stück sein Eigen, vorwiegend Modelle aus Italien, England und Zuffenhausen, darunter einige Klassiker, mit denen er auch auf Ausstellungen geht.

Zu seinen Hobbys gehört außerdem das Musikmachen: Als Bassist und Sänger der Rockband Sonnengott ist Armin Pohl auf zwei Alben zu hören, mit der sich die Band Ende der 90er-Jahre mit ihrem deutschsprachigen Metal eine kleine Fangemeinde erspielt hat.

Dass mittlerweile mit Viktoria Pohl eine seiner beiden Töchter in seine Fußstapfen getreten ist und neben ihrem Studium des Unternehmertums in Göteborg Geschäftsführerin bei Takamanda geworden ist, freut den Papa - und zwar nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Zukunft von Wunderkind Invest.