Weilheim · Lenningen · Umland

Die Jugend: unpolitisch und desinteressiert?

Schülerdemos Gedanken einer Schülerin zu „Fridays for Future“ im Rahmen des Projekts „Wir lesen intensiv“.

Schüler der Kirchheimer Freihof-Realschule beteiligten sich am vergangenen Freitag nach dem Unterricht an der weltweiten FFF-Akt
Schüler der Kirchheimer Freihof-Realschule beteiligten sich am vergangenen Freitag nach dem Unterricht an der weltweiten FFF-Aktion. Foto: pr

Kirchheim. Die Jugend. Eine jede Generation hat ihre eigene Dynamik. So waren es unsere Großeltern, die Nachkriegsgeneration, die in Zeiten großen Umbruchs aufwuchsen und neue Strukturen aufbauen musste, die aus Trümmern ein Land schuf. Und unsere Eltern, die skeptisch in die Zukunft blickten und sich in Anbetracht weniger Arbeitsplätze fragten, ob die Zukunft denn auch für sie bestimmt sei.

Hinter jeder Generation gibt es einen Antrieb, der die Menschen besonders prägt. Doch aus welcher Motivation heraus handelt unsere Generation? Die „Millennium Kids“, die zur Jahrtausendwende noch nicht einmal geboren waren. Die Jugend, die mit Digitalisierung und Desinteresse an Politik aufwächst. Die Jugend, deren einziger Lebensinhalt wohl darin besteht, auf die Veröffentlichung des neuesten I-Phones und die bestellten Amazon-Pakete zu warten.

Die Jugend sei mit vielen Themen nicht zufrieden, etwa mit der Umweltverschmutzung und dem Klimawandel. „Allerdings gibt es trotz des Unbehagens wenig Engagement. Es herrscht die Einstellung: ‚Wenn ich‘s alleine mache, nutzt es ja eh nichts‘“, so die Sinus-Studie aus dem Jahr 2016. Und es scheint so, als sei damit das Vorurteil einer unpolitischen und unengagierten Jugend bestätigt.

Doch diese Behauptung sollte zwei Jahre später widerlegt werden. Denn mit einem Mal tauchten plötzlich Jugendliche auf, die anfingen für das einzustehen, woran sie glaubten. Eine Schar Schüler und Studenten gehen seitdem jeden Freitag auf die Straße und setzen sich weltweit für den Klimaschutz ein. Bewaffnet sind sie mit Schildern, geschmückt mit Sprüchen wie „What I stand for is what I stand on“, oder provokanter „Opa, was ist eigentlich ein Schneemann?“. Für ihren Einsatz riskieren sie Tagebucheinträge oder sogar Verweise in der Schule.

„Fridays for Future“ heißt die Demonstration, die die Gesellschaft in zwei Lager spaltet. Die einen, die sich gegen die Demonstranten aussprechen, sind der Meinung, die Teilnahme an den Fridays-for-Future-Demonstrationen sei nur ein Grund, um die Schule zu schwänzen. Dies könne ebenso in der Freizeit betrieben werden. Die Befürworter der Bewegung führen jedoch genau dies als Gegenargument an. Genau das sei die Intention bei „Fridays for Future“. Dafür die Schule zu schwänzen, bedeute sich für die Zukunft einzusetzen. Denn der Grundsatz der jungen Menschen lautet: Wofür lernen Schüler in der Schule, um auf die Zukunft vorbereitet zu werden, wenn es für diese und darauffolgende Generationen keine Zukunft mehr gibt? Die Angst der Aktivisten ist berechtigt, dass Zeitformen wie Futur I und Futur II für sie nicht mehr zur Debatte stehen könnten.

Auf paradoxe Art und Weise gehören die vorherigen Kritiker der Jugendlichen, die sich vor allem zu Trägheit der „Millenniums“ äußerten, heute zu den großen Kritikern von „Fridays for Future“. Nach wie vor wird die Debatte rund um das Schule-Schwänzen der Jugendlichen kontrovers geführt. Doch wäre es möglich, dass diese Jugendbewegung der Antrieb für unseren Motor ist? Wir sind nicht naiv und wissen, wir sind keine Superhelden. Aber wir sind die Essenz, aus der die Zukunft gemacht wird. Und die Erkenntnis gehabt zu haben aufzustehen und letzten Endes sogar Politiker zum Nachdenken anzuregen, verdanken wir einem Mädchen, das den Stein ins Rollen brachte und sich nicht dachte, „Wenn ich‘s alleine mache, nutzt es ja eh nichts“. Sabrina Walch