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Die Keimzelle der Brennstoffzelle ist der Albtrauf

Technologie Beim Neujahrsempfang des HGV Teck sprach Joachim Scherer von Elring Klinger über Wasserstoff und die Energieträger der Zukunft. Von Iris Häfner

Neues Jahr und neuer Veranstaltungsort ergibt den Neujahrsempfang 2023 des Handels- und Gewerbevereins (HGV) Teck in Owen. Auf diesen Nenner lässt sich die Veranstaltung im Foyer der Teckhalle bringen, dazu noch garniert mit dem Vortrag „Wasserstoff – Energieträger der Zukunft!“ mit Dr. Joachim Scherer von der Firma Elring-Klinger aus Dettingen an der Erms und dem Duo „SilverBlue Elmy & Paul“. 

Nachdem Kurt Hiller, erster Vorsitzender des HGV Teck, die zahlreichen Gäste zum 21. Neujahrsempfang begrüßt hatte, ergriff Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger voller Stolz das Wort. Die Freude über die gelungene Sanierung der Teckhalle war ihr anzumerken. „Ich habe ein klein wenig dafür geworben, dass der Empfang hier stattfindet, um unser Schmuckstückle zeigen zu können“, gab sie freimütig zu. Wer wollte, konnte immer mal wieder einen Blick zu den Handballern in der Sporthalle werfen, die dort trainierten. Die machten hin und wieder auch akustisch auf sich aufmerksam, wenn ein kräftig geworfener Ball das Tor allzu weit verfehlte und auf die Glastür zum Foyer donnerte. Bis zur Corona-Zwangspause war die Bernhardskapelle Austragungsort des Neujahrempfangs. Auch für diesen Ort gab es lobende Worte von der Stadtchefin: „Es ist ein historisches Kleinod und lohnt allemal einen Besuch.“ 

 

Ich feiere meine Silberhochzeit mit der Brennstoffzelle.
Referent Joachim Scherer

 

„Der HGV hat turbulente Zeiten hinter sich. Aber glücklicherweise haben sich Menschen gefunden, die den führungslosen Verein getragen haben. Es ist schön zu sehen, dass der Zusammenhalt der Menschen auch in unsicheren Zeiten fortbesteht“, freute sich Verena Grötzinger. Mittlerweile ist der HGV wieder in sicherem strukturellen Fahrwasser. Die Stadtchefin spannte in ihrer Rede den Bogen weit, kam auf die gesellschaftlichen Entwicklungen zu sprechen, ebenso auf die Rahmenbedingungen, auf die auch die Stadtverwaltung keinen Einfluss hat. „Hadern bringt uns nicht weiter. Wir sollten unsere Energie darauf verwenden, um zu gestalten. Nur so können wir aus der Krise gestärkt hervorgehen“, sagte sie.

Das war der perfekte Übergang zu Joachim Scherer. Er hielt ein flammendes Plädoyer für den Wasserstoff. – und dafür, dass für die Zukunft kein entweder oder gilt, sondern ein sowohl als auch. Alles auf ein Pferd zu setzen, hält er nicht für die geeignete Strategie. Der Mix macht es aus, denn was beim Pkw funktioniere, müsse noch lange nicht für einen Schwerlaster gelten. Vor allem das Gewicht der Batterien macht ihren Einsatz in bestimmten Bereichen aus seiner Sicht vollkommen unattraktiv, wenn allein schon die Antriebstechnik über 800 Kilogramm wiegt. Gleich zu Beginn seines unterhaltsamen und vor allem informativen Vortrags wartete Joachim Scherer mit einer Überraschung auf: „Die Brennstoffzelle wurde sehr viel früher als der Verbrennermotor entdeckt.“ Der Brite William Robert Grove und Christian Friedrich Schönbein, der 1799 in Metzingen geboren wurde, gelten als die Väter dieser Technik. Sie standen im regen Austausch. „Diese Ecke hier ist quasi von Beginn an das Zentrum der Brennstoffzelle“, sagte er mit einem Augenzwinkern und mit Blick auf das Entwicklungszentrum in Nabern sowie einer möglichen Ansiedlung von Cellcentric in Weilheim. 

Immer mal wieder gab Joachim Scherer Nachhilfe in Sachen Physik. So erfuhren die Zuhörerinnen und Zuhörer, dass Wasserstoff bei 20 Kelvin flüssig wird – also bei minus 253 Grad Celsius. Zudem hat er eine sehr geringe Zündenergie. „Schauen Sie, dass Sie die richtigen Schuhe anhaben, wenn Sie mit Wasserstoff hantieren – der Funke, der an der Türklinke entsteht, reicht damit der Wasserstoff explodiert“, sagte er. Von Panikmache ist er jedoch weit entfernt. „Wasserstoff ist eine Standard-Chemikalie in der Industrie. Er wird millionenfach verwendet“, erklärte Joachim Scherer. Außerdem sei er sehr fix, was Verbindungen mit anderen Elementen anbelangt. „Eine windige Tiefgarage reicht, und er ist weg. Egal, wie klein die Ritze ist, der Wasserstoff geht raus und verschwindet.“ Auch im Tank lasse sich der Wasserstoff „wunderbar beherrschen“. 

Bevor das Duo „SilverBlue“ mit Gesang und Gitarre die Gäste unterhielt, haben sich vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung die Gäste in Grüppchen auf den neuesten informativen Stand gebracht. Nach der langen Veranstaltungspause freuten sich alle, wieder ungezwungen miteinander ins Gespräch kommen zu können. Dieses lockere Beisammensein genossen viele auch nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung, erst weit nach Mitternacht wurden die Türen der Teckhalle geschlossen.