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Die Martinskirche bröckelt

Fassadensanierung des Kirchheimer Wahrzeichens soll 1,6 Millionen Euro kosten

Das Dach ist dicht, und schon geht‘s weiter. Die Frage nach dem nächsten Schritt hat sich inzwischen auch beantwortet: Für die Kirchheimer Martinskirche steht jetzt nicht die Innen-, sondern die Außensanierung ganz oben auf der Dringlichkeitsliste – so schlecht ist der Zustand der Fassade.

Noch hat der Bauzaun nichts mit Bauarbeiten zu tun. Er soll lediglich Passanten vor herabfallenden Teilen schützen. Die Außensan
Noch hat der Bauzaun nichts mit Bauarbeiten zu tun. Er soll lediglich Passanten vor herabfallenden Teilen schützen. Die Außensanierung der Kirchheimer Martinskirche beginnt im Frühjahr 2016.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. Schon seit vielen Wochen ist die Fläche vor dem Martinskirchturm weiträumig durch einen Bauzaun gesichert. Dabei ist „Bauzaun“ streng genommen der falsche Begriff, denn gebaut wird überhaupt nicht – zumindest dieses Jahr nicht mehr. Vielmehr dient der Zaun der Sicherheit der Passanten, wie Dekanin Renate Kath in einem Pressegespräch erläutert: „Wir haben die Wände abfahren und ein neues Gutachten erstellen lassen. Es gibt sehr viele lockere oder kaputte Teile in der Außenwand. Das haben wir behelfsmäßig gesichert. Man kann jetzt um die Kirche herumgehen, ohne dass einem was auf den Kopf fällt. Das ganze Gebäude ist verkehrssicher. Nur der Turm nicht. Der war zu hoch für die Sofortmaßnahmen.“

Der Zustand der Außenhülle hat sich in den vergangenen vier Jahren rapide verschlechtert. Renate Kath spricht von einer „Exponentialfunktion“ gegenüber dem Zustand, den das Gutachten von 2010 dokumentiert hatte. Überall haben sich seither Risse aufgetan. Auch der Substanzverlust beim Sandstein ist stark fortgeschritten. Aber das Ergebnis des neuerlichen Gutachtens vom vergangenen Herbst bringt wenigstens an einem Punkt Klarheit: „Wir beginnen 2016 mit der Außensanierung und haben noch etwas Zeit für innen“.

Zur Kostenberechnung für die Außensanierung sagt Kirchenpfleger Bernd Kemmner: „Da liegen wir jetzt bei 1,6 Millionen Euro. 2010 waren es noch 1,4 Millionen.“ Die Steigerung sei nicht so drastisch, wie man angesichts des Gutachtens über den Bauzustand befürchten könnte. Dennoch müsse man hier mit einer Summe umgehen, „die wir so in der Kirche nicht gewöhnt sind“. 50 bis 60 Prozent müsse die evangelische Gesamtkirchengemeinde aus Eigenmitteln aufbringen. Da geht es also um 850 000 bis 900 000 Euro.

Das wäre auch so schon keine Kleinigkeit. Aber hinzu kommt, dass die Kirchengemeinde erst kürzlich die Dachsanierung abgeschlossen hat. Dekanin Kath zeigt sich zwar „dankbar, dass wir da unterhalb unserer finanziellen Vorgaben geblieben sind“. Statt mit den geplanten 820 000 Euro sei die Dachsanierung aus den Jahren 2013 und 2014 mit 636 000 Euro abgerechnet worden, ergänzt Kirchenpfleger Kemmner. Aber trotzdem waren auch diese 636 000 Euro erst einmal zu erwirtschaften – und nun geht es mit wesentlich höheren Kosten weiter.

Wer etwa auf den Gedanken käme, die 200 000 Euro, die sich beim Dach hatten einsparen lassen, mit den jetzt im Raum stehenden Mehrkosten für die Außensanierung zu verrechnen, geht von falschen Voraussetzungen aus: Zwar hat die Kirchengemeinde beim Dach tatsächlich gespart. Aber trotzdem liegt dieses Geld nicht einfach irgendwo rum und wartet darauf, für den nächsten Bauabschnitt verwendet zu werden. „Die Zuschüsse, die wir für die Dachsanierung bekommen haben, berechnen wir anteilig und zahlen sie entsprechend zurück. Es ist also nicht so, dass wir jetzt 200 000 Euro übrig haben“, sagt die Dekanin.

Die Einsparungen beim Dach führt Bernd Kemmner zurück auf „außerordentlich günstige Angebote, die wir bekommen haben“. Außerdem sei die Dachsanierung sehr gut geplant gewesen. Unter anderm deshalb seien unangenehme Überraschungen ausgeblieben. „Da hat sich also auch der aufwendige Vorlauf mit den umfangreichen Gutachten bezahlt gemacht“, stellt der Kirchenpfleger fest und hofft natürlich, dass sich diese positiven Effekte bei der anstehenden Außensanierung wiederholen lassen.

Beginnen sollen die eigentlichen Arbeiten im kommenden Frühjahr, ab März 2016. Teilweise sind ganze Steine komplett zu ersetzen – durch einen passenden Sandstein, der wahrscheinlich aus dem Schönbuch kommt. Die umfangreichen Arbeiten werden in mehrere Phasen unterteilt und ziehen sich rund eineinhalb Jahre hin. Wie dringend die Außensanierung jetzt ist, zeigt sich auch an der Tatsache, dass lediglich für die Sicherungsarbeiten an der Fassade bereits 8 000 Euro ausgegeben wurden. Auch solche Kosten soll die Sanierung künftig vermeiden helfen.

Auf eine kleinere Aufgabe, die in den nächsten Tag erledigt sein soll, verweist Eberhard Schweizer, der Erste Vorsitzende des Kirchengemeinderats: „Wir wollen ein Informationsbanner am Bauzaun anbringen lassen.“ Dieses Banner dürfte den Kostenrahmen kaum sprengen, dafür aber den Passanten wertvolle Informationen liefern.

Lediglich eine Zusatzinformation fehlt auf dem Banner: Wenn gegen Ende 2017 die Außensanierung abgeschlossen ist, geht es geradewegs weiter. Bereits 2018 könnte die Innensanierung folgen. Die finanzielle Problematik kennen die Beteiligten dann schon. Kaum wären die 1,6 Millionen Euro finanziert, kämen die nächsten immensen Kosten. Eberhard Schweizer sagt dazu: „Bei der Innensanierung beläuft sich das rein Notwendige auch schon auf 600 000 Euro.“