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Die massive Kritik zeigt Wirkung

Gewerbefläche Die CDU/FWV-Fraktion des Dettinger Gemeinderats stellte den Antrag, das Gebiet Hungerberg von 42 auf 21 Hektar zu verringern. Das war zwar formal nicht ganz in Ordnung, ist aber ein Signal. Von Iris Häfner

Die geplante Gewerbefläche in Dettingen wird vorerst auf die Hälfte reduziert.Foto: Carsten Riedl
Die geplante Gewerbefläche in Dettingen wird vorerst auf die Hälfte reduziert. Foto: Carsten Riedl

Rolle rückwärts in Sachen 42 Hektar großes interkommunales Gewerbegebiet Hungerberg in Dettingen. Eigentlich war es ja eine Haushaltsdebatte - aber „uneigentlich“ wurde es dann im Kern eine Grundsatzdebatte über den Umgang mit unbebauten, landwirtschaftlichen Flächen und deren Umwandlung in Industrieansiedlung. „Wir beantragen, die Gewerbefläche Hungerberg im laufenden Flächennutzungsplan-Verfahren beim Start des Bebauungsplanprozesses von 42 auf circa 21 Hektar zu reduzieren“, sagte Andreas Hummel von der CDU/FWV-Fraktion in der wegen Corona erstmals digital stattgefundenen Gemeinderatssitzung. Damit war eine kleine Bombe geplatzt, die Dutzende von Zuhörern an den heimischen PCs und Laptops live mitbekamen.

„Schon in der entscheidenden Sitzung im November hatte ich als grundsätzlicher Befürworter des Projektes, und auch einige Kollegen im Gremium, Bedenken hinsichtlich der Größe des Flächenverbrauches zum Ausdruck gebracht. Aus heutiger Sicht erscheint für die vorliegende Projektanfrage ein Flächenvorhalt von circa 21 Hektar ausreichend. Aus diesem Grund gibt es keinen Anlass, die Fläche von 42  Hektar in das Bebauungsplanverfahren einzubringen“, begründete Andreas Hummel diesen Schritt. Ziel seiner Fraktion sei es, sobald bekannt, die genau benö­tigte Fläche ins Verfahren zu bringen und keinen Quadratmeter mehr. „Ein entsprechender Antrag wäre dann von unserer Seite aus an den gemeinsamen Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft zu stellen“, war er sich bewusst, dass die Haushaltsdebatte nicht der wirklich passende Rahmen für die sensible Angelegenheit ist.

Den Hungerberg auf die Hälfte der Fläche zu reduzieren und damit die Gewerbeansiedlung neu zu bewerten, bezeichnete Bürgermeis­ter Rainer Haußmann als sehr gute Idee. Sein Formulierungsvoschlag: „Die Größe der im Flächennutzungsplan-Verfahren bereits angemeldeten Fläche für den Hungerberg (42 Hektar) soll im Rahmen des Aufstellungsbeschlusses zum Bebauungsplan erneut beraten werden in Hinblick auf die Überlegung, diese Fläche der des Bebauungsplans anzupassen.“ Der Beschluss gelte bis zu dem Zeitpunkt, wo die Frage konkret vertieft werden kann. Das könnte schon im April oder Mai der Fall sein, wenn der Bebauungsplan ins Rennen gehe. „Die Zahl 42  Hektar stammt aus einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2009. Wir wissen aber jetzt nicht genau, wie viel Fläche diese Zukunftsfirma braucht. Die Standortsuche für solch eine Werks-Neuansiedlung liegt eher in einer Dimension von 10 bis 20 beziehungsweise 21 Hektar“, sagte er. Außerdem bemühe sich Dettingen, sparsam mit Natur und Umwelt umzugehen.

Im Zuge der Bebauungsplan­diskussion könne nochmals darüber nachgedacht werden, ob der ­laufende Flächennutzungsplan „synchronisiert“ werden soll, um Kritik zu zerstreuen. Die ist nicht nur den Gemeinderäten zu Ohren gekommen, auch der Schultes konnte sie nicht ignorieren. Sie wurde unter anderem in den Leserbriefspalten unserer Zeitung laut. „Wir sollten als Nächstes 15 bis 20 Hektar ins Auge fassen. Damit müssten wir in den nächsten Jahren auskommen. Dann kann eine erneute Abwägung erfolgen. Die reduzierte Fläche dient der Vertrauensbildung und höheren Akzeptanz in der Bevölkerung. Jeder weitere Schritt muss kritisch erwogen werden“, sagte Rainer Haußmann.

Formell wurde die Thematik vertagt mit der „Stoßrichtung“, die Angelegenheit und damit die Gesamtfläche von 42 Hektar neu zu bewerten und zu überprüfen. „Kritisch ist im Moment das konkrete Misstrauen, dass ausgewiesene Flächen durch die Hintertür sofort bebaut werden - dass überregionale mögliche Zulieferer in Salamitaktik ,dazuwachsen‘. Wir müssen alles tun, nicht dieses Signal auszusenden.“

Drei Mal ließ Rainer Haußmann über dieses sensible Thema abstimmen. „Wir sollten jetzt konkret über die 21 Hektar abstimmen. Das verschafft uns jetzt Erleichterung. Wenn Flächen erneut gebraucht werden, können wir das offen lassen und später neu beurteilen“, warb er zum Schluss der mehrmaligen Abstimmungsrunde für seinen Vorschlag. Das Ergebnis: 14 Ja-Stimmen und eine Enthaltung.