Weilheim · Lenningen · Umland

Die Mischung macht‘s

Es gibt viele Ideen, wie die Schulen in Dettingen nach 2018 genutzt werden können

Was verbindet die Alte Schule, Baujahr 1908, und die Schlössleschule von 1949? Beide liegen mitten in Dettingen, beide stehen unter Denkmalschutz, für beide wird ab 2018 eine neue Nutzung gesucht. Bei der Bürgerversammlung in der Schlossberghalle wurden viele Ideen vorgestellt, noch ist alles offen.

Die Alte Schule in Dettingen - wird sie bald ein Café beherbergen, Praxisräume oder Sonstiges?Foto: Deniz Calagan
Die Alte Schule in Dettingen - wird sie bald ein Café beherbergen, Praxisräume oder Sonstiges?Foto: Deniz Calagan

Dettingen. Wahrscheinlich 2018 werden die Erst- und Zweitklässler den anderen in die bisherige Werkrealschule gefolgt sein und die bisherigen beiden Schulgebäude übrig. Eine erste Schätzung geht von Sanierungskosten von drei Millionen Euro aus, davon 1,2 Millionen für die Alte Schule und 1,8 Millionen für die Schlössleschule. Soll die Sanierung von öffentlicher oder privater Hand durchgeführt werden? Beides wäre möglich, für Bürgermeister Rainer Haußmann steht vor der Entscheidung über „behalten oder verkaufen“ die Frage nach der künftigen Nutzung. Egal wer saniere, ihm winke eine Förderung aus Landesmitteln von bis zu 50 Prozent. Und dann gäbe es ja auch noch das Erbbaurecht, eine weitere Alternative.

Zu den vielen Ideen zählen ein Bürgerhaus und ein Café oder Restaurant. Auch Dienstleistungen könnten in den Schulgebäuden unterkommen, Angehörige freier Berufe unter einem Dach wohnen und arbeiten. Die Gemeindeverwaltung könnte Räume nutzen – oder im Rathaus welche hinzugewinnen, wenn die Ortsbücherei von dort in ein früheres Schulhaus umzöge. Die Jugendarbeit könnte Räume nutzen oder ein Museum könnte eingerichtet werden. Gleich nebenan fehlt im Feuerwehrmagazin Platz. Ein neues Fahrzeug hätte im jetzigen Magazin keinen Platz mehr, ein Teil der Ausrüstung lagert derzeit im Keller.

Oder sollen es Praxisräume sein? Hebammen haben einen akuten Bedarf an Räumen zu bezahlbaren Mieten. Bei den Dettinger Vereinen gibt es laut Haußmann derzeit keine konkreten Raumwünsche. In den beiden Gebäuden könnten auch Wohnungen entstehen. „Eine Mietpreisbremse schafft keine einzige Wohnung“, betonte Haußmann. Ist dagegen der geförderte Mietwohnungsbau die Aufgabe einer Kommune, so wie es früher einmal war? Diese Frage stellte er den Zuhörern wiederholt, ließ nicht locker, ohne aber das gewünschte Stimmungsbild zu bekommen. „Ihr gucked so neutral“, beklagte Haußmann. „Wenn es die Gemeinde nicht macht, wer soll es dann machen?“, fragte Inge Eichler vom Familienzentrum und erzählte von verzweifelten Wohnungssuchenden mit kleinem Budget.

Die verschiedenen Nutzungsideen widersprechen sich nicht alle, manche ließen sich kombinieren. „Die Mischung macht’s“, war einer der Slogans der Diskussion. Haußmann wäre froh, wenn die Gebäude halböffentlicher Raum blieben, nicht komplett zu abgeschlossenen Wohnungen würden. Trotz Denkmalschutz müsse nicht jedes historische Detail erhalten werden: Die Frage sei jeweils, aus welchem Jahr es stamme.

Kontrovers diskutiert wurde die Frage, ob sich in Dettingen zwei Cafés parallel halten könnten, es gibt ja bereits das Buchcafé One. Immerhin traut sich ein Gast inzwischen auch werktags ins Café, ohne wie vor 20 Jahren die Bemerkung zu befürchten, warum er nicht lieber seine Wiese mähe. „Die Ängste sind weg“, sagte Haußmann. Die Hoffnung einer Zuhörerin auf eine Ansammlung von Ladengeschäften, mit Dekogeschäft und Bioladen, zerstreute er sofort. Die Ladengrößen würden nicht tragen, es fehle an Parkplätzen. Egal ob öffentlich oder privat, eine Nutzung müsse in irgendeiner Form wirtschaftlich sein.

Weil vorab schon so viele Ideen gesammelt waren, kamen bei der Bürgerversammlung nicht mehr viele neue dazu. Eine Zuhörerin bat, auch an die Flüchtlinge zu denken, für sie würden immer mehr Räume benötigt. Diese Anregung wurde, genauso wie alle anderen Meinungsäußerungen, für das Rathaus aufgenommen, die Diskussion geht weiter. Die Bürgerbeteiligung auch, versprach Haußmann. Und zwar bestimmt nicht so, wie es das anderswo manchmal gebe: Die Politik höre sich alles schön an und mache dann doch etwas ganz anderes.