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Die nächste Generation übernimmt

Gesundheit Nach 30 Jahren übergibt Apotheker Eberhard Kühnle seine gleichnamige Apotheke in Notzingen an seinen Sohn Matthias. Von Katja Eisenhardt

Eberhardt Kühnle (rechts) übergibt seine Apotheke in Notzingen seinem Sohn Matthias. Die Leitung übernimmt Schwiegertochter Mari
Eberhardt Kühnle (rechts) übergibt seine Apotheke in Notzingen seinem Sohn Matthias. Die Leitung übernimmt Schwiegertochter Maria Kühnle. Foto: Katja Eisenhardt

Seit 43 Jahren ist Eberhard Kühnle Apotheker. Vor 30 Jahren hat er sich in Notzingen mit seiner Eberhard-Apotheke selbständig gemacht. Es war ein Sprung ins kalte Wasser, aber ein Schritt, den er nicht bereut hat. „In meiner Familie war ich der Erste, der studiert hat. Selbständig bin ich, seit ich 26 Jahre alt bin. Damals war ich der jüngste selbständige Apotheker in Stuttgart“, erzählt Eberhard Kühnle. Das damalige Geschäft war allerdings noch gepachtet. Als er sich dann 1989 dazu entschloss, eine eigene Apotheke in Notzingen aufzubauen, war das die erste in der Gemeinde. Früher hat sich in der Wellinger Straße 1 ein Lager der Raiffeisenbank befunden, das das Ehepaar Kühnle dann zur Apotheke umbaute. Dass er seine Wirkungsstätte zum neuen Jahr in guten Händen weiß und sie sogar in Familienhand bleibt, freut ihn sehr. „Das ist nicht selbstverständlich. Das sieht man gerade im ländlichen Raum ja auch immer wieder in Sachen Hausarztnachfolge“, sagt der 65-Jährige.

So ganz in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet sich Eberhard Kühnle allerdings nicht. Er wird künftig noch als Angestellter mitarbeiten. „Wir freuen uns sehr, dass uns mein Schwiegervater weiterhin unterstützt und uns damit auch mehr Freiraum im Familienleben ermöglicht“, sagt Maria Kühnle. die die Filialleitung in Notzingen übernimmt. Alle Mitarbeiter werden übernommen.

Die 38-Jährige stammt aus einer Apothekerfamilie. Die Großeltern waren schon in diesem Beruf tätig, ebenso ihr Vater, die Mutter ist Pharmazeutisch-Technische Assistentin. „Auch mein Bruder und meine Schwägerin sind Apotheker.“ Von Klein an ist sie so mit diesem Beruf aufgewachsen. „Meine zwei Alternativen waren: entweder Ärztin oder ebenfalls Apothekerin. Letztlich habe ich mich für den Apothekerberuf entschieden. Schon deshalb, weil ich immer gesehen habe, mit welcher Leidenschaft meine Eltern ihren Beruf ausgeübt haben“, erklärt Maria Kühnle ihre Entscheidung, die Familientradition fortzuführen.

Seit 2014 arbeitet sie in der Notzinger Apotheke ihres Schwiegervaters. Ihr Mann Dr. Matthias Kühnle hat vor drei Jahren bereits den Schritt in die Selbständigkeit gewagt, als er die Hochdorfer Kirch-Apotheke übernahm. Zuvor sammelte er über zehn Jahre Berufserfahrung als Angestellter in öffentlichen Apotheken, der Hochschulforschung sowie der pharmazeutischen Industrie im Bereich der Arzneimittelzulassung. Letzteres hat ihm angesichts der neuen Herausforderungen im Berufs­alltag sehr geholfen, sagt Matthias Kühnle. Er ist somit nicht nur Inhaber der Hochdorfer Kirch-Apotheke, sondern künftig auch der Notzinger Einrichtung. Seine Frau übernimmt die Filialleitung. Allen drei Apothekern ist es ein besonderes Anliegen, die Vor-Ort-Versorgung auch weiterhin zu sichern. Der Fokus liegt hier auf der persönlichen Beratung in Kombination mit den Möglichkeiten des digitalen Zeitalters. Mit der Übergabe im Januar ist das für die Kunden der Notzinger Eberhard-Apotheke sichergestellt.

Herausforderungen für Apotheker

Die bürokratischen Anforderungen an Apotheker aufgrund der immer schwierigeren politischen Rahmenbedingungen nehmen immer weiter zu. Das fängt laut Matthias Kühnle schon mit den neuen Datenschutzrichtlinien an. Ein weiteres Dauerthema sind die Krankenkassen-Rabattverträge und die stetig zunehmenden Liefer­engpässe von Medikamenten. „Das muss man auch den Kunden erklären, weshalb sie ihr gewohntes Medikament plötzlich nicht mehr bekommen oder die Packung auf einmal ganz anderes aussieht. Das bedeutet: Die Beratung zu solchen Themen nimmt immer mehr Zeit in Anspruch. Gerade ältere Patienten verunsichern solche ständigen Änderungen auch“, so der Apotheker.

Ein weiteres Thema sind die Versandapotheken, die Konkurrenz aus dem Internet. Den Sinn dahinter hinterfragt Matthias Kühnle kritisch: „Wir vor Ort sind für den täglichen Bedarf der Patienten ausgestattet. Was nicht vorrätig ist, kann innerhalb von zwei Stunden beschafft werden.“ Optimal sei es, wenn die Kunden vorbestellen - ob telefonisch oder mittels speziell gesicherter App. Falls jemand nicht mehr mobil ist, kommt der Botendienst der Apotheke zum Einsatz, der noch am selben Tag ausliefert. „Mit der Versandapotheke dauert es länger. Dazu wird die Umwelt unnötig mit Verpackungsmüll belastet. In Zeiten von „Fridays for Future“ muss man das erst recht kritisch hinterfragen“, findet Matthias Kühnle. Digital wird es im neuen Jahr vorangehen - so rückt das elektronische Rezept immer mehr in den Fokus. Technisch sind die Eberhard- und Kirch-Apotheke darauf vorbereitet. Zudem sind die Warenlager der Notzinger und der Hochdorfer Apotheke elektronisch vernetzt. Ist ein Produkt an einem Standort nicht mehr vorrätig, am anderen aber schon, kann über kurze Wege der Botendienst genutzt werden. eis