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Die Polizei hält Plochingen für „friedlich“

Sicherheit. Nach den Schießereien fühlen sich viele Bürgerinnen und Bürger Plochingens verunsichert. Aber die Polizeistatistik zeichnet ein anderes Bild. Von Karin Ait Atmane

Es war kaum zu übersehen in den vergangenen Wochen: Nach den beiden Vorfällen, bei denen in Plochingen auf Menschen geschossen wurde, hat die Polizei verstärkt Präsenz gezeigt und kontrolliert. Sowohl vom Polizeirevier Esslingen als auch von der Bereitschaftspolizei in Göppingen habe man Unterstützung erhalten und erhalte sie noch, sagte Polizeidirektor Rochus Denzel. Er machte aber auch keinen Hehl daraus, dass das kein Dauerzustand ist. Dafür fehle das Personal und die Bereitschaftspolizei, die „Abteilung Einsatz“, sei bei verschiedenen anderen Aufgaben gefragt. „Langfristig werden wir dieses Niveau mit so vielen Kräften nicht halten können“, so Denzel.

Das bedauern einige Fraktionen im Gemeinderat. So hatte die CDU einen Antrag gestellt, dass Stadtverwaltung und Polizei vermehrt „dubiose Lokalitäten“ im Bahnhofsumfeld überprüfen sollen. Konkret sind Friseurläden, Spielhallen, Shisha-Bars und Imbissbuden gemeint – denn an solchen Geschäften seien die Schüsse gefallen, so Reiner Nußbaum (CDU). Matthias Kübler (SPD) wollte wissen, ob es bereits Hinweise zu den Hintergründen der Taten gebe, ob etwa Schutzgeld oder Erpressung eine Rolle spielen? Das sind Theorien, die in Plochingen die Runde machen. Die Polizei hielt sich aber mit Informationen zurück, denn es wird noch ermittelt. Mittlerweile säßen insgesamt – auch die anderen Vorfälle mit Schüssen in der Region betreffend – sieben Verdächtige in Untersuchungshaft.

Klaus Hink (fraktionslos) sprach Kontrollen mit Hunden an, die der Polizei mehr Respekt verschaffen würden. Die hielten jedoch die beiden Polizeivertreter, Denzel als Leiter des Polizeireviers Esslingen und Joachim Löffler als Leiter des Polizeipostens Plochingen, nur in ganz bestimmten Fällen für sinnvoll. Auch sei ihre Kontrollbefugnis beschränkt: Je nach Thematik könnten auch das Ordnungsamt, die Gewerbepolizei, der Zoll oder andere zuständig sein. Kontrolliert werde aber durchaus, das sei nur nach außen nicht immer sichtbar.

Kein Aktionismus

Bürgermeister Frank Buß mahnte, nicht in Aktionismus zu verfallen. Man müsse sich vorsehen, nicht „Menschen ob ihres Gewerbes zu kriminalisieren“. Neben den schwarzen Schafen in den genannten Branchen gebe es auch andere, die mit diesen Geschäften „ihren Lebensunterhalt verdienen und Steuern zahlen.“ Eine Shisha-Bar, die älteren Bürgern vielleicht suspekt erscheine, sei für viele Jüngere ein geläufiger Treffpunkt. Als Stadt müsse man sich trotzdem überlegen, was für die Sicherheit getan werden kann und sinnvoll sei, sagte Buß: Da müsse man über besserer Beleuchtung im öffentlichen Raum, aber auch über private Sicherheitsdienste sprechen.

Wenn man die aktuellen Taten beiseite lässt und aufs vergangene Jahr blickt, ist das Bild in Plochingen „überhaupt nicht besorgniserregend“, so Denzel. Insgesamt lägen die Zahlen auf einem eher niedrigen Niveau, in vielen Bereichen unter dem Kreis- oder Landesdurchschnitt. Dass sie teilweise gegenüber 2021 angestiegen seien, habe mit dem Ende der Pandemie zu tun. Solange keine Feste oder Fußballspiele stattfanden, traten beispielsweise Schlägereien oder alkoholisiertes Fahren einfach seltener auf. Bei der Rauschgiftkriminalität ist sogar ein Rückgang um mehr als 40 Prozent zu verzeichnen. Das liege nicht daran, dass nicht kontrolliert werde, betonte Joachim Löffler. Allerdings werde der Drogenhandel wohl vermehrt über digitale Kanäle organisiert. Eine offene Drogenszene sei in Plochingen nicht zu finden.