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Die „Soko“ im Rathaus wird aufgelöst

Verabschiedung Jochen Sokolowski, Leiter des Dettinger Ortsbauamts, schließt am Freitag zum letzten Mal nach über 40 Jahren Dienst in der Schlossberg-Gemeinde die Bürotür hinter sich zu. Von Iris Häfner

Die Tage in Zimmer 15 des Dettinger Rathauses sind für Jochen Sokolowski gezählt.  Foto: Carsten Riedl
Die Tage in Zimmer 15 des Dettinger Rathauses sind für Jochen Sokolowski gezählt. Foto: Carsten Riedl

In Dettingen ist was Besonderes geschehen: Jochen Sokolowski, Leiter des Ortsbauamts, sagt nach 40 Jahren und zehn Monaten dem Rathaus Ade und geht in den wohlverdienten Unruhestand. Als Jagdpächter vor Ort und Bezirksjägermeister wird er jedoch auch künftig nicht an Langeweile leiden.

Manchen Ärger hatte Jochen Sokolowski in den vier Jahrzehnten auszuhalten im „Hoch-, Tief- und Geradeaus-Bau“, wie Bürgermeister Rainer Haußmann den Arbeitsplatz launig beschrieb. Wie oft es in Zimmer 15 geknallt hat, weiß der Schultes nicht. Aber eins ist ihm klar: „Man braucht dort ein dickes Fell.“ Manchen Spagat galt es für den Bauamtsleiter auszuhalten. Planer, Firmen, Anwohner, Gemeinderat - für viele war er Ansprechpartner, Blitzableiter, Vertrauensperson. „Und dann ist er ja auch noch für die Wildschweinschäden verantwortlich“, sagte Rainer Haußmann bei der offiziellen Verabschiedung.

In die Zuständigkeit des scheidenden Amtsleiters fielen beispielsweise Winterdienst, Kindergärten und Schulen, Hallenbad, Holzhackschnitzel-Heizanlage und Friedhof. „Der Friedhof ist die Visitenkarte der Gemeinde. Das Grabkammersystem einzuführen war eine geniale Entscheidung“, lobte Rainer Haußmann. Beharrlich hatte Jochen Sokolowski dafür geworben und schließlich seinen Chef samt Gemeinderat davon überzeugt. In den 40 Jahren „Soko“ wurden in Dettingen 70 Millionen Euro investiert. „Das meiste davon haben Sie ausgegeben“, sagte Rainer Haußmann, der auch an die 600 Gemeinderatssitzungen erinnerte, in denen sein Mitarbeiter Rede und Antwort stand.

In seinem Leben vor Dettingen war Jochen Sokolowski Leistungssportler im Rudern und arbeitete auch kurzfristig als Model für die Lebensmittelbranche für die Firma Knorr. „Dann dachten Sie: Mach‘ was Rechts und geh‘ in die Verwaltung“, verriet Rainer Haußmann. So begann der Neupensionär seine Verwaltungskarriere bei der Stadt Esslingen, ehe es ihn Richtung Teck zog. „In einem Punkt wird er Rekordhalter in Dettingen bleiben: Er wurde sechs Mal befördert - und hat seine eigene ,Soko‘ gegründet“, spielte der Bürgermeister auf den geläufigen Kurznamen an. Als Gemeindeamtsrat und Amtsleiter geht Jochen Sokolowski nun in Pension. Unerwähnt blieb auch nicht, dass Jochen Sokolowski auch sein persönliches Glück im Rathaus gefunden hat: seine Frau.

Für den Gemeinderat sprach Andreas Hummel. Der mit der größten Erfahrung, und der den Ort bestens kennt, verlässt die Bühne. „Gang zom Soko“, sei eine oft gehörte Redewendung. Kurz und prägnant seien stets die Antworten auf die im Ratsrund gestellten Fragen gewesen. „Ich bin gespannt, ob ich Sie auch künftig frühmorgens mit dem Hund die Bahnhofstraße hinunteradeln sehe“, spielte Andreas Hummel auf die Freizeitgewohnheiten an. Der Gemeinderat beteiligt sich auch am Wunschgeschenk: RS-150. „Das ist ein professionelles Messerschleifgerät“, klärte Andreas Hummel auf.

„Hier steh ich nun, ich armer Tor! Und bin klüger als wie zuvor“, scheute sich Jochen Sokolowski nicht, Goethes Faust für sich umzudeuten. Denn schließlich hat er in all den Jahren doch die eine oder andere Erkenntnis hinzugewonnen. Wie es seine Art ist, machte er nicht viele Worte, erst recht nicht über sich selbst. Und so kam er recht zügig auf seinen Nachfolger, Markus Hack, zu sprechen, mit dem er seit September zusammenarbeitet: „Man hätte keinen besseren Nachfolger finden können“, lobte er. Jochen Sokolowski zieht bei allen Höhen und Tiefen unterm Strich eine positive Bilanz: Die Arbeit war Glück. Mit Goethe begonnen, endete seine kurze Rede mit einem Zitat von Martin Walser: „Wer mehr sagt, als er tut, predigt. Wer weniger sagt, als er tut, lügt. Wer sagt, was er tut, ist eitel. Wer tut, was er sagt, ist gut.“