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Die Stimmzettel sind komplett

Kreiswahlausschuss lässt 13 Parteien für die Landtagswahl am 13. März zu

Das Rennen ist eröffnet. Der Kreiswahlausschuss hat gestern grünes Licht gegeben für die Parteien und ihre Bewerber, die bei der Landtagswahl am 13. März in den drei Wahlkreisen Kirchheim, Nürtingen und Esslingen an den Start gehen werden. Erstmals dabei ist die AfD, die nach derzeitigen Umfragewerten aus dem Stand den Sprung ins Parlament schaffen würde.

Der Plenarsaal des baden-württembergischen Landtag, aufgenommen am 16.04.2015 in Stuttgart (Baden-Württemberg). Bei einer Debatt
Der Plenarsaal des baden-württembergischen Landtag. Foto: Wolfram Kastl/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++

Kirchheim/Esslingen. Es war am 11. März 2011 als ein Tsunami die Ostküste Japans überrollte und dabei die größte nukleare Katastrophe nach Kriegsende auslöste. Ein Ereignis, das die jahrzehntelange Diskussion über die Beherrschbarkeit der Kernenergie in Deutschland abrupt beendete und in Stuttgart mit der ersten Grün-geführten Landesregierung für ein landespolitisches Erdbeben sorgte.

Fünf Jahre nach Fukushima wird im Land wieder gewählt. 13 Parteien werden je nach Wahlkreis auf dem Stimmzettel stehen. Entscheiden wird am Ende ein Thema: In der Flüchtlingsfrage verlieren sich die Konturen der politischen Lager in bisher nicht gekanntem Maße. Der Kirchheimer Karl Zimmermann macht kein Geheimnis daraus, dass er die unbeirrte Wir-schaffen-das-Haltung der Kanzlerin für die Partei als wachsende Belastung im Wahlkampf sieht. Die Zerissenheit in der Berliner Koalition und selbst in der CDU derzeit ist Gift für die Union im Land, die nach fünf Jahren zurück will auf die Regierungsbank.

Zimmermann ist fest überzeugt, dass dies gelingt. Sein erneuter Einzug ins Landesparlament führt über das Direktmandat, das als wahrscheinlich gilt. Es wäre bereits sein viertes in seiner knapp 15-jährigen Tätigkeit als Abgeordneter. Mit zuletzt 38,46 Prozent der Wählerstimmen war der ehemalige Kriminalbeamte, der morgen seinen 65. Geburtstag feiert, bei den Wahlen 2011 unangefochtener Spitzenreiter im Kreis. „Sicher sein darf man sich nie“, sagt Zimmermann, angesichts neuer, zu erwartender Verluste. Jüngsten Umfragen zufolge liegt die CDU derzeit bei 35 Prozent.

Glaubt man diesen Prognosen hat die grüne Regierungspartei in der Flüchtlingsdebatte bisher wenig Federn gelassen. Im Windschatten des populären Landeschefs Winfried Kretschmann segeln die Grünen auf Kurs 28 Prozent und hätten damit im Vergleich zu 2011 noch zugelegt. „Wir haben noch viel vor,“ gibt es für Andreas Schwarz keine Alternative zum Regierungsauftrag. Der 36-jährige Wirtschaftsjurist aus Kirchheim, der vor fünf Jahren als Erstbewerber aus dem Stand 23,26 Prozent erzielte, ist guter Dinge, erneut über das Zweitmandat in den Landtag einziehen zu können.

Bei den Grünen herrscht Optimismus, die Politik im Land weiterhin gestalten zu können. Fragt sich nur mit wem? Mit 23 Prozent erzielte die SPD vor fünf Jahren ihr schlechtestes Ergebnis seit Gründung des Südweststaats. Inzwischen dümpeln die Genossen landesweit bei 15 Prozent. Nur in Sachsen und in Thüringen verzeichnet die Sozialdemokratie schlechtere Umfragewerte. Wie es sich anfühlt, auf der Zielgerade knapp zu scheitern, erlebte 2011 Sabine Fohler. Die 20 Stimmen, die der Erstkandidatin im Wahlkreis Kirchheim damals fehlten, sind für Andreas Kenner Ansporn bei den Wahlen in sieben Wochen. Gäbe es dabei Erst-und Zweitstimme zu verteilen, der über Parteigrenzen hinaus populäre Stimmenkönig im Kirchheimer Gemeinderat hätte seinen Platz im Plenum wohl sicher. Der 58-Jährige, der bis zur heißen Wahlkampfphase nach den Faschingsferien weiterhin in seinem Beruf als Altenpfleger arbeitet, nimmt seine Erstkandidatur mit der ihm eigenen Gelassenheit: „Nicht reingewählt zu werden, ist etwas anderes als rausgewählt zu werden.“

Zittern heißt es auch bei den Liberalen und ihrem Kandidaten Ulrich Kuhn, der ebenfalls als Neuling ins Rennen geht. Dabei steht für den 51-jährigen Kinderarzt aus Unterlenningen, der in Kirchheim eine Gemeinschaftspraxis betreibt, nicht nur das persönliche Abschneiden im Fokus. Die Frage lautet vielmehr, ob es die FDP, die in Umfragen derzeit bei sechs Prozent liegt, überhaupt ins Parlament schafft.

Eine Sorge, die man in Reihen der AfD zur Stunde nicht kennt. Die Rechtskonservativen, die in Kirchheim mit dem Filderstädter Günter Lenhardt an den Start gehen, profitieren bei ihren ersten Wahlen wie keine andere Partei vom wachsenden Potenzial der Protestwähler im Land. Mit zuletzt prognostizierten zehn Prozent würde die AfD locker in den Landtag einziehen und einen kaum erwarteten Wahlerfolg feiern.