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Die Stunde schlägtInfo

Abschiedsgottesdienst für die Kirchheimer Kreuzkirche

Am Sonntag gibt es den letzten Gottesdienst in der Kirchheimer Kreuzkirche. Wie es danach mit dem Gebäude weitergeht, ist noch völlig unklar. Nach wie vor ist die Kirchengemeinde im Gespräch mit möglichen Nachnutzern. Nur eines bleibt vorläufig erhalten: der gewohnte Stundenschlag der Kirchturmuhr.

Kirchheim. Nicht ganz 59 Jahre ist es her, dass die Kreuzkirche feierlich eingeweiht wurde. Inzwischen sind ihre Stunden als eine der evangelischen Kirchen in Kirchheim gezählt. Zum letzten Mal wird das volle Geläut der Kirchenglocken am Sonntag, 25. Oktober, erklingen und zum Abschiedsgottesdienst einladen, der um 10 Uhr beginnt. Zum Abschiednehmen ist indessen nicht nur die Kreuzkirchengemeinde eingeladen, sondern die evangelische Gesamtkirchengemeinde. In keiner der anderen sechs landeskirchlichen Kirchen Kirchheims (einschließlich Ötlingen und Lindorf) gibt es am Sonntag einen Gottesdienst.

Für Dekanin Renate Kath, die den Abschiedsgottesdienst gemeinsam mit Kreuzkirchenpfarrer Arnd Kaiser hält, ist das Ehrensache: „Alle miteinander müssen wir jetzt der Gemeinde tragen helfen, die Abschied von ihrer Kirche nehmen muss.“ Wenn die Kirche entsprechend voll wird, sei das nur recht und billig: „Das ist dann der symbolische Schulterschluss, den wir in diesem Fall auch körperlich vollziehen sollten und nicht nur in schönen Worten.“

Dass die Kreuzkirche als Gebäude aufgegeben wird, ist Bestandteil des Immobilienkonzepts der Gesamtkirchengemeinde. Bis vor kurzem hatte sich noch die scheinbar ideale Lösung für die Nachnutzung abgezeichnet: Die griechisch-orthodoxe Gemeinde hat großes Interesse an einem eigenen Gotteshaus. Die Gespräche, die kurz vor dem Abschluss standen, sind aber vorübergehend gescheitert, weil es unterschiedliche Vorstellungen über den Preis gab. Ganz aus dem Rennen um die Nachnutzung ist die griechisch-orthodoxe Gemeinde aber noch nicht. Die evangelische Gesamtkirchengemeinde hält ihr als ökumenischem Partner nach wie vor die Kirchentür offen. Ein weiterer Verhandlungspartner ist die Stadt Kirchheim, die auf der Suche nach weiteren Räumlichkeiten für die benachbarte Raunerschule ist.

Was sich aus allen diesen Gesprächen tatsächlich entwickelt, wird sich noch zeigen. Eines aber steht fest: Als evangelische Kirche wird das Gebäude nicht mehr dienen. Weder Gottesdienste noch Konzerte, Vorträge oder Gruppenabende der Kreuzkirchengemeinde sollen jemals wieder dort stattfinden. Oberstes Ziel des Immobilienkonzepts war es ja, Unterhaltungskosten einzusparen. In erster Linie spart sich die Gesamtkirchengemeinde nun die Kosten für Strom und Heizung sowie fürs Reinigen.

Dekanin Kath hat „großen Respekt vor der Kreuzkirchengemeinde“, die den Weg zum Abschied von ihrem Kirchengebäude aktiv beschritten hat, nachdem er einmal vorgezeichnet war. Der Abschiedstermin war auf den 25. Oktober festgelegt worden, weil die griechisch-orthodoxe Gemeinde das Gebäude Anfang November hätte übernehmen sollen. Nur einige wenige Gemeindemitglieder hätten die Chance gesehen und wahrnehmen wollen, das Kirchengebäude weiter zu nutzen, nachdem der  Verkauf vorläufig gescheitert war, sagt Pfarrer Arnd Kaiser. Die meisten aber hätten erkannt, dass es sinnvoll ist, den Termin beizubehalten. Immerhin sind etliche Gegenstände bereits ausgelagert – unter anderem die „Kreuzabnahme“ von Franz Frank, die kommende Woche in der Martinskirche aufgehängt werden soll. Auch die Gruppen, die sich seither an der Kreuzkirche getroffen haben, sind mittlerweile dabei, in anderen Räumen heimisch zu werden.

Symbolische Übergaben erfolgen auch am Sonntag: Tauf- und Abendmahlsgerät beispielsweise übernehmen Kirchengemeinderatsmitglieder, um es ins Gemeindezentrum auf dem Schafhof zu überführen. Brennende Kerzen wiederum nehmen die Pfarrer Maier und Settgast für die Martins- und die Thomaskirche in Empfang. Ansonsten wird der Abschiedsgottesdienst so „normal“ wie möglich gestaltet, musikalisch unterstützt von Posaunenchor, Vokalensemble und Orgel. Am Ende gibt es ein gemeinsames Lied mit vielsagendem Text: „Vertraut den neuen Wegen“, gefolgt von einem Stehempfang.

Als Gemeinde bleibt „die Kreuzkirche“ mit ihren 2 000 Gemeindegliedern auch nach Schließung des Kirchengebäudes erhalten. Arnd Kaiser bleibt Pfarrer der Gemeinde und hält seine Gottesdienste außer auf dem Schafhof auch in anderen Kirchheimer Kirchen. Nach den Fusionen zum 1. Januar gibt es noch drei evangelische Gemeinden in Kirchheim: die Stadtkirchengemeinde, die Christuskirchengemeinde und die Gemeinde Ötlingen/Lindorf. Die bisherigen Gemeinden, die sich an den Fusionen beteiligen, fungieren dann nicht mehr als Gemeinden, sondern als Pfarrbezirke.