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Die Tunnelbauer kalken wieder

Großprojekt Die Freude der Anwohner währte nur ein paar Monate. Seit einigen Tagen kommt auf der ICE-Baustelle neben der Autobahn wieder der ungeliebte Brandkalk zum Einsatz, um das Material zu verfestigen. Von Iris Häfner

Wenn eine weiße Schicht das graue Schiefermaterial bedeckt, ist das trotz winterlicher Temperaturen nicht zwangsläufig reiner Sc
Wenn eine weiße Schicht das graue Schiefermaterial bedeckt, ist das trotz winterlicher Temperaturen nicht zwangsläufig reiner Schnee, sondern auch aggressiver Brandkalk. Foto: Carsten Riedl

Von wegen aus und vorbei: Auf der Tunnelbaustelle für die neue ICE-Schnellbahntrasse Stuttgart-Ulm kommt wieder Kalk zum Einsatz - sehr zum Verdruss der Kirchheimer und Dettinger Anwohner. Gestern wurden sie über den Postweg darüber informiert, dass seit einigen Tagen wieder das aggressive Material verwendet wird. Das hatte im vergangenen Frühjahr für mächtig Ärger gesorgt, da sich der Brandkalk auf Autos, Dächern, Fenster und allem anderem, was ihm in den Weg kam, absetzte und für Schäden sorgte. Wer vermeiden wollte, dass der Autolack angegriffen wird, musste mehrmals wöchentlich in die Waschanlage.

„Der Grund für das erneute Kalken sind starke Regenfälle und Schnee. Das Gestein ist dadurch zu stark durchnässt und muss für den Transport verfestigt werden“, begründet ein Bahnsprecher die neuerliche, ungeliebte Vorgehensweise. Da der Schiefer mit einer Temperatur zwischen acht und zehn Grad aus dem Berg kommt, taut der Schnee recht schnell.

„Anders als im Sommer findet die Beigabe des Kalks nicht direkt auf dem Förderband statt, sondern in einem möglichst emissionsarmen Verfahren am Boden. Damit soll vermieden werden, dass die Umgebung der Baustelle verschmutzt wird“, heißt es in dem Infoschreiben. Der Tunnelaushub fällt vom Förderband, wird dann außerhalb des Schwenkbereichs flach auf dem Boden ausgebreitet und der Kalk mit Bodenfräsen untergemischt. Die Bahn geht davon aus, dass nur etwa ein Fünftel des täglich anfallenden Ausbruchmaterials gekalkt werden muss.

Die beiden Tunnelvortriebsmaschinen Sibylle und Wanda haben seit Herbst 2017 schon ganze Arbeit geleistet und rund 65 Prozent der zwei Röhren geschafft. Beim Bau dieses über acht Kilometer langen Bauwerks fallen im Durchschnitt zurzeit täglich rund 8 000 Tonnen Ausbruchmaterial an, informiert die Bahn in dem Flyer. Dieses Bodenmaterial wird zu verschiedenen Verwertungsstellen beziehungsweise Deponien gefahren. Ein Teil davon findet als Industriekeramik Verwendung in Bayern. „Seit Beginn der Arbeiten wurden bereits über 2,6 Millionen Tonnen Aushub abtransportiert“, informiert die Bahn weiter.

Infoveranstaltung für Anwohner

Am Mittwoch, 30. Januar, findet ab 17 Uhr eine Anwohnersprechstunde statt - allerdings im Baubüro in Wendlingen, Nürtinger Straße 52. Aus Sicherheitsgründen sei dies in Kirchheim nicht möglich, da durch die komplette Baustelle gefahren werden muss, um zu den Büro-Containern zu gelangen. Auch die angemieteten Räume bei der Firma Leicht in der Tannenbergstraße hält der Bahnsprecher für ungeeignet. Der „Austragungsort“ in Wendlingen stößt nicht bei allen Anwohnern auf Verständnis, schließlich sind nicht alle motorisiert.

In der Neckarstadt stehen Vertreter der Deutschen Bahn und der Baufirma Implenia für Fragen zur Verfügung. Eine telefonische Voranmeldung unter der Nummer 07 11/2 13 21-2 12 ist allerdings erforderlich. Das ist auch die Nummer des Bau-Info-Telefons des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm, das rund um die Uhr erreichbar ist. Die E-Mail-Adresse lautet bauen@stuttgart-ulm.de.