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Die Zug-Pendler zwischen Stuttgart und Tübingen bekommen Probleme

Nahverkehr Ab 21. April ist Bahnfahren auf der Strecke zwischen der Unistadt und der Landeshauptstadt wohl nur noch sehr eingeschränkt ­möglich. Matthias Lieb vom Fahrgastverband ist über die kurzfristige Mitteilung der DB sauer. Von Sylvia Gierlichs

An der Bahnstrecke Tübingen–Stuttgart wird es ab Freitag, 21. April, ruhig. Die Deutsche Bahn macht wegen umfangreicher Kabeltiefbauarbeiten das Gleisfeld bei Bad Cannstatt zum Nadelöhr. Die Kabelarbeiten unterqueren dort zahlreiche Gleise und andere Bahnanlagen. „Diese Maßnahmen sind nicht unter rollendem Rad möglich“, teilt die Deutsche Bahn mit.

Von Ende April bis Ende Juli ist der Zugverkehr also nur sehr eingeschränkt möglich. Betroffen sind die SWEG-Verbindungen zwischen Tübingen und Stuttgart, alle Verbindungen, die ins Filstal und nach Ulm führen und die S-Bahn, die zwischen Herrenberg und Kirchheim pendelt. Wer in Richtung Vaihingen beziehungsweise Flughafen und Böblingen pendelt, kann sich dann im Herbst noch mal auf eine zweite Runde von phasenweisen Gleis- und Streckensperrungen freuen.

 

Ich war fuchsteufelswild, als ich hörte, was auf die Pendler ab Ende April zukommt.
CDU-Landtagsabgeordnete Nathalie Pfau-Weller

 

Wie sieht der Ersatzfahrplan aus? Wird es Schienenersatzverkehr geben? Werden Fahrgäste, die eine Jahres- oder Monatskarte haben, entschädigt? Die Fragen landen bei der DB und der SWEG (Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH). Doch noch gibt es dort keinen Plan, wie der Bahnverkehr nach dem 21. April ablaufen soll, teilen beide Unternehmen mit. Matthias Lieb, Vorsitzender des Fahrgastbeirats Baden-Württemberg und des Landesverbandes des Verkehrsclubs Deutschland, ist sauer: „In den letzten Monaten hat die bundeseigene Deutsche Bahn immer neue Tiefpunkte bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit erreicht, die jetzigen Ankündigungen lassen Bahnfahrten ab April rund um Stuttgart zum Lotteriespiel werden“, sagt er. Die kurzfristige Ankündigung von Streckensperrungen ohne Ersatzkonzept zeuge von Panik bei den Verantwortlichen des Bahnprojektes Stuttgart 21.

Was rät er Pendlern, die sich eigentlich auf den ÖPNV als Verkehrsmittel eingestellt haben und jetzt vor dem Rätsel stehen, wie sie morgens zur Arbeit kommen? „Das wird schwierig. Das ist der Beitrag der DB zur Entschleunigung. Wer im Homeoffice arbeiten kann, sollte dies tun. Ansonsten könnte im Einzelfall die Kombination von Rad und ÖPNV helfen – aber nicht immer. Wer flexibel ist, könnte auch seinen Urlaub in die Zeit der Sperrungen legen“, lautet die Empfehlung des Bahnexperten.

Matthias Lieb ist der Meinung, dass die zahlenden Fahrgäste für die Einschränkungen, denen sie so kurzfristig ausgesetzt sind, entschädigt werden müssen. Darüber hinaus hätten auch die Verkehrsunternehmen Mehraufwände, die vom Bauherrn Deutsche Bahn zu tragen sind.

Könnte denn ein Schienenersatzverkehr die Situation abmildern? Das denkt Matthias Lieb eher nicht. Angesichts des bundesweiten Mangels an Busfahrern und der Kurzfristigkeit der Sperrungen werde vermutlich nur ein rudimentärer Schienenersatzverkehr per Bus eingerichtet werden können. „In eine S-Bahn passen aber über 1000 Fahrgäste“, sagt Lieb. Eine adäquate Alternative könne der Schienenersatzverkehr daher nicht sein.

„Ich war fuchsteufelswild, als ich hörte, was auf die Pendler ab Ende April zukommt. Ich selbst nutze die S-Bahn ab Wendlingen, um in den Landtag zu kommen, und habe auch noch keine Ahnung, wie ich dann nach Stuttgart komme“, schimpft Nathalie Pfau-Weller, Landtagsabgeordnete der CDU im Wahlkreis Kirchheim. Die CDU-Fraktion hatte kürzlich Besuch vom Bahnbevollmächtigten für Baden-Württemberg, Thors­ten Krenz.

„Wir müssen jetzt wirkungsvolle Lösungen für die Menschen finden“, fordert Nathalie Pfau-Weller, die dem Verkehrsausschuss des Landtags angehört und sich nun eine transparente Kommunikation seitens der DB wünscht. Für Nathalie Pfau-Weller stellt sich auch die Frage der Entschädigung: „Wenn die Monatskarte nicht nutzbar ist, muss die Bahn für Entschädigung sorgen. Das Land und die Fahrgäste brauchen dafür zeitnah Planungssicherheit. Hier bin ich aber guter Dinge, dass die Bahn sich beweglich zeigt.“