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Diese Lady steht auf große Trucks

Berufswahl Valentina Weber aus Münsingen hat ihre Liebe zu Lastwagen vor elf Jahren zum Beruf gemacht. Die 29-Jährige ist Deutschlands einzige 25-Tonnen-Geldtransport-Fahrerin. Von Joachim Lenk

Als sie noch ein kleines Mädchen war, spielte sie nicht mit Puppen, nein, sie ließ lieber Brummis von Matchbox in ihrem Kinderzimmer umherfahren. Die Rede ist von Valentina Weber, die vor elf Jahren ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht hat und sich Truckerlady auf den rechten Unterarm tätowieren ließ. Sie liebt „große Fahrzeuge und das Brummen der Motoren“.

Sie ist schlagfertig, selbstbewusst, charmant und hat ordentlich PS unterm Hintern. Deshalb hat sich die Münsingerin auch in einer Männerdomäne durchgesetzt, in der sich sonst in erster Linie nur harte Burschen mit kariertem Hemd und Vollbart herumtreiben. Die Berufskraftfahrerin weiß, dass man beim klischeebehafteten Bild eines Lkw-Fahrers nicht unbedingt an eine zierliche Frau denkt. Das hat Valentina Weber schon bei ihrer Ausbildung zu spüren bekommen. „Keiner hat mich ernst genommen, es hat zig Bewerbungen für eine Ausbildung gebraucht.“

Zahlreiche Bewerbungen geschrieben

Dafür ist sie ihrem damaligen Chef immer noch dankbar, der wegen ihr ein neues WC und einen Umkleideraum für Frauen bauen lassen musste. Um mit ihren männlichen Kollegen mithalten zu können, hat sie seinerzeit, mit Einverständnis der Vorgesetzten, sonntags mit den 40-Tonnern rückwärts Einparken geübt, ebenso das Laden und Entladen von Wechselbrücken. Auch das Hantieren mit dem Hubwagen übte sie in ihrer Freizeit. Ihr Engagement zahlte sich aus. Die Prüfung mit dem fast 19 Meter langen Fahrzeug, das rund 400 Pferdestärken unter der Motorhaube hat, schaffte sie mit links. Schon nach kurzer Zeit war die junge Frau bei ihren männlichen Kollegen, die alle ihre Väter oder Großväter hätten sein können, voll anerkannt. Anders war es, als sie mit ihrem Brummi auf Raststätten Halt machte. „Die schauten mich mit großen Augen an, als wenn Jennifer Lopez aus dem Truck steigen würde.“

Bis 2015 fuhr Valentina Weber Fernverkehr, das heißt, sie war von montags bis freitags auf der Straße, war im Schnitt pro Tag 700 Kilometer hinterm Steuer, übernachtete täglich im Truck und „hatte kein Privatleben mehr“. Deshalb wechselte die Truckerlady zu einer national tätigen Spedition, das heißt, sie konnte jeden Tag im eigenen Bett zu Hause schlafen.

Bislang nur ein Blechschaden

Toi, toi, toi. Bis jetzt habe es noch nie eine gefährliche Situation gegeben, auch sei sie noch nie dumm angemacht worden, erzählt die Berufskraftfahrerin. Und wie sieht es mit Unfällen aus? Immerhin ist die seit Kurzem Verheiratete pro Jahr rund 170 000 Kilometer unterwegs. Einen einzigen Blechschaden, der glimpflich ausgegangen sei, habe sie in den vergangenen elf Jahren verursacht. Diese Bilanz kann sich sehen lassen.

Die 29-jährige Valentina Weber hat sich mittlerweile „neu entdeckt“. Nein, sie hat nicht den Beruf, sondern vielmehr den Arbeitgeber gewechselt. Seit 2022 ist sie bei der Firma Ziemann Cashservice angestellt, die sich auf Geld- und Werttransporte und alle Services rund um Bargeld spezialisiert hat. Um dort arbeiten zu können, muss man neben einer behördlichen Sicherheitsüberprüfung auch ein einwandfreies polizeiliches Führungszeugnis sowie eine positive Schufa-Auskunft haben. Auch regelmäßiges Schießtraining steht jetzt auf dem Dienstplan.

Zuerst fuhr sie einen gepanzerten Fünf-Tonner, mit dem sie unter anderem verschiedene Supermärkte anfuhr, um dort die Tageseinnahmen abzuholen. Inzwischen ist das Aufgabengebiet von Valentina Weber in der Verantwortung und Zuständigkeit erweitert worden. Nach diversen Weiterqualifizierungen lenkt die 29-Jährige jetzt einen 25-Tonner und ist, laut Aussage ihres Chefs, die einzige ihm bekannte Frau in Deutschland, die mit so einem Truck unterwegs ist. Das Besondere bei diesen Geldtransporten: Darin liegt das gesammelte Geld zahlreicher Kunden, das gebündelt zu den Filialen der Bundesbank im Südwesten gebracht wird.

Bekommt man da kein Nervenflattern,? Nein, lacht die Fahrerin. „Ich habe ja nichts von dem Geld und die Transporte sind besonders abgesichert.“ Eine brenzlige Situation habe sie bislang auch noch nicht erlebt. Sie empfindet einen gewissen Stolz, dass man ihr diese Aufgabe und Verantwortung übertragen hat. Ein deutliches Zeichen, dass bei ihrer Firma Diversifizierung gelebt wird, meint sie.