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Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet Chancen

Gesundheitspolitik Die Grünen im Kreis sehen Handlunsgbedarf beim Einsatz neuer Technologien.

Kreis. Gesundheit ist eines der wichtigsten Güter. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen biete große Chancen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. So fassten die Grünen Kreisvorsitzenden Birgit Sienz und Gerhard Härer die Ergebnisse der digitalen Veranstaltung des Kreisverbands Esslingen von Bündnis 90/Die Grünen zusammen.

Hochkarätig war das Podium besetzt, mit Professorin Eva Winkler, Onkologin und Medizinethikerin an der Universitätsklinik Heidelberg, Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg sowie Grünen-Landtagsfraktionschef Andreas Schwarz. Ergänzend waren im Fachpublikum Philipp Wälde vom Landes-Apothekenverband, Mark Meinikheim von der Ärzteschaft Esslingen und Lena Molter vom Gesundheitsamt Esslingen.

Andreas Schwarz betonte in seiner Einführung, dass die Corona-Pandemie der Gesellschaft vor Augen geführt habe, welch ein hohes Gut es sei, gesund zu sein. Und sie habe allen gezeigt, wie wichtig Forschung und Innovation sind, um Lösungen zur Bekämpfung zu finden. „Gesundheit und Innovation stehen in einem engen Verhältnis, wir sehen daher eine enorme Chance, wenn wir es schaffen, dass sich beides gegenseitig verstärkt,“ sagte Schwarz. Die Digitalisierung der Medizin mache es möglich, Krankheiten schneller zu erkennen und besser zu überwachen. Digitale Anwendungen und neue Technologien böten ein enormes Potenzial, das sich die Medizin zunutze machen kann: Mithilfe der Telemedizin und der digitalen Patientenakte könne die ambulante und stationäre Behandlung verbessert werden, auch im ländlichen Raum. Man wolle Baden-Württemberg zum Vorreiter der Digitalisierung im Gesundheitswesen machen.

Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, brachte einen weiteren Punkt digitaler Leistungen zur Sprache: die elektronische Patientenakte. Sie könne als zentrale digitale Sammelstelle aller gesundheitsrelevanter Informationen einen wesentlichen Beitrag zur gesundheitlichen Versorgung leisten. Sie müsse allerdings noch nutzerfreundlicher werden – für die Versicherten genauso wie für die behandelnden Ärzte. „Dabei muss die Balance zwischen Datenschutz und Nutzbarkeit der digitalen Anwendungen sichergestellt werden,“ führte Johannes Bauernfeind aus.

Einheitliche Datenerfassung

Professorin Eva Winkler berichtete in ihrem Statemnet über Ergebnisse ihrer medizinethischen Forschungsprojekte zur Datennutzung für die Forschung. „Wir wissen aus Befragungen, dass Patienten in Deutschland allgemein eine hohe Bereitschaft haben, ihre klinischen Daten für biomedizinische Forschung zur Verfügung zu stellen. Sie haben aber auch konkrete Erwartungen an die Gestaltung einer vertrauenswürdigen Steuerung der Wiederverwendung und Weitergabe klinischer Daten, wie etwa Transparenz und ein wirklicher Forschungsnutzen. Aus Sicht der Patienten und Patientinnen sowie auch aus ethischer Sicht müssten daher nicht nur Datenschutzrisiken, sondern auch die Nicht-Nutzung der Daten gerechtfertigt und ausbalanciert werden.“

Im Schlusswort der Veranstaltung wurde auf die besondere Bedeutung der Datenerfassung hingewiesen. Diese sollte so vereinheitlicht werden, dass deren Nutzung barrierefrei für Forschung und Behandlung zugänglich und gleichzeitig der Datenschutz gewährleistet wird. Die Erfassung der Daten sollte so organisiert werden, dass Krankenhäuser und Arztpraxen nicht noch zusätzlich mit rein administrativen Aufgaben belastet werden und in der Folge noch weniger Zeit für die eigentliche Pflege und Behandlung der Patienten übrig bleibt. pm