Ach was? „Miracoli“ wird 60, 1961 wurde das Kult-Nudelgericht in Deutschland eingeführt. Eine winzige Meldung, die ich normalerweise unter „Wissen, das die Welt nicht braucht“ ablege. Hat aber nicht geklappt, es tauchten unwillkürlich Erinnerungen aus meiner Kindheit auf. Schätze mal, dass ich nicht der Einzige bin. Was ich noch weiß: es war immer donnerstags. Immer. Ich kam aus der Teck-Realschule (früher hieß das noch Mittelschule) nach Hause, und meine Mutter hatte „Miracoli“ gekocht.
Ich war jedes Mal voller Vorfreude und habe (Ernährungsberater bitte wegschauen) auch die komplette Packung verputzt. Nur eines hat mich schon damals genervt: es war immer zu wenig Tomatensoße! Ein mickriges Tütchen Tomatenmark, das man selbst mit Wasser anrühren musste, mehr war nicht. War aber letztlich dann auch egal. Ich liebte diese Spaghetti.
Aus heutiger Sicht kann man natürlich vieles analytischer betrachten. Die Lebensmittelkonzerne haben auf den aufkommenden Italientourismus Ende der 50er Anfang der 60er Jahre reagiert und entsprechende Fertiggerichte auf den Markt gebracht. Erster war Maggi 1958 mit den „Ravioli“ in der Dose, 1961 folgte Kraft mit den „Miracoli“.
Klingender Name, kann jeder aussprechen und Nudeln mit Tomatensoße gehen immer, vor allem bei Kindern. Bis auf den heutigen Tag. Dazu ein Tütchen „Parmesello“, was nach Parmesan klingt, aber natürlich war kein Krümel der teuren Käsespezialität drin. Und da war die Tüte Gewürze undefinierbarer Zusammensetzung, die dem Ganzen einen für mich fast exotischen Touch gaben. Als Kind schlesischer Eltern kannte ich sowas wie Oregano im Essen nicht, also war es irgendwie exotisch. Italien war damals für mich weder kulinarisch noch als Reiseziel ein Begriff. Ist jetzt alles wirklich lange her, aber es sind angenehme Erinnerungen. Die wollte ich allerdings mit einem aktuellen Selbsttest von „Miracoli“ nicht auf den Prüfstand stellen. Das wäre wohl zu ernüchternd.
Aktueller Stand: ja, „Miracoli“ gibt es noch. Der derzeitige Eigentümer Mars hat sich einen veritablen Shitstorm im Internet zugezogen, als er 2019 den Käse einfach weggelassen hat und im Januar 2020 dafür die Auszeichnung „Mogelpackung des Jahres“ kassierte. Dass auch noch die Tomatensoße von 130 auf 110 Gramm reduziert wurde ist quasi das i-Tüpfelchen. Noch weniger Tomatensoße!