Weilheim · Lenningen · Umland
Doppel-Wumms

Randnotiz Über Hoffnung in der Krise. Von Bernd Köble

Zeitung machen in der Multi-Krise ist wie Äpfel verkaufen auf dem Wochenmarkt. Man hat nur eine Sorte und die ist wurmstichig. Verkaufen muss man trotzdem. Wo bleiben sie die guten Nachrichten, nach denen sich jeder sehnt, der bis hierhin psychisch einigermaßen heil durchs Jahr gekommen ist? Eine wäre schon mal die: Es gibt sie. Der Esslinger Landrat Heinz Eininger steht wie kein anderer als Leuchturm in stürmischer See, als unerschütterlicher Fels in der Brandung, als Bollwerk gegen Pessimismus und siechende Hoffnung. Getreu dem Motto Martin Luthers, wonach es allemal lohne, im Angesicht des Untergangs der Welt noch schnell ein Apfelbäumchen zu pflanzen, ist der Landrat schon vor einem Jahr mit dem Spaten in der Hand zur Tat geschritten. An einem Ort, an dem der Wandel allenthalben sichtbar wird und der Erinnerungen weckt an eine Zeit, als in Feld und Flur noch Vielfalt herrschte und der Most golden aus Holzfässern strömte. Der „purpurrote Zwiebelapfel“, gleichsam Streuobstsorte des Jahres 2021, der seitdem im Garten des Beurener Freilichtmuseums gedeiht, hat der Welt allerdings kein Glück beschert. Corona hat zwar seinen Schrecken verloren, dafür bestimmen wirtschaftliche Not, Krieg und Vertreibung den Alltag.

Für den Landrat heißt das: nachlegen beziehungsweise -pflanzen oder neudeutsch gesprochen: „Doppelwumms.“ Seit Samstag jedenfalls reckt sich ein neuer Hoffnungstrieb dem düsteren Himmel über Beuren entgegen. Die „Ersinger Frühzwetschge“, auch bekannt als prunus domestica, hat alles, wovon gestresste Krisenmanager träumen: Sie gilt als wirtschaftliches Wunder, da besonders ertragreich, als überaus listig, da eigentlich eine Pflaume, als virusresistent und obendrein besonders geeignet, um aus ihren Früchten Eingemachtes herzustellen. Wohl dem, der ein Gläschen Ersinger Frühzwetschge im Keller weiß, wenn Putins Handlanger mal wieder am Kabel sägen. Also: Es gibt sie noch die guten Nachrichten.