Weilheim · Lenningen · Umland

Dort wandern, wo weniger Menschen sind

Himmelfahrt Am gestrigen Feiertag war kaum etwas von Krise zu spüren. Mensch und Tier waren bei schönstem Wetter an der Teck unterwegs. Von Thomas Krytzner

Betrieb herrschte gestern durchaus rund um die Teck. Aber die Abstandsregeln waren dabei kein allzu großes Problem, was insbeson
Betrieb herrschte gestern durchaus rund um die Teck. Aber die Abstandsregeln waren dabei kein allzu großes Problem, was insbesondere die beiden Radler unter Beweis stellen. Foto: Thomas Krytzner

Vatertag rund um den Teckberg: Rasch waren gestern die Parkplätze belegt. Das Hörnle ist beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen zur Burg Teck oder für den Weitblick ins Tal. Kerstin Bergmann aus Stuttgart ist mit ihrem Mann und den beiden Kindern im Wanderoutfit unterwegs. „Wir wollten raus aus der City, weg vom Corona-Stress und dort den Vatertag verbringen und wandern, wo weniger Menschen sind.“ Die beiden Buben freuen sich schon. Der Jüngere, weil er den Weg zur Burg gemütlich im Tragekorb erklimmen darf, und der Ältere, weil er endlich sein kleines Segelflugzeug fliegen lassen kann. „Wir sind schon oft an der Teck vorbeigefahren und jetzt wollen wir die Burg mal von Nahem sehen“, erklärt Kerstin Bergmann ihre Fahrt ins Lenninger Tal.

Auf dem Weg nach Venedig

Mit gleichem Ziel, aber aus völlig anderen Gründen parkte Michael Borst aus Bietigheim am Hörnle. Er war an Christi Himmelfahrt mit seinem Wanderkameraden und zwei Kindern unterwegs. Die Burg Teck ist für ihn nur eine Zwischenetappe. „Wir wollen zu Fuß von Bietigheim nach Venedig wandern“, erklärt Michael Borst seinen Ausflug. „Im letzten Jahr begannen wir mit der Etappenwanderung in Bietigheim und wir arbeiten uns langsam Richtung Süden vor.“ Die Strecke - rund 800 Kilometer - bewältigen Michael Borst und seine Wanderfreunde nicht an einem Stück, sondern in mehreren Tagesetappen. „Wir wandern uns so langsam ein, könnte man sagen, es sind aber auch Mehrtagestouren mit Zelt­übernachtungen ge­plant“, freut er sich auf die nächsten Abenteuer.

„Das nächste Ziel nach der Teck ist ein Allgäuer Bauernhof. Dort leben Lamas, und der Landwirt begleitet uns auf einer Etappe mit seinen Tieren.“ Ein Datum, wann die Wanderfreunde in Venedig eintreffen wollen, gibt es nicht. „Wir lassen es auf uns zukommen, aber die Kinder freuen sich am meisten aufs Meer.“

Während viele den anstrengenden Weg zur Teck unter die Füße nehmen, sind andere mit dem Fahrrad unterwegs. Wieder andere ziehen die Nähe zum Parkplatz Hörnle vor und gehen nur zum Aussichtspunkt, um den Weitblick ins Tal zu genießen. Dabei können sie sogar die moderate Blechlawine Richtung Schwäbische Alb beobachten. Anders als erwartet, ist die Teck nicht überrannt: Der Vatertag läuft hier recht gesittet ab. Das bestätigt auch ein Polizeisprecher. „Bis zum frühen Nachmittag meldeten die Kollegen der Polizeistreifen keine besonderen Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Corona-Verordnung.“ Er hoffe aber, da der Tag noch jung sei, dass dies auch bis zum Abend so bleibe.

Am Teckberg waren gestern auch Lebewesen unterwegs, die weder eine Maske tragen noch sich um gebührende Distanz zueinander kümmern müssen: Schäfer Manfred Alig hat mit seinen 350 Schafen eine Weide unweit des Hörnle bezogen. Dort macht er es sich im Schatten bequem und genießt den Arbeitstag am Feiertag. „Die Schafe gehen vor“, sagt er, „ob Sonntag oder Feiertag, die Tiere müssen behütet sein.“ Das demonstriert auch gleich seine Altdeutsche Schäferhündin Nelly, die einige Ausbüxer wieder zur Herde treibt. Über die vielen Lämmchen freut sich der Schäfer augenzwinkernd: „Es ist Frühling, und die Natur nimmt ihren Lauf.“ Wetter oder Jahreszeit sind den Schafen am Vatertag an der Teck egal. Sie tun, was Schafe am liebsten tun: Gras fressen und blöken.