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Droht eine Käfer-Epidemie?

Garten Im August stellt Margret Hecht fest, dass Teile ihres Rasens abgefressen sind. Als sie die Grasnarbe anhebt, entdeckt sie unzählige Larven des Gartenlaubkäfers, die genüsslich die Graswurzeln fressen. Von Thomas Krytzner

Die gefrässigen Räuber mögen am liebsten graswurzeln: Larven des Gartenlaubkäfers. Foto: Krytzner
Die gefrässigen Räuber mögen am liebsten graswurzeln: Larven des Gartenlaubkäfers. Foto: Krytzner

Traurig sieht es im Garten von Margret Hecht aus. Traurig schaut auch die leidenschaftliche Gärtnerin. In ihren Garten hat sich der Gartenlaubkäfer eingenistet, und mehr und mehr zerstören seine Larven jetzt das Grün. Die Flächen sterben langsam ab. Unter den Grasnarben sind bis zu 100 Larven pro Quadratmeter. Eingesetzte Gießmittel haben den Schädling nicht vernichten können. Die 81-jährige Hobbygärtnerin ist ratlos: „Im August begann alles. Als ich die Grasnarbe hochhob, erschrak ich. Alles war voller Larven.“ Und die Larven des Gartenlaubkäfers haben es in sich. Mit einem Durchmesser von sechs Millimetern und einer Länge bis zu drei Zentimetern sind es stattliche Schädlinge, die sich von Graswurzeln ernähren.

Nicht nur Hechts Garten ist befallen. „In der Nachbarschaft klagen viele über dasselbe Problem.“ Die Rentnerin hat zwar sofort fachmännische Hilfe geholt, und die Tipps waren eindeutig: Nematoden gießen, dann löst sich das Problem von selbst. „Von wegen!“, ärgert sich Margret Hecht, „geholfen hat das Mittel rein gar nichts.“

Margret Hecht wohnt schon seit 1965 in ihrem Haus in Plochingen. In der ganzen Zeit hatte sie nie Probleme mit Schädlingen – bis es sie in diesem Jahr gleich doppelt traf: Erst der Buchsbaumzünsler, der im Landkreis für erheblichen Schaden gesorgt hat, und nun der Gartenlaubkäfer. „Ich habe sogar das Umweltministerium angeschrieben, da ich eine Epidemie befürchte“, sagt Hecht. Angesichts der Tatsache, dass die Larven Anfang Juni den Boden als Käfer verlassen und als einziges Ziel ihre Vermehrung haben, kann ihre Menge für Gärtner zur Katastrophe werden. Die Weibchen legen jeweils rund 40 Eier in Nisthöhlen im Rasen ab. Fatal ist: Die Käfer sind heimattreu. Sie legen die ersten Eier gerne dort ab, wo sie selber geschlüpft sind. Erst danach erfolgt ein zweiter Flug, um unberührte Flächen zu erobern.

Die Engerlinge schlüpfen unter der Grasnarbe aus den Eiern, haben einen weißen bis cremefarbenen Körper, Stummelbeine und ein schwarzes Hinterteil. Umgehend beginnen sie, die Wurzeln abzufressen, zuerst nur die feinen Haarwurzeln, ab August rasieren die Larven die Wurzeln dann komplett ab. Die Folge: Immer größer werdende Rasenstellen sind tot und können wie Teppichflies rausgezogen werden. Kein Wunder, dass sich Margret Hecht sorgt: „Vor zehn Jahren habe ich den Gemüsegarten altershalber aufgegeben und Rasen gesät. Und jetzt kommt dieser Käfer und macht alles kaputt.“

Sie will sich gar nicht vorstellen, wie das in den nächsten Jahren wird. Gärtner geben verschiedene Tipps, wie die Schädlinge bekämpft werden können. Sobald die Engerlinge zum Käfer werden, soll der Rasen mit einem Schutznetz abgedeckt werden, damit die Weibchen keine Eier legen können. Etwas skurril mutet der Vorschlag an, die Käfer per Staubsauger einfach wegzusaugen. Vielerorts wird die Bekämpfung mit Nematoden empfohlen. Aus Erfahrungen von Golfanlagen schwören Experten auf diese Fadenwürmer. Doch bei Margret Hecht hilft alles nichts. Sie blickt zur großen umgegrabenen Rasenfläche und sagt: „Dann muss halt etwas anderes hin.“

Margret Hecht hat ihren Rasen aufgegeben. Schuld ist ein Käfer, der sich in vielen Gärten der Region verbreitet. Fotos: Thomas K
Margret Hecht hat ihren Rasen aufgegeben. Schuld ist ein Käfer, der sich in vielen Gärten der Region verbreitet. Fotos: Thomas Krytzner