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Durstige Tunnelmaschinen

Wasser Dettingen beliefert die ICE-Neubaustrecke, die Bürger haben keine Nachteile.

Bald soll das Wasser in Brucken kräftiger sprudeln. Symbolbild

Dettingen. Beim Thema Wasser und der ICE-Baustelle läuten einfach die Alarmglocken. Ein falsch angeschlossenes Wasserrohr, das Frischwasser und Abwasser miteinander verbunden hat, ist im kollektiven Bewusstsein rund um Kirchheim schnell angekommen und fest verankert. Das wurde bei der Diskussion im Dettinger Gemeinderat deutlich. Anfang November vergangenen Jahres waren die Bewohner der südöstlichen Stadtteile von Kirchheim darüber informiert worden, dass das Trinkwasser rund um die Gebiete Rauner und Bohnau verunreinigt sein könnte und abgekocht werden muss. Kurz darauf gab es Entwarnung, aber eine Bäckerei ließ ihre Filialen einen Tag vorsichtshalber zu.

10 000 Badewannen täglich

Die Firma Implenia, die im Auftrag der Deutschen Bahn die zwei Tunnelröhren zwischen Kirchheim und Wendlingen für den schnellen Zug von Stuttgart nach Ulm baut, kam auf die Gemeinde Dettingen zu, weil sie Wasser für die zwei großen Bohrmaschinen braucht - viel Wasser. Wenn beide Maschinen auf vollen Touren laufen, summiert sich das auf 1 000 Kubikmeter täglich. Das sind eine Million Liter Wasser, also etwa 10 000 Badewannen à 100 Liter Füllvermögen - über 27 Jahre könnte man damit täglich ein Vollbad nehmen.

„Die derzeitigen Mengen über andere Wasserversorger reichen nicht für den Betrieb der beiden Tunnel-Bohrmaschinen aus. Benötigt werden durchschnittlich 20 Kubikmeter pro Stunde“, heißt es in der Sitzungsvorlage für den Gemeinderat. Die Verwaltung hat in Abstimmung mit dem Zweckverband Landeswasserversorgung und dem Ingenieurbüro infra-teck die Anfrage überprüft und festgestellt, dass ein Anschluss über einen Hydranten nahe der Autobahnmeisterei möglich ist. Bis Mitte 2019 braucht Implenia diese außerordentliche Wasserabnahme. Deshalb soll entlang der Baustraße eine Wasserleitung „bis in den freien Auslauf zu den Wasservorratssilos“ hergestellt werden. Sämtliche Kosten wird die Firma übernehmen.

„Diese Abnahme entlastet den Gebührenzahler in Dettingen“, sagte Bürgermeister Rainer Haußmann. Pro verkauftem Liter Wasser lassen sich die festen Kosten für das Leitungsnetz umrechnen - je mehr abgenommen wird, desto billiger wird es. Der Schultes warb deshalb für die Zustimmung des mehrseitigen Wasserlieferungsvertrags. Für den gab es prompt auch Lob von Dr. Steffen Ochs.

Der Vertrag sieht unter anderem vor, dass kein Dettinger Bürger Nachteile aus der großen Wassernachfrage befürchten muss. „Wir haben bei der Landeswasserversorgung eine Bezugsmenge von über 300 000 Kubikmeter im Jahr, zusätzlich zu unserem eigenen Wasser. Implenia zu beliefern, ist für uns kein Problem“, sagt Kämmerer Jörg Neubauer, der den Vertrag ausgearbeitet hat. Seit dieser Woche bezieht die Firma das Wasser. Sollte wider Erwarten die Schallgrenze von 300 Kubikmeter erreicht werden, kann bei der Landeswasserversorgung weiteres kühles Nass problemlos geordert werden, allerdings mit Zusatzkosten von 30 Cent pro Kubikmeter. Die würden der Firma in Rechnung gestellt.Iris Häfner

 

Info Die Tunnelbohrmaschinen brauchen das Wasser, um das Schiefergestein geschmeidig zu machen. So lässt es sich einfacher abgraben. Das bedeutet jedoch, dass es recht feuchtigkeitslastig an die Tagesoberfläche gelangt. Um das Material wieder zu binden, kommt Kalk zum Einsatz. Der wiederum staubt recht heftig und „weißelt“ die Umgebung auch außerhalb der Baustellenzäune je nach Windrichtung und -stärke ein - weshalb der Radweg zwischen Kirchheim und Nabern auch großzügig verlegt worden ist.