Weilheim · Lenningen · Umland
Ehrgeiz und Gemeinschaftssinn halten den Verein zusammen

Jubiläum Mit einem eisernen Salonreck, einem hölzernen Barren und einer sturmsicheren Laterne fing alles an. Der Turnverein Unterlenningen kann auf 125 Jahre Vereinsgeschichte blicken und hat das nun gebührend gefeiert. Von Helga Single

Mit großem ehrenamtlichen Engagement haben die Verantwortlichen aus den Abteilungen des TVU ein tatkräftiges Orgateam gebildet und die Aufgaben zum Jubiläum in die Hand genommen. Ein eingespielter Videoclip stellte den zahlreichen Gästen in der Sulzburghalle die Enthusiasten vor, alle gekleidet in den neu entworfenen Vereins-Shirts. In Mutmacherposen mit Daumen nach oben und einem „Yes“ auf den Lippen haben sie sich vorgestellt und auf das 125-jährige Bestehen des Vereins in unzähligen Stunden hingearbeitet.

Der Ehrenvorsitzender Manfred Eichhorn lobte das Team in seinem Grußwort: „Die Jungen haben die Herausforderungen zielstrebig mit neuen Arbeitsweisen angepackt. Manfred, die brauchen deine klugen Ratschläge nicht mehr“, stellte er als „Alter Hase“ fest, um dann mit Zuversicht zu erkennen: „Ihr seid ein Gewinn für den Verein.“ Mit dem Shirt in Schwarz oder Weiß, das die Koordinaten ihres Vereinsheims Jahnhaus aufgedruckt hatte, war ihnen ein besonderer Wurf gelungen. Viele der Anwesenden trugen es.

Eine große Ausstellung mit vielen privaten Fotos und Textbeiträgen auf Stellwänden im Foyer der Sulzburghalle gab Einblicke bis zu den Anfängen am 2. Juli 1898, als sich neun sportbegeisterte Turner in der „Linde“ trafen und den Turnverein Unterlenningen aus der Taufe hoben. Bereits ein Jahr später stellte die Gemeinde den landwirtschaftlich genutzten Flachs-Brechplatz hinter dem Backhaus als Turnplatz im Freien zur Verfügung. Mit Turnen und Leichtathletik legten sie los. Auf das Feiern verstand man sich damals schon gut, und so wurde im Juni 1912 in einem dreitägigen Festakt die Vereinsfahne eingeweiht, die heute als eines der Exponate in der Ausstellung zu bestaunen ist.

Wie damals erfolgt auch heute wieder der zweite Teil des Jubiläums mit einem dreitägigen Festakt im Juni. In all den Jahren prägte der Verein das gesellschaftliche Leben in Unterlenningen und ist tief mit der Gemeinde verwurzelt. Viele Auf und Abs habe er überstanden und so manche „Klippe“ umschifft, wie einige der Festrednerinnen und Festredner hervorhoben. Bis 1929 war er ein reiner Männerverein“ Zum Turnen und zur Leichtathletik kam eine Faustballmannschaft dazu, die aus dem Stand ein Jahr nach der Gründung zu den Württembergischen Meisterschaften nach Ulm fuhr. Mit der Zeit wurden weitere Abteilungen gegründet und unzählige sportliche Erfolge in Einzel- oder Gruppenleistung gab es seither zu verzeichnen. Allein 2021 kamen aus den Reihen des TVU zwei Europameister im Inline-Alpin-Fahren.

Mit elf Abteilungen deckt der Verein ein breites sportliches Spektrum ab und bietet für jede Altersgruppe etwas. Als der erste Vorsitzende Friedrich Blocher in seinem Grußwort erwähnte, dass 1960 mit der „Hausfrauen-Gymnastik“ die Fitnesswelle im Verein eingeläutet wurde, erntete er Gelächter. Zu unbedarft und naiv muteten die Anfänge im Vergleich zum heutigen Fitnessprogramm an. Doch bei aller Euphorie verschwieg er die Probleme nicht. „Anforderungen an den Verein, veränderte Regularien und die Einführung neuer Bestimmungen machten die Arbeit nicht einfacher, sondern umfangreicher“, sagte er, während die Bereitschaft der Mitglieder, sich einzubringen, rückläufig sei. In der Coronazeit hätte manch einer beschlossen, dem Verein den Rücken zu zu kehren. Der demographische Wandel und Nachwuchsmangel zwängen zu Fusionen und Kooperationen, so Friedrich Blocher. 2018 entstand bereits ein Zusammenschluss der Handball-SG mit dem TSV Owen zur HSG OLE. Im Fußball ging man den gleichen Weg.

Haben sich für den TV Unterlenningen verdient gemacht (von links): der erste Vorsitzender Friedrich Blocher, Uli Großhans, Anja Baumann, Günther Dangel, Arnd Schmid, Mirjam Seili-Gökeler, Elke Rudolph, Wilfried Längerer und Walter Rudolph. Foto: Helga Single

Als Dank für die gute Arbeit hatte Margot Kemmler vom Württembergischen Landessportbund einen Scheck über 250 Euro und für Friedrich Blocher die Ehrenurkunde des Landessportbundes im Gepäck. Bürgermeister Michael Schlecht versprach 1250 Euro für die Vereinskasse, „für jedes Jahr zehn Euro“. Weiteren Gratulanten vor dem gemütlichen Teil des Abends waren Willi Kretzer vom Schwäbischen Turnerbund und Simon Knabe vom Musikverein.

Ehrungen verdienter Mitglieder

Der zweite Vorsitzende Richard Hohensteiner wurde für seinen unermüdlichen Einsatz für den Verein geehrt und Sonja Suchanek ist seit 50 Jahren ununterbrochen als Übungsleiterin im „Jedermannturnen“ aktiv.

Urkunden im Mannschaftssport gab es für die Männer im Handball und Sportkegeln sowie für die Damen im Tecksportkegeln.

Für 60 Jahre Vereinszugehörigkeit wurden Werner Haug und Siegfried Ochs geehrt, für 50 Jahre Albrecht Bengel, Herbert Braun, Irene Holder, Wilfried Längerer, Hildegard Pauer und Gitta Reichenecker, für 40 Jahre Simone Allgaier, Heidrun Goebe, Elke Rudolph, Arnd Schmid, Mirjam Seili-Gökeler und Leni Wezel und für 25 Jahre Julia Barth, Anja Baumann, Günther Dangel, Inge Dangel, Karl- Ulrich Großhans, Daniel Rauscher, Heike Reichersdörfer und Herbert Weinzierl. hs