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„Ein Bekenntnis zum Standort“

Bildung Der Dehoga investiert 14 Millionen in den Campus und die Akademie in Bad Überkingen. Aus der Politik gibt es Lob für die Modernisierung der Gastro-Lernwelt und den neu entstandenen Wohnraum. Von Diana Prutzer

In der Showküche konnten sich die Ministerinnen Nicole Razavi und Nicole Hoffmeister-Kraut beim Zubereiten eines Desserts von der modernen Ausstattung selbst ein Bild machen. Von einer echten „Hightech-Küche“ sprach Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut anschließend in ihrer Rede zur Einweihung des Campus und der Akademie des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Bad Überkingen. 14 Millionen Euro hat der Verband in die Aus- und Weiterbildung am Standort investiert.

Sein Internat hat der Dehoga um einen dreistöckigen Anbau erweitert: 38 moderne Zimmer sind entstanden. Während ihres Blockunterrichts an der Berufsschule können nun 478 Auszubildende statt bisher 405 dort wohnen. Auch Seminarteilnehmer der benachbarten Akademie können übernachten. Wo früher ein Basketballplatz war, sind auf dem Campus nun Restaurant und Bistro. Einige Meter weiter entstehen Volleyball-, Basketball- und Soccerplatz sowie eine „Chill-Area“. Ein Kino, Wäscheraum, Fitnessräume und ein „Gaming“-Raum sollen noch dazukommen.

Viele junge Menschen könnten sich von ihrem Azubi-Lohn keine Wohnung oder Zimmer mehr leisten, sagte Nicole Razavi, Baden-Württembergs Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen. Deshalb empfiehlt sie anderen Verbänden, es der Dehoga nachzumachen und für den Nachwuchs Wohnraum zu schaffen.

Kamera überträgt Kochvorgang

Rundum erneuert und weiterentwickelt erscheint die Akademie. Drei Millionen Euro hat der Verband laut seines Landesvorsitzenden Fritz Engelhardt investiert. Drei Hotel-Trainingszimmer mit unterschiedlichen Böden sind entstanden, die bundesweit einzigartig seien. Dort sollen Housekeeping und Zimmervermarktung geschult werden. Praktisch ausgebildet wird auch an einer neuen Lernbar und in der Showküche mit Induktionsplatten und Wok. Eine Kamera überträgt, was am Herd und auf der Arbeitsfläche passiert, auf einen Bildschirm. „Durch unsere Investitionen ermöglichen wir noch mehr Interaktivität und noch mehr digitale Vernetzung bei unseren Weiterbildungsangeboten“, erklärte Fritz Engelhardt.

Aus ganz Deutschland kommen Azubis nach Bad Überkingen. „Dieser beschauliche Ort ist eine veritable Bildungsmetropole für unsere Branche“, betonte er. Die Investition und das Projekt bezeichnet Bad Überkingens Bürgermeister Matthias Heim als „Glücksfall“ für die Gemeinde. Die Planung habe sie deshalb intensiv unterstützt, einen neuen Bebauungsplan aufgestellt und die Kosten dafür getragen. „Ich bin froh und dankbar, dass die Entscheidung für diese umfangreichen Investitionen in Bad Überkingen gefallen ist“, sagt der Rathauschef. Jetzt sei ein „einmaliger Bildungscampus“ entstanden, der den Standort nachhaltig sichere. Auch Nicole Razavi hob die Bedeutung für Bad Überkingen, das Obere Filstal und den Landkreis hervor und sprach von einem „Aushängeschild“. Hier bewahrheite sich, wovon oft gesprochen wird: gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land. „Die Hidden Champions des Landes sitzen nicht in den Ballungsräumen, sondern im ländlichen Raum“, betonte die Ministerin. Mit der Akademie- und Campus-Eröffnung stärke man das. „Heute kommt zusammen, was zusammen gehört – Bad Überkingen und der Dehoga, Regionalität und Spitzengastronomie und vor allem junge Menschen und eine gute Ausbildung“, resümierte sie.

Duale Ausbildung stärken

Land und Bund waren mit Zuschüssen in Höhe von 70 Prozent beteiligt. Durch den Dehoga-Förderverein sei die Investition von elf Millionen Euro in den Campus umfangreich unterstützt worden, sagte Fritz Engelhardt. Auch der Paul-Kerschensteiner-Stiftung und dem Landkreis Göppingen dankte er für die finanzielle Unterstützung. Landrat Edgar Wolff hob hervor, welche „Strahlkraft“ der Standort weit über die Landkreisgrenzen hinaus habe. „Ich bin dankbar dafür, dass der Dehoga ein klares Bekenntnis zu diesem Standort gibt“, freute er sich. Der Fachkräfte- und Personalmangel schlage jedoch auch dort durch. Der Campus sei deshalb eine „Werbung für eine duale Ausbildung“. Deren Bedeutung hob auch Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hervor. Mit dem Ausbau in Bad Überkingen sei die Attraktivität der Ausbildung ausgebaut worden. „Es ist ein Meilenstein, den Sie hier gegangen sind“, meinte sie. Die Gastro-Lernwelt und das Konzept des Seminarzentrums begeistere. dp