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Ein Faible für französische Satire

Der Notzinger Künstler Samy Virmoux sammelt seit Jahren Satiremagazine und ist kreativer Hobbykoch

Wenn der Notzinger Künstler Samy Virmoux mal nicht an einer neuen Holzskulptur arbeitet oder mit Ölfarbe und Kohlestiften neue Bilder erschafft, dann ist er möglicherweise in seiner Küche oder beim Schmökern in seiner Sammlung französischer Satiremagazine zu finden.

Samy Virmoux mit den beiden Charlie-Hebdo-Ausgaben: links eine Ausgabe vom Juni 2015 und rechts die erste Ausgabe unter dem heut
Samy Virmoux mit den beiden Charlie-Hebdo-Ausgaben: links eine Ausgabe vom Juni 2015 und rechts die erste Ausgabe unter dem heutigen Namen vom 23. November 1970. Foto: Katja Eisenhardt

Notzingen. Samy Virmoux ist 1964 im kleinen französischen Küstenörtchen La Faute-sur-Mer im Departement Vendeé geboren. Von 1984 bis 1987 studierte er in Nantes an der Ecole des Beaux Arts, schloss in den Jahren 1988 bis 1991 eine Buchbinderlehre beim Kunstkabinett Kirchheim an und absolvierte zwischen 1993 und 1994 zusätzlich eine Ausbildung zum Buchrestaurator. Diesen Beruf übt er bis heute aus, seit 1995 ist Samy Virmoux zudem als freischaffender Künstler in den Bereichen Malerei und Holzbildhauerei tätig.

Neben seinem abwechslungsreichen Beruf hat der Notzinger ein langjähriges Hobby: Virmoux ist ein großer Liebhaber französischer Satire-Magazine. In seinen gut gefüllten Regalen finden sich zahlreiche, ordentlich nach Erscheinungsjahr sortierte Ausgaben von Charlie Hebdo und dessen Vorgänger Hara-Kiri. „Charlie Hebdo habe ich seit etwa zehn Jahren abonniert, wöchentlich kommt die neueste Ausgabe. Das Magazin kannte man hier vor dem Anschlag am 7. Januar auf die Redaktion in Paris kaum.“ Als er von der furchtbaren Tat gehört hat, habe er es zunächst überhaupt nicht glauben können, erinnert sich Virmoux und schüttelt den Kopf. Dann beginnt er die Entstehung des Satiremagazins zu erklären. „Angefangen hat alles mit Hara-Kiri, die erste Ausgabe kam im September 1960 heraus. Vor etwa sechs Jahren, habe ich angefangen, die alten Hefte zu sammeln.“ Hara-Kiri, das monatlich erschien, sei eine sehr humoristische Zeitschrift gewesen, lange nicht so politisch wie die heutigen Ausgaben von Charlie Hebdo. Gegründet wurde Hara-Kiri – in dem beispielsweise aktuelle Werbeprodukte aufs Korn genommen wurden – vom Journalisten, Schriftsteller und Karikaturisten François Cavanna (1923–2014) und dem Humoristen Georges Bernier – bekannt als „Professeur Choron“ (1929–2005). Wenn Samy Virmoux von den beiden erzählt und in seinen gesammelten Werken blättert, schwappt schnell seine Begeisterung für deren Humor über.

„Cavanna hat auch sehr interessante Romane geschrieben, außerdem haben die beiden als erste in Frankreich amerikanische Cartoons in ihrem Magazin übersetzt, etwa die von den Peanuts mit Charlie Brown. Ich mag den Stil und Humor von Cavanna sehr, das ist für mich auch meine Kindheit und Jugend“, so Virmoux. Ab Februar 1969 erschien parallel zum monatlichen Heft dann wöchentlich auch „L‘Hebdo Hara-Kiri“. Die monatlichen Ausgaben endeten 1985. „Die wöchentliche Ausgabe wurde bereits 1970 verboten, als der Regierung der Titel anlässlich Charles de Gaulles Tod nicht passte. Es musste also schnell ein neuer Name her, um weitermachen zu können. So entstand ‚Charlie Hebdo‘: Charlie kommt von der aus den Peanuts-Cartoons bekannten Figur Charlie Brown und Hebdo bedeutet nichts anderes als wöchentlich – französch hebdomadaire“, erklärt Virmoux.

Neben seinem Faible für französische Satiremagazine finden sich in Virmoux‘ Regalen auch einige Kunstbücher von Georg Baselitz, Maler und Bildhauer: „Das, was er macht, ist für mich Kunst“, sagt Virmoux, dessen eigene Skulpturen an jene in den Büchern zu Baselitz‘ Werk erinnern. Doch nicht nur in seiner Kunst, auch in der heimischen Küche lässt Samy Virmoux seiner Kreativität täglich freien Lauf: „Ich koche gern französisch, italienisch oder auch türkisch – und auch das auf meine Art. Das heißt: Auch hier wird immer wieder etwas ausprobiert, was mir gerade so in den Sinn kommt.“ Backen könne er dafür überhaupt nicht. „Dafür ist dann meine Frau zuständig“, erklärt der Hobbykoch und lacht. Beim Kochen habe man, was die Rezepte angeht, etwas mehr Freiheiten und Spielraum, das komme seiner Arbeitsweise eher entgegen.

Mindestens einmal pro Jahr – „hoffentlich auch bald wieder öfter“ – zieht es Samy Virmoux in seine Heimat, nach La Faute-sur-Mer. Dort wartet das nächste Projekt: Er renoviert das Haus seines Großvaters. „Vielleicht können wir daraus dann mal ein Ferienhaus für uns machen, das wäre schön“, so der Traum. „La Faute-sur-Mer hat nur etwa 1 000 Einwohner, aber allein schon die Lage direkt am Meer ist einfach unbezahlbar.“