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Ein heißes Pflaster für neue Talente

Musikalischer Nachwuchs überzeugt beim 11. Kirchheimer Musikpreis

Ganz ins Spiel vertieft: Lilly Linsbauer bei ihrem Vortrag auf der Harfe. Foto: Johannes Stortz
Ganz ins Spiel vertieft: Lilly Linsbauer bei ihrem Vortrag auf der Harfe. Foto: Johannes Stortz

Kirchheim. Samstagmorgen im Schlössle: Bei tropischen Temperaturen nimmt Johanna Würth im Vortragssaal Platz. Die jüngste Teilnehmerin darf den Wettbewerb eröffnen und entlockt ihrer Harfe

Stefanie Werner

konzentriert und mit Hingabe die ersten Töne. Für die Zuhörer ein zauberhafter Auftakt des 11. Kirchheimer Musikpreises, für Johanna ein verdienter zweiter Preis.

Heuer ist es wieder so weit: Der im zweijährigen Rhythmus ausgetragene Kirchheimer Musikpreis wurde von der Musikschule Kirchheim und der Volksbank Kirchheim-Nürtingen ausgelobt. Er richtet sich an junge Nachwuchsmusiker aus Kirchheim und soll besonders die Freude der jungen Menschen am Musizieren fördern.

In Altersgruppe I sind schon Siebenjährige dabei. Die Klavierbank am Flügel wird hochgeschraubt, die Pedalverlängerung installiert. Was dann erklingt, lässt jedoch beinahe vergessen, dass hier Grundschüler der ersten oder zweiten Klasse vor dem Pub­likum spielen – wie Joshua Hunter, der am Klavier mit beachtlicher Fingerfertigkeit und tiefer Musikalität beeindruckt. Trotz seines jungen Alters hat er sich das Tasteninstrument schon zu eigen gemacht, was sich im Ausdruck und der künstlerischen Reife niederschlägt. Der erste Preis ist ein beachtlicher Erfolg für den gerade Achtjährigen.

Bei den 38 Kindern und Jugendlichen, die beim Musikpreis teilnehmen, dominieren die höheren Altersgruppen, doch immerhin sind von den Sieben- bis Zwölfjährigen 14  Kandidaten dabei. Während ihre Altersgenossen den Tag im Freibad verbringen, präsentieren die jungen Musiker ihre kurzen Stücke bereits nahezu fehlerfrei und virtuos.

Für manche Kinder ist dies nicht die erste Teilnahme am Kirchheimer Musikpreis. Auch Eva-Rabea Ihring hat schon Erfahrung mit dem Wettbewerb. In diesem Jahr kann sie sich über einen ersten Preis freuen, weil ihr sauber intoniertes Geigenspiel, ihr feiner Strich und ihre schon recht gute Springbogen-Technik überzeugen. Mit dem Stück „Der Clown“ zeigt sie bereits die Vielfältigkeit ihres Instruments und amüsiert das Publikum mit musikalischen Überraschungseffekten. In Altersgruppe IV gesellen sich Fagott und Gesang zum Fächerkanon. Auch das erste Ensemble tritt auf. Sarah Hauschild am Klavier und Pia Zehle an der Violine sind schon fast „alte Hasen“ und doch erst 13  Jahre alt. Beide haben bereits in Einzelwertungen an den Wettbewerben der vergangenen Jahre teilgenommen, nun haben sie sich für eine gemeinsame Wertung als Duo entschieden. Ihr rundum gelungener und gut aufeinander abgestimmter Vortrag beschert ihnen nicht nur einen zweiten Preis, sondern auch einen Förderpreis, den die Jury zusätzlich für den Erwerb von Notenmaterial oder weitere Unterrichtsstunden verteilen darf.

Auch am Sonntagvormittag kämpft manch einer sehr mit der Hitze. Trotzdem werden Höchstleistungen abgeliefert: Ganz vorn liegen die Pianistinnen und Querflötistinnen in der Altersgruppe V mit lauter ersten Preisen. Nun kann man hören, dass sich die Jugendlichen nach jahrelangem Musikunterricht auf ihrem Ins­trument ausdrücken können – und dies auf verschiedenste Art und Weise. Tabea Wolff führt auf der Querflöte mit dem Stück „Kalaïs“ des Isländers Sigurbjörnsson vor, welche Möglichkeiten moderne Spieltechniken bieten: mit Zischlauten, Flüster- und Pfeiftönen, mit Flatterzunge und der bekannten Shakuhachi-Technik erzählt sie die Geschichte des Sohnes vom Windgott mit den purpurfarbenen Flügeln.

In der Altersgruppe VI sind die Streicher in der Mehrzahl: fünf Jugendliche, davon ein Geschwisterpaar im Duo Violine/Violoncello, spielen ihr Programm. Herausragend präsentiert Felix Brauneisen Werke von Bach und Martinû auf dem Violoncello, was mit einem ersten Preis mitsamt Förderpreis gewürdigt wird. Auch Julian Nürk, einem erst 16-jährigen Gitarristen, ist die innige Verbindung zu seinem Instrument anzuhören, seine hochkarätige Fuge von Bach, die bereits das Niveau von Musikhochschulprüfungen erfüllt, spielt er technisch perfekt und voller Passion und erhält verdient einen ersten Preis mit Förderpreis.

Im Gesang besticht die Sopranistin Sonnhild Beyer, die bereits auf mehrere Siege im Bundeswettbewerb von „Jugend musiziert“ zurückblicken kann, durch eine beachtlich reife Stimme wie auch musikalische Brillanz und zieht souverän alle Register. Auch dies: ein erster Preis.

Mit einem temperamentvollen Programm beschließt der einzige Saxofonist des Wettbewerbs, Jonathan Weinmann, den 11. Kirchheimer Musikpreis, der am kommenden Sonntag um 11 Uhr mit dem Preisträgerkonzert im Bohnauhaus noch einmal aufleben wird.