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Ein Hort für die Grundschulkinder

Pädagogik Im Dettinger Gemeinderat berichten Rektorin Marita Mayer und Yvonne Spitzenberger, Leiterin des Schülerhorts über ihre Arbeit. Von Iris Häfner

Nach dem Essen und der Lernzeit können die Kinder ihre freie Zeit beispielsweise im Leseraum verbringen. Foto: Carsten Riedl
Nach dem Essen und der Lernzeit können die Kinder ihre freie Zeit beispielsweise im Leseraum verbringen. Foto: Carsten Riedl

Die gesellschaftlichen Veränderungen machen auch vor der Dettinger Dorfidylle nicht halt. Die angeblich heile Welt der Biedermeierzeit war gestern. Heute arbeiten Mutter und Vater - und es gibt die unendliche Bilderflut via Fernsehen, Internet, Smart-Phone und gewaltverherrlichende Computerspiele, die nicht selten auch Erwachsene überfordert. Wie sollen sich Kinder da orientieren?

Die Gemeinde Dettingen will zumindest den Grundschülern eine Hilfestellung mit Schulsozialarbeit, Schülerhort und Ganztagsgrundschule geben. Im Schuljahr 2015/2016 wurde die Ganztagsschule und mit ihr die Schulsozialarbeit an der Teckschule eingeführt. Dieses Angebot können die Schüler der Klassen drei und vier von Montag bis Mittwoch bis 15 Uhr in Anspruch nehmen. Die Eltern bezahlen nichts, die Gemeinde kommt für die Kosten auf. Das „Mittagsband“ läuft unter der Federführung des Horts von 12 bis 13.30 Uhr. In der Zeit gibt es jeweils halbstündig Mittagessen, dann Lernzeit - oder umgekehrt. Freizeit haben beide Gruppen gemeinsam von 13 bis 13.30 Uhr. Wer sein Kind bis 17 Uhr, und das auch donnerstags und freitags, betreut haben möchte, hat dazu im Hort die Möglichkeit. Dort finden auch die Erst- und Zweitklässler zu den kompletten Zeiten ihren geschützten Raum, dafür sind dann aber ähnlich wie im Kindergarten Gebühren fällig.

Eine Vernetzung zwischen Schule und Hort war deshalb seit dem vergangenen Schuljahr gefordert. Wie die aussieht, darüber berichteten die Leiterin des Horts, Yvonne Spitzenberger, und Marita Mayer, Rektorin der Teckschule, im Gemeinderat. Den Anfang machte Yvonne Spitzenberger. Schnell wurde klar, die Zusammenarbeit klappt. Beide Institutionen arbeiten mit- und nicht gegeneinander, denn im Vordergrund stehen die Kinder und deren möglichst positive Entwicklung. Ein wichtiges Stichwort lautet deshalb Prävention. Die soziale Kompetenz soll schon bei den Kleinen verankert werden. Das fängt beispielsweise auf dem Pausenhof an, damit kleine Rangeleien nicht eskalieren. Hier soll es wie in den weiterführenden Schulen Streitschlichter geben.

Das Angebot wird von den Eltern gerne angenommen. Für den Hort sind 99 Kinder angemeldet, davon kommen 59 Kinder aus der Ganztagsschule. „Wir haben dafür die alte Schule komplett vom Erdgeschoss bis unters Dach in Beschlag genommen “, sagte Yvonne Spitzenberger. Weil der Platz nicht reicht, hilft die Kirchengemeinde aus, im Familienzentrum ist seit September eine Gruppe untergebracht.

Die Gemeinderäte interessierten die Ursachen, weshalb Erziehungsarbeit immer mehr von den Eltern delegiert wird, hin zu Schule, Kindergarten und Hort. „Eltern haben immer weniger Sicherheit. Es gibt keine Orientierung mehr wie sie früher etwa die Kirche gegeben hat“, erklärte Marita Mayer. Mangelndes Engagement unterstellt sie dabei den Eltern keineswegs, meterweise wären Erziehungsratgeber in den Regalen zu finden. „Die Welt verändert sich aber so schnell, da besteht Unsicherheit, was das Beste für das Kind ist“, so die Rektorin. Dabei verschweigt sie die Schere durchaus nicht. Auf der einen Seite gibt es Eltern, die sehr wenig Potenzial mitbringen, oder derart überarbeitet sind, dass sie zu Erziehungsarbeit nicht mehr vollauf in der Lage sind. Im Gegensatz dazu fordern die anderen das Maximale von ihrem Nachwuchs und bauen damit einen riesigen Druck auf die Kinder auf. „Selbst die Note zwei ist dann nicht gut genug. Für diejenigen wollen wir einen Schonraum schaffen“, führte Marita Mayer aus und stellte klar: „Perfektion ist nichts Gutes.“ Vor allem Mädchen, die es allen Recht machen wollen, würden unter solchen Erwartungshaltungen leiden.

Die beiden Pädagoginnen konnten den Gemeinderat überzeugen, eine unbefristete 50 Prozent-Stelle zu schaffen, um die von Yvonne Spitzenberger begonnene Schulsozialarbeit an der Teckschule erfolgreich fortführen zu können. Bei einer Gegenstimme wurde die Verwaltung beauftragt, nach einer geeigneten Bewerberin Ausschau zu halten.