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Ein kleines Auto für ganz großes Glück

Oldtimer Kevin Haible ist ein Mann vom Fach: Der technische Leiter beim TÜV Süd in Kirchheim und Nürtingen hat bei gutem Wetter jede Menge (Fahr-)Spaß mit seinem Triumph Spitfire. Von Cornelia Wahl

Kevin Haible und sein gutes Stück: Der Triumph Spitfire 1¿500 aus dem Jahr 1980.Fotos: Claudia Wahl
Kevin Haible und sein gutes Stück: Der Triumph Spitfire 1¿500 aus dem Jahr 1980.Fotos: Claudia Wahl

Blauer Himmel und Sonnenstrahlen, die angenehme Temperaturen auf der Erde bescheren - Wetter zum Cabrio fahren. Und perfekte Bedingungen für einen Hitzkopf. Als Kevin Haible die Tore zu einem kleinen Verließ hinter zwei grünen Holtüren öffnet, geht einem Oldtimer-Liebhaber das Herz auf: Denn hier steht ein orangeroter Triumph Spitfire 1 500, Baujahr 1980. Allein schon die knallige Lackfarbe verströmt gute Laune. Ob der Spitfire (zu Deutsch „Hitzkopf“) wohl anspringen will? Sein Besitzer jedenfalls ist sich da nicht so ganz sicher. Schließlich hat er den Oldtimer dieses Jahr erst einmal bis kurz vor die Tür gefahren.

Die Spannung steigt: Haible dreht den Schlüssel im Zündschloss. Und tatsächlich, beim zweiten Versuch ein kleines Hüsteln. Dann schüttelt sich der Vierzylinder-Motor kurz und springt an. Doch erst im Freien entfaltet der Roadster im gleißenden Sonnenlicht seine wahre Schönheit, verteilt auf 3,38 Meter Länge. So wie er ausschaut mit seinen 39 Jahren, ist es kaum zu glauben, dass er einst „vom ADAC mit der ‚silbernen Zitrone‘ für seine Mängelanfälligkeit ausgezeichnet wurde“, wie Kevin Haible so nebenbei anmerkt.

Ersatzteile sind preiswert

Eigentlich unglaublich: Hier steht ein „völlig unrestaurierter, weitgehend rostfreier“ Oldtimer. Na gut, ein paar kleinere Lackabplatzer, die Sitzbezüge an mancher Stelle reparaturbedürftig, aber für ein fast vier Jahrzehnte langes Autoleben ist das nichts. „Nur der linke Kotflügel wurde mal unsauber nachlackiert, das stört mich ein bisschen“, sagt er. Ansonsten aber merkt man Haible zweifellos an, dass er stolz ist auf den Oldie, den er seit eineinhalb Jahren sein Eigen nennt.

Der Triumph ist ein Roadster für kleines Geld und scheinbar auch für großes Glück. Auch wenn Haible zeitnah ein paar Verbesserungen plant. So zum Beispiel will der das Holz am spartanisch bestückten Armaturenbrett gegen gebürstete Eiche und das Verdeck gegen eine Persenning austauschen. Und er fügt mit einem Lächeln im Gesicht hinzu: „Es gibt immer etwas zu tun. Ich bin fast soviel am Schrauben wie am Fahren.“ Aber das mache nichts, die Technik lasse sich einfach reparieren. Die Bauteile sind günstig zu bekommen. Die 1 000 Euro für einen Satz Original-Speichenfelgen findet Haible allerdings übertrieben. Für gleiches Geld gibt es schließlich bereits einen Originalmotor.

Fahren mit Gefühl

Nach der genauen Inspektion freut sich der kleine Hitzkopf auf die erste größere Ausfahrt in dieser Saison. Schon gleich nach dem Start wird klar: Der Name hält, was er verspricht. Einen Triumph Spitfire zu bewegen, heißt pures Fahrerlebnis. Bei offenem Verdeck nehmen die Ohren synchron zur Gaspedalbewegung einen sportlichen Sound wahr. Das 69-PS-Originaltriebwerk lässt die 800 Kilogramm Gewicht in gefühlter Windeseile nach vorne stürmen. Wind ist ein gutes Stichwort, denn einen Abweiser desselbigen für den Innenraum gibt es nicht. Und weil man in dem Roadster so tief sitzt, bekommt man auch von der Umwelt so ganz andere Ansichten. Irgendwie fühlt man sich an der Ampel wie ein kleines Kind: Mancher Pkw nebenan erscheint, als wäre er zum Lkw gewachsen - so tief kauert der Spitfire am Boden.

Die Ampel schaltet auf Grün, die Fahrt geht weiter. Die Zwei-Punkt-Gurte geben ihr Bestes, um einen im Sitz zu halten, wenn es sportlich durch die Biegungen geht. Dabei wird schnell klar: Fahren mit dem Spitfire heißt Fahren mit Gefühl. Keine Lenkungsverstärkung, die die Richtungsvorgabe erleichtert. Kein ABS, das beim Bremsen hilft. Kein ESP, das den Wagen in brenzligen Situationen in der Spur hält, wenn der Pilot die Grenzen auslotet. Nein, das Einzige was einen hier auf der Straße hält, ist das Vertrauen in das Popometer. „Man bekommt ein ganz anderes Verhältnis zur Geschwindigkeit“, sagt Haible freudig und zeigt sich selber erstaunt, wie gut sein Oldie nach dem Winter fährt.