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Ein Kultschlager und seine Geschichte

Kultur Um „Lili Marleen“, dem wohl bekanntesten deutschen Soldatenlied, geht es in der aktuellen Ausstellung im Ebersbacher Stadtmuseum „Alte Post“, auf der Such nach dem Mythos. Von Margit Haas

Schautafeln, Ausstellungsstücke und Hörproben vermitteln die ganze Faszination von „Lili Marleen“.Foto: Margit Haas
Schautafeln, Ausstellungsstücke und Hörproben vermitteln die ganze Faszination von „Lili Marleen“.Foto: Margit Haas

Vor der Kaserne, vor dem großen Tor stand eine Laterne. Und steht sie noch davor“ - wohl jeder kennt mindestens die Anfangszeilen des von Hans Leip geschriebenen und von Norbert Schultze vertonten Soldatenliedes, das eine beispiellose Karriere gemacht hat.

Am berühmtesten dürften die Interpretationen von Lale Andersen und Marlene Dietrich sein. Aber auch Eric Burdon and the Animals oder der Komponist, Sänger, Produzent und Hörspielautor Oliver Augst haben das wohl bekannteste Soldatenlied - der amerikanische Soldatensender spielte es 1971 in Saigon - auf ihre ganz eigene Weise eingespielt. Zu hören sind diese Interpretationen derzeit im Ebersbacher Stadtmuseum „Alte Post“. Dort zeigt Museumsleiter Uwe Geiger noch bis Anfang Juli die Ausstellung „Lili Marleen. Ein Schlager macht Geschichte“. Er hatte vor einiger Zeit von einer Ebersbacherin ein altes Koffergrammofon überlassen bekommen, zu dem auch ein ganzer Koffer voller alter Schellackplatten gehörte. Dabei war auch eine Aufnahme des Liedes mit Willy Schneider aus dem Jahre 1941.

In dem Jahr hatte das Lied seinen Siegeszug angetreten. Es war erstmals vom Soldatensender Belgrad gespielt worden und wurde sofort zum Liebling der Hörerinnen und Hörer an den Volksempfängern. „Vielleicht, weil es die Sehnsüchte der Zeit widerspiegelt“, vermutet Uwe Geiger. „Liebe, Abschied, die Ungewissheit, sie hat das Leben von allen Menschen bestimmt.“ Inspiriert von den alten Schallplatten machte sich der Stadtarchivar auf die Suche nach einer entsprechenden Ausstellung und wurde bei der „Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ fündig. Sie hatte eine entsprechende Wanderausstellung konzipiert, die Geiger nun an die Fils holte.

Die Ausstellung geht dem Mythos „Lili Marleen“ auf den Grund und sie geht der Frage nach, weshalb seine Wirkungsgeschichte noch weit in die Nachkriegszeit hineinreichte. Denn bis heute ist das Lied, insbesondere in der Version von Lale Andersen, eines der erfolgreichsten deutschen Lieder des 20. Jahrhunderts. Dabei war die Künstlerin durchaus ambivalent. Ihre Karriere, die in der Vorkriegszeit begann, überdauerte das NS-Regime wie auch die Nachkriegszeit. Sie arbeitete unter den Nazis und erhielt dann Auftrittsverbot, weil sie mit jüdischen Künstlern Kontakt hielt. Ein weiteres „Gesicht“ der Lili Marleen ist Marlene Dietrich, die ab 1943 vor amerikanischen Soldaten die englische Version sang. Ja, und die Ausstellung klärt auch darüber auf, wer sie eigentlich war, diese Lili Marleen. Es waren zwei. Der Textdichter Hans Leip hatte sich in eine Lili und eine Marleen verliebt. „Und ich sagte Marleen und dachte an Lili und sagte Lili und dachte an Marleen“, sagte Leip 1915 vor seinem Abmarsch an die Kriegsfront.

BBC sendete eine Anti-Hitler-Version

Mit anderem Text: „Der Führer ist ein Schinder, das seh‘n wir hier genau, Zu Waisen macht er Kinder, zur Witwe jede Frau. Und wer an allem schuld ist, den - will ich an der Laterne seh‘n“. Die vor den Nazi-Schergen geflohene jüdische Schauspielerin Lucie Mannheim sang diese Anti-Hitler-Version des Liedes 1944, die von der britischen BBC ausgestrahlt wurde. mh