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Ein Original bewahrt die Tradition

Verbundenheit Whisky, Golf, Musik und Malerei - Alec Farrells Leidenschaften haben ihren Ursprung in seiner Heimat in Schottland. Von Katja Eisenhardt

Eine Wohlfühl-Oase für Whisky-Liebhaber: Alec Farrell inmitten seiner Schätze.Fotos: Katja Eisenhardt
Eine Wohlfühl-Oase für Whisky-Liebhaber: Alec Farrell inmitten seiner Schätze.Fotos: Katja Eisenhardt

Alec Farrell ist Schotte durch und durch. Seine Leidenschaften von Klein auf: Golf spielen und Aquarell malen - „am liebsten schottische Landschaften mit ihren Bergen und Burgen.“ Im Hausflur hängen zahlreiche seiner Werke. Und dann ist da natürlich noch der Whisky, „das Lebenswasser der Schotten“, wie Alec Farrell sagt: „Whisky und Golf gehören genauso zu Schottland wie der Dudelsack und der Kilt. Außerdem halten Whisky und Golf jung“, ist der 81-Jährige überzeugt.

Die schottischen Traditionen zu wahren ist ihm wichtig. Seit 1964 lebt Alec Farrell in Reichenbach. „Der Liebe wegen“, ist er damals ins Schwabenland gezogen. Mütterlicherseits gehört er zum schottischen Ferguson-Clan, geboren ist er 1938 in Edinburgh. „Golf spiele ich seit mittlerweile 74 Jahren. Früher habe ich selbst Golfreisen veranstaltet uns so kam es auch zum Whiskyladen in Reichenbach. Meine Kunden auf den Reisen haben immer gefragt, ob ich so was nicht machen könnte.“

Also machte der Schotte ganz offiziell ein Whiskygeschäft auf, mitten im schwäbischen Reichenbach. Bis zu 240 Sorten warteten dort inklusive regelmäßiger Verkostungen und fachlicher Beratung durch den Chef auf die Whisky-Liebhaber. „Als meine Frau dann Anfang der 2000er in den Ruhestand gegangen ist, wollte ich das eigentlich auch. Da haben meine Kunden allerdings nicht mitgemacht“, erinnert er sich und lacht. Kurzerhand wurde der Whiskyverkauf in den heimischen Keller verlegt, wo der 81-Jährige einen extra Raum für die guten Tropfen eingerichtet hat.

Nach wie vor bekommen seine Kunden, darunter vor allem langjährige Stammkunden oder auch jene, die über Konzerte seiner Band Can Seo darauf aufmerksam geworden sind, eine fachliche Beratung beim Kauf ihrer Whiskys und können natürlich auch probieren. „Das macht den Unterschied zwischen einem Fachgeschäft und dem leider zunehmenden Internetkauf aus“, so der Experte.

Vor allem aber ist der Whisky, seine Geschichte und Tradition sowie die unzähligen unterschiedlichen Varianten eine große Leidenschaft des Schotten. Für jeden Geschmack hat er etwas da. „Mit etwas Übung schmeckt man dann nach und nach immer mehr Geschmacksnoten heraus oder erkennt die Duftnoten. Dann macht es richtig Spaß“, weiß Alec Farrell. Früher wurde alles in Bourbonfässern gelagert, heute ist auch mal ein Sherryfass dabei, und der Whisky bekommt seinen Geschmack durch die Art des Fasses. „Gelagert wird er im Gegensatz zum Wein immer aufrecht, sonst nimmt er zuviel Geschmack vom Holz oder der Umgebung auf.“

Sein persönlicher Favorit, bei dem er richtig ins Schwärmen kommt, ist der Ardbeg Islay Single Malt: „Der zehn- bis 15-jährige ist optimal. Am Anfang schmeckt er etwas süßlich, mit etwas Verzögerung bekommt er süßere, malzige Geschmacksnoten, dann explodiert er im Mund mit einem torfigen und rauchigen Geschmack.“ Früher habe man den gesamten Whisky direkt aus Schottland beziehen müssen. Mit der EU kam dann eine Verkaufs-Niederlassung in Deutschland, nur Spezialabfüllungen müssen nach wie vor direkt aus Schottland geordert werden. „Mal abwarten, wie das nach dem Brexit wird, wenn Zölle auf den Whisky verhängt werden und er entsprechend teurer wird“, so Farrell.

Der älteste Whisky im seinen Regalen ist aus dem Jahr 1960, ein Glenburgie, den es heute gar nicht mehr gibt, nur noch in Privatsammlungen: „Ende der 70er-, Anfang der 80er-Jahre haben in Schottland immer mehr Destillerien geschlossen. Das war etwas voreilig, denn in den 90er-Jahren stieg die Nachfrage wieder deutlich an“, erinnert sich Farrell. Alec Farrell hat mehrere solcher Schätze im Regal und wahrt sie. Nur zum 80. Geburtstag hat er sich etwas gegönnt und einen Whisky von 1974 aufgemacht: „Ich werde ja schließlich auch nur einmal 80. Der war richtig gut.“ Ein guter Whisky brauche mindestens drei Jahre Reifungszeit, „die darunter sind Massenware, die gibt es in Schottland nicht.“ Für Einsteiger empfiehlt der Experte beispielsweise einen Glengoyne, „das ist ein milder Single Malt, aus den schottischen Lowlands. Oder auch den Highland Single Malt Edradour, beide mit zehn bis zwölf Jahren.“

Ja dann: „Slàinte“, was auf gälisch nichts anderes bedeutet als gute Gesundheit.

Rund ums schottische Nationalgetränk

13 Millionen Fässer sind in Schottland im Gebrauch. 11,7 Milliarden Liter Whisky gibt es auf Reserve und in Schottland derzeit über 130 Destillerien.

„Die meisten Leute wollen Whiskys ab sechs Jahren. Zehnjährige sind sehr lebhaft, die mit 14 bis 18 Jahren sehr harmonisch und abgerundet, ab 21 Jahren muss man aufpassen, was man für einen trinkt, denn die nehmen manchmal zu viel Gerbsäure auf“, erfährt man von Alec Farrell.

Für Einsteiger empfiehlt er milde „Lowlander“-Sorten aus der Region zwischen Edinburgh und Glasgow. Danach kommen die Whiskys aus der fruchtbaren „Speyside“-Region in den Highlands. Die von den Inseln sind rauchiger und torfiger und damit kräftiger.

Ein Blended Malt ist eine Mischung aus verschiedenen Single Malt Whiskys. „Dadurch kann man die Geschmacksrichtung steuern“, erklärt Alec Farrell. Ein Single Malt ist im Vergleich dazu eine Sorte aus einer einzigen Brennerei.

Mit etwas Übung erkennt man bei den verschiedenen Sorten nach und nach immer mehr Geschmacks- und Duftnuancen. „Die Nussigkeit kommt beispielsweise von der Gerste, der Vanillegeschmack von den Bourbon- oder Eichenfässern, Toffee ‒ also die Karamellnote durch das sogenannte Toasten der Fässer und dem anschließenden Abschaben der Oberfläche“, nennt Alec Farrell Beispiele. Kostet man einen Whisky, rät der Profi: einen ersten kleinen Schluck nehmen, „langsam im Gaumen kreisen lassen und nach sechs Sekunden schlucken.“ Nach und nach wird sich der Geschmack dann entfalten. eis