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Ein Roman verbindet Alb und Schweden

Lesung Die nach Schweden ausgewanderte Autorin Hiltrud Baier stellt im Kirchheimer Leseladen ihr Buch „Helle Tage, helle Nächte“ vor. Von Monika Läufle

Auswanderin signiert ihr Buch, das perfekt zu einem Herbstabend passt.Fotos: Monika Läufle
Auswanderin signiert ihr Buch, das perfekt zu einem Herbstabend passt.Fotos: Monika Läufle

Zu dieser Lesung hätte man am liebsten seine Kuscheldecke und eine große Tasse warmen Kakao mitgenommen. Um dann fest eingepackt, am besten noch vor einem offenen Kamin, der Stimme von Hiltrud Baier zu lauschen. Das hätte zur heimeligen Atmosphäre gepasst, die die Autorin bei ihrer Lesung im Kirchheimer Leseladen entstehen ließ. So begnügten sich die rund 40 Zuhörer mit einem Glas Rotwein und den Klappstühlen, die zwischen den Regalen aufgereiht waren. Viel mehr Stühle hätten in das Buchgeschäft auch nicht hineingepasst.

Die Idee zum Roman kam der Autorin, als sie in Schweden zum ersten Mal „wirkliche Stille“ erlebt hatte. Eine Stille, bei der man nichts, wirklich gar nichts hört. Dieser Moment hat sie so beeindruckt, dass sie diesen literarisch verwerten wollte. Sie spann eine deutsch-schwedische Familiengeschichte um zwei Frauen. Als eine der beiden Krebs bekommt, stellt sie sich ihrer Lebenslüge und schickt ihre Nichte mit einem Brief nach Lappland.

Es ist kein Buch, bei dem es Schlag auf Schlag geht. Baier nimmt sich Zeit für Beschreibungen. Ob eine Wanderung zum Schloss Hohenneuffen oder die Landschaft Lapplands. Die Stille, die den Roman inspiriert hatte, übertrug sich mühelos auf das Publikum. Gebannt hörte das Publikum zu. Mucksmäuschenstill war es. Selbst als Baier eine kurze Lesepause machte, um einen Schluck aus ihrem Wasserglas zu trinken. Neben der Stimme der Autorin hörte man nur gelegentlich die Kaffeemaschine blubbern oder ein Glas, das auf dem Boden abgestellt wurde.

Nach der Lesung durften Fragen gestellt werden. Das nutzten die Zuhörer gerne. Schließlich ist die Autorin ebenso interessant wie ihre Romanheldinnen. Geboren in Hohenlohe, lebte sie 17 Jahre lang in Kirchheim. Im Leseladen, der früher ein anderes Buchgeschäft beherbergte, arbeitet sie sogar und wohnte einige Zeit zwei Stockwerke darüber. Dann, 2001, ist die Autorin mit ihrem damaligen Lebensgefährten nach Schweden ausgewandert. Und geblieben.

So kennt sie die Roman-Schauplätze des Buches. Der Roman spielt in Beuren und in Jokkmokk, einer Gemeinde im schwedischen Lappland. Dass die vorgetragenen Beschreibungen von Beuren und Hohenneuffen stimmen, das wissen die Zuhörer aus eigener Erfahrung. Auch die Orte in Schweden, die sie im Roman beschreibt, kennt sie. In Jokkmokk lebt Baier mit ihrem Mann. In der Hütte, die nur mit einem Helikopter oder einem fünftägigen Fußmarsch erreicht werden kann, hat sie wie ihre Protagonistin übernachtet.

Bevor die Autorin den Familienroman und davor zwei Krimis geschrieben hat, veröffentlichte sie einen Ratgeber für Menschen, die nach Schweden auswandern wollen. So wusste sie auch abseits des Romans viel über Schweden und Lappland zu berichten. Sie erzählte, dass selbst im Juni noch Schnee in Nordschweden liegt, und erläuterte, welche Problemen der Klimawandel für die Rentierzucht verursacht. Dass die Besucher nicht nur von dem Buch, sondern besonders von Schweden fasziniert sind, merkte man auch, als das Publikum untereinander in der Pause Urlaubserinnerungen über das Land austauschte.

Drei Fragen an Hiltrud Baier

1. Was sind Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Nordschweden?

Wenn ich auf der Alb bin und wandere, kann ich wie in Lappland alleine sein.

2. Und die Unterschiede?

Hier ist es laut. Es sind unglaublich viele Menschen um einen herum. Will man seine Ruhe haben, muss man weiter weg gehen.

3. Wie oft kommen Sie nach Deutschland?

Immer im Frühjahr und Herbst. Dann gebe ich Schreibkurse und halte Lesungen.