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Ein rundes Heim für die Steinkäuze

Natur Dieter Schneider und Heinz Schöttner vom Nabu haben die Population der Eulen in der Region im Blick. Insgesamt 192 Bruthöhlen gibt es, die aber nicht nur von den Steinkäuzen angenommen werden. Von Lena Bautze

Ohne einen Marderschutz  hätten es die kleinen Eulen schwer. Foto: Carsten Riedl
Ohne einen Marderschutz  hätten es die kleinen Eulen schwer. Foto: Carsten Riedl
Heinz Schöttner und Dieter Schneider sind jetzt auf den Wiesen unterwegs und kontrollieren die Bruthöhlen. Foto: Markus Brändli
Heinz Schöttner und Dieter Schneider sind jetzt auf den Wiesen unterwegs und kontrollieren die Bruthöhlen. Foto: Markus Brändli

Da ist ein riesiges Hornissennest drin“, ruft Heinz Schöttner zu seinem Kollegen Dieter Schneider. Die beiden Ehrenamtlichen vom Nabu kontrollieren die Steinkauzhöhlen, die es in der Region gibt. Ungewöhnlich sei es nicht, dass sich in den Höhlen noch andere Tiere einnisten. „Es gehen auch Stare, Feldsperlinge oder beispielsweise auch der Gartenrotschwanz in die Röhren“, sagt Dieter Schneider, Gründer der Artenschutzgruppe Steinkauz vom Nabu Köngen-Wendlingen. Eine Höhle weiter werden sie dann fündig: „Hier sitzt ein Steinkauz“, freut sich Schöttner. Das Weibchen brütet auch. „Wenn der Steinkauz nach vorne schaut und die Flügel etwas anhebt, kann man davon ausgehen, dass er brütet“, erklärt Schneider.

Die Höhlen werden vom Nabu aufgebaut und betreut. Dabei ist es wichtig, dass man die Nistplätze auf einem waagrechten Stamm platziert und das am bes- ten in Streuobstwiesen. „Die Bäume sind meistens in öffentlicher Hand. Wir haben da grünes Licht von der Gemeinde“, sagt Schöttner. Aber auch auf Privatwiesen sind die Höhlen angebracht.

So sieht der Marderschutz aus Holz aus. Foto: Markus Brändli
So sieht der Marderschutz aus Holz aus. Foto: Markus Brändli

Die Nisthöhlen sind rund, ungefähr 80 Zentimeter lang und acht Kilo schwer. Jetzt ist Brutzeit der kleinen Eulen, etwas später als sonst. „Normalerweise fangen die Vögel Mitte März bis Anfang April mit dem Brüten an“, erklärt Schneider. Dieses Jahr war es ihnen zu kalt: „Der Steinkauz ist ein mediterraner Vogel“, sagt Schneider, „doch sie haben sich an die Temperaturen angepasst.“

Der Bestand an den Steinkäuzen hat sich den letzten Jahren stark entwickelt. In dem Gebiet Dettingen, Jesingen, Hochdorf, Köngen, Nabern, Holzmaden, Notzingen, Oberboihingen, Wendlingen und Lindorf gibt es insgesamt 192 Nisthöhlen. 40 von ihnen waren im vergangenen Jahr mit einem Brutpaar besetzt und ungefähr 95 Jungvögel gelangten ins beringfähige Alter. Im Jahr 2000 waren es dagegen nur 16 Brutpaare in den Höhlen und 32 Jungvögel, die beringt wurden. Aktuell werden die Höhlen noch von den Naturschützern kontrolliert und erst in vier Wochen könne man sicher sagen, wie viele Steinkäuze dieses Jahr brüten. Dieter Schneider ist sich jedoch sicher, dass die Zahlen etwa identisch seien zu denen von 2020. „Ohne die Röhren hätten wir heute keine Steinkäuze mehr“, ist sich Dieter Schneider sicher. „Der Steinkauz hat viele Feinde“, sagt er. Vor allem der Marder habe es auf die kleinen Eulen abgesehen. Deshalb haben die Höhlen auch einen Marderschutz am Eingang. Der Marderschutz ist aus Holz, bei dem zwei hintereinander versetzte Einschlupflöcher die Höhle schützen. „Damit wollen wir es dem Marder schwer machen“, sagt Schneider. Mit seinem langen Körper käme er nicht bis zum eigentlichen Nistplatz der Höhle am Ende.

Der Steinkauz brütet in der Regel nur einmal im Jahr. „Wenn ein Pärchen bei der Brut gestört wird und diese nicht fortführen kann, kann es sein, dass sie noch mal brüten“, sagt Dieter Schneider. Dabei sei das Nahrungsangebot für die Anzahl der Eier wichtig. Wenn es genügend Futter gebe, können auch mal fünf bis sechs Eier im Nest liegen, häufiger sind jedoch drei bis vier Eier. „Die Steinkauzdame brütet dann ungefähr vier Wochen“, erklärt Heinz Schöttner. Während der Zeit versorgt das Männchen das Weibchen mit Futter.

Ein Höhepunkt für die Ehrenamtlichen ist dann die Beringung der Jungvögel. Die zwei bis drei Wochen alten Vögel werden hierzu aus dem Nest geholt, vermessen und bekommen um den Fuß einen Ring mit einem Code angelegt. „Die Ringe liefern uns tolle Erkenntnisse“, sagt Dieter Schneider. Wird ein Steinkauz tot aufgefunden, könne man anhand des Ringes erkennen, wie alt die Eule ungefähr ist und woher sie kommt. So hat die Nabu-Gruppe beispielsweise vor drei Jahren in einer beliebten Bruthöhle in Dettingen ein Steinkauzweibchen aus dem Elsass entdeckt. „Das ist sehr ungewöhnlich, denn normalerweise fliegen die Käuze nicht weiter als fünf Kilometer“, erklärt Schneider. „Das Steinkauzmännchen hatte dann eine Französin zur Frau“, sagt Schöttner lachend.

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