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Ein Tag ohne Schubladen-Denken

Event Beim Mädchentag im Kirchheimer Bohnauhaus dürfen Mädchen ganz sie selbst sein und ausprobieren, was ihnen Spaß macht. Von Sabrina Kreuzer

Typisch Mädchen? Beim Mädchentag konnten alle ausprobieren, was ihnen wirklich Spaß macht - ohne dabei irgendein Geschlechterkli
Typisch Mädchen? Beim Mädchentag konnten alle ausprobieren, was ihnen wirklich Spaß macht - ohne dabei irgendein Geschlechterklischee erfüllen zu müssen.Fotos: Sabrina Kreuzer

Es ist ein wildes Getümmel im Bohnauhaus. Überall Mädchen, die lachen, reden, Spaß haben. Man kann Gesprächen lauschen wie: „Du kannst später meine Hand anmalen und ich male deine an. Das wird eine schöne Erinnerung.“ Die beiden sprechen von Gipsabdrücken ihrer Hände, die sie beim Mädchentag gefertigt haben. Seit 22 Jahren findet dieser Tag statt und ist beliebt wie eh und je.

„Es ist schön, dass wir dieses Jahr so viele junge Frauen als Workshop-Leiterinnen gewinnen konnten“, erzählt Doris Kurka vom Kommunikationszentrum für interkulturelle Zusammenarbeit (KiZ), das den Tag zusammen mit dem Pädagoginnentreff organisiert. „Wir haben Praktikantinnen der verschiedenen Einrichtungen, Frauen, die früher selbst hier waren und natürlich unser Stammpersonal.“ An unterschiedlichen Stationen betreuen sie die kleinen Besucherinnen. Sie zeigen ihnen, wie man filzt, erklären Computerprogramme oder helfen beim Speckstein-Schleifen.

„Das Bewährte kommt bei den Mädchen gut an“, meint Doris Kurka. Das Schöne am Mädchentag: Die jungen Frauen können sich mit Dingen beschäftigen, die sie interessieren, ohne dabei in Schubladen gesteckt zu werden.

Kein Streit trotz Andrangs

Es gibt Stationen wie „Hair-Styling zum Mitmachen“. Hier bekommen die Mädchen Locken gedreht und dürfen sich Strähnchen in die Haare machen lassen. Ein paar Tische weiter sitzen sie vor Spiegeln und schminken sich. Beim Mädchentag wird nichts vorgeschrieben. „Die Mädchen warten teilweise schon eine halbe Stunde vor Beginn vor der Tür. Viele von ihnen sind sehr zielstrebig und wissen ganz genau, was sie machen möchten“, sagt Doris Kurka. Dabei gibt es keine Probleme, wenn eine Station gerade voll ist. Dann warten sie einfach auf den nächsten Platz oder gehen weiter.

Nach einer Stunde haben bereits über 180 Mädchen den Weg ins Bohnauhaus gefunden - im Laufe des Tages werden es über 200 sein. Und auch wenn das nach viel klingt, die Menge verteilt sich gut. In den Räumen des KiZ und im Garten ist viel geboten und niemand tritt sich auf die Füße. Die Mädchen harmonieren miteinander, auch wenn sie aus unterschiedlichen Schulen kommen.

Das Miteinander zählt

Im Garten dürfen sie Specksteine schleifen. Sie geben sich gegenseitig Tipps, welche Form zu welchem Stein passt, mit welcher Technik man am besten fährt und freuen sich über ihre Werke. Vor dem Schuppen liegen kleine quadratische Leinwände mit bunten Bildern und Sprüchen. „Ich habe ein Bild für meine Mama zum Muttertag gemalt“, erzählt ein Mädchen stolz. Auch beim Filzen sind Geschenke für die Mamas ganz vorne dabei. „Hier hat man schnell ein Ergebnis, das ist schön“, sagt Sabine Planer, die den Stand betreut. Ebenso schnell geht‘s bei Jutta Ziller. Sie zeigt, wie man häkelt. „Je nachdem wie gut die Kinder schon häkeln können, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten“, erklärt sie. Ein Mädchen häkelt sich mit dem besonders großen Garn ein Armband, ein anderes sitzt fleißig an einem Körbchen.

Ein Stockwerk höher läuft die neunjährige Eda aufgeregt um den Tisch und ruft: „Los, Roberta! Bitte enttäusch mich nicht.“ Sie feuert einen kleinen Roboter an, den sie selbst programmiert hat. Er soll den Tisch entlangfahren, sich dann um die eigene Achse drehen und wieder zurück zur Ausgangsposition kommen. Hier sind Geduld und Ehrgeiz gefragt. Roberta wurde vom Fraunhofer Institut entwickelt und soll Kindern Naturwissenschaft und Technik näherbringen. Edas Ehrgeiz zahlt sich aus: Roberta tut das, was sie ihr befohlen hat.

Etwas ruhiger geht es bei der Traumfänger-Station zu. Die kleine Giulia sitzt auf einer Picknickdecke und spannt den Faden in ihren Traumfänger. Für sie ist es das erste Mal beim Mädchentag. Sie war bereits bei den Specksteinen und dem Acrylmalen: „Es ist alles so toll hier!“ Und wenn sie mit ihrem Traumfänger fertig ist, ist noch lange nicht Schluss: „Ich möchte noch zum Bogenschießen und Cocktails machen.“