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Ein Zeuge soll gelogen haben

Prozess Die Kirchheimer Gold-Räuber haben auch am gestrigen Prozesstag vor dem Stuttgarter Landgericht keine Angaben gemacht. Sie sollen Edelmetalle im Wert von 112 000 Euro erbeutet haben. Von Bernd Winckler

Der Werttransporter und eines der Fluchtfahrzeuge wurden von den Tätern angezündet und brannten völlig aus.
Der Werttransporter und eines der Fluchtfahrzeuge wurden von den Tätern angezündet und brannten völlig aus. Foto: 7aktuell/Jueptner

Den filmreifen Überfall am Abend des 14. Dezember vor dreieinhalb Jahren auf einen Werttransport werden die beiden aus Kasachstan stammenden Männer vor der 19. Großen Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts nicht zugeben, hört man von den Verteidigern.

Sie wurden nach über drei Jahren nach der brutalen Tat erst im Januar dieses Jahres nach einem Tipp eines mutmaßlichen dritten Mittäters festgenommen, nachdem sogar die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ erfolglos war.

Dieser mutmaßliche Tippgeber ist jetzt allerdings im Fokus der Ermittlungen und des Prozesses vor dem Stuttgarter Landgericht. Der soll die Vorbereitungen des Raubüberfalles damals im Dezember 2015 zeitnah miterlebt haben und auch dabei gewesen sein. Warum er über drei Jahre geschwiegen hat, ist unklar.

Vor Gericht geht es jetzt darum, zu klären, ob dieser Tippgeber als Zeuge ein sogenanntes Zeugnisverweigerungsrecht habe. Schließlich galt er einst als Mittäter. Er soll jedoch damals rechtzeitig aus der Straftat-Vorbereitung ausgestiegen sein und gelte zunächst nicht als Mittäter, so die Anklage.

Was dieser Zeuge der Polizei erzählte, ist laut den Vernehmungsprotokollen sehr belastend für die beiden Angeklagten, es seien aber reine Lügen, kommentieren die Verteidiger der beiden Angeklagten den Fall jetzt am zweiten Prozesstag. Er habe die Unwahrheit gesagt, und deshalb wolle er auch nicht als Zeuge aussagen, so die Anwälte.

Richter sind sich nicht sicher

Selbst die Richter der Strafkammer wissen laut ihrer gestrigen Einlassung nicht, inwieweit dieser Zeuge tatsächlich in das Geschehen vom 14. Dezember involviert war. Er soll auf jeden Fall in den Zeugenstand. Dann könne geklärt werden, ob er aussagen muss, oder nicht.

Damals sollen die zwei Männer mit einem Pkw den Werttransporter im Kirchheimer Gewerbegebiet angehalten und den Fahrer in seinem Führerhaus angegriffen haben, wobei dieser durch seine Flucht durch die Beifahrertüre weiteren Angriffen entkam. Danach fuhren die Räuber mit dem Transporter an eine nahe Autobahnbrücke, raubten dort die Edelmetall-Sendungen aus und zündeten das Fahrzeug an, das total ausbrannte.

Für die Stuttgarter Richter beginnt nun mit der Eröffnung der Beweisaufnahme ein Puzzlespiel. Direkte Tatzeugen sind rar und die Beschuldigten schweigen. Ein 27-jähriger Sicherheits-Mitarbeiter der Münchner Firma, die die Werttransporte durchführte, wurde am gestrigen zweiten Prozesstag vernommen. Er berichtete von den großen Sicherheitsvorkehrungen bei solchen Transporten, in denen meist Edelmetalle zu Schmelzereien oder an Produktionsfirmen ausgeliefert werden. So auch in diesem Fall. Das Fahrzeug sei per Video überwacht worden, als man es beladen hatte. Ob bereits hier kriminelle Insider den vorgezeichneten Weg des Fahrzeugs mitbekommen haben, wird noch ermittelt. Vom Inhalt der Ladung würden nur Eingeweihte der Lieferfirma wissen, sagte der Zeuge, schränkte aber ein, dass im Unternehmen mehrere Mitarbeiter davon Kenntnis gehabt hätten. Es handelte sich um Gold, Platin, Palladium, Silber und Rhodium, teils in Barren oder offen, verpackt in sogenannten Sicherheits-Bags.

Der Prozess vor dem Landgericht gegen die beiden mutmaßlichen Räuber wird am 5. August fortgesetzt.