Weilheim · Lenningen · Umland

Eine, die auszog, Weinkönigin zu werden

Ihren Traumjob hat sie gefunden, jetzt strebt die Dettingerin Annalena Götz die Krone als Pfälzische Weinkönigin an

Annalena Götz (Mitte) genießt die Pfalz im Kreise ihrer Mitstreiterinnen und ist drauf und dran, sich die Krone aufzusetzen.Foto
Annalena Götz (Mitte) genießt die Pfalz im Kreise ihrer Mitstreiterinnen und ist drauf und dran, sich die Krone aufzusetzen.Foto: Pfalzwein

Dettingen/Neustadt. Man muss nicht in die Südpfalz reisen, um sie zu bewundern, die fruchtbaren Hügel, an denen sich Weinreben anei­nanderreihen wie die Perlen einer

Kette. Doch hier zeigen sie sich in einer besonderen Pracht. Videoaufnahmen vom Weingut Friedrich Becker lassen tagträumen von saftigen Trauben, süßem Rotwein und zünftigen Dorffesten.

Für Annalena Götz ist all das Alltag, seit sie im August 2015 von Dettingen unter Teck nach Schweigen-Rechtenbach in Rheinland-Pfalz gezogen ist. In zwei Jahren lässt sie sich zur Winzerin ausbilden – bei jeder Wetterlage, mal draußen zwischen den Reben, mal im Klassenzimmer und mal im Weinkeller. An ihrer neuen Heimat und vor allem an ihrem neuen Beruf hat Annalena Götz so großen Gefallen gefunden, dass sie nun antritt, um die Region zu repräsentieren: Sie, die 20-jährige Schwäbin, will Pfälzische Weinkönigin werden.

Mai 2016, das Fernsehstudio des Regionalsenders RNF. Annalena Götz, weiße Bluse und braune Locken, nebst ihren vier Konkurrentinnen, stellt sich den Fragen des Moderators. Warum gerade sie, das Nesthäkchen in der Runde, die zudem noch nie „Hoheit“ war, also noch keinen Titel in Sachen Weinrepräsentanz getragen hat, Weinkönigin werden wolle, fragt er unter anderem. Götz antwortet freundlich, professionell, sympathisch.

Ihren Eltern habe sie erst mal erklären müssen, was so eine Weinkönigin macht. Und zwar? Im Dienste der Region und des Weins deutsche Städte abklappern, Messen besuchen, Feste eröffnen und Weinwissen weitergeben. Ein straffes Programm, das für jede Weinliebhaberin ein wahr gewordener Traum sein muss. Götz‘ Eltern, beide Lehrer, unterstützen sie und sind große Fans.

Zur Kandidatur angestiftet hat sie ihr Chef Friedrich Becker, erzählt Annalena Götz und lacht. Nicht jede Weinkönigin ist vom Fach; unter Götz‘ Mitstreiterinnen finden sich auch eine Bankangestellte und eine Personalreferentin. Die eine oder andere hat Angehörige, die in Wein machen. Auch Annalena Götz lernte durch ihre Familie die Weinkultur schätzen: Als Jugendliche besuchte sie Weinfeste der befreundeten Familie Dolde, die ein Weingut in Linsenhofen bewirtschaftet. Ihre Eltern fahren gelegentlich in die Pfalz, um Wein zu kaufen.

Bevor sie ebendort ihre Berufung findet, macht Götz Abitur und studiert zwei Semester lang Energieeffizientes Planen und Bauen in Augsburg – um festzustellen, dass sie damit nicht glücklich wird. Sie schwenkt um auf eine Winzerlehre und zögert nicht lange, als sie die Zusage aus Schweigen-Rechtenbach erhält.

Weinbau ist Beruf und Berufung, dafür opfert Götz auch mal ihre Wochenenden – zum Beispiel um im Hofladen zu verkaufen. Nach Dettingen komme sie zwar immer noch regelmäßig, doch die Besuche seien seltener geworden. In ihrer Freizeit spielt sie Fußball, trifft sich mit Freunden. Die Hauptrolle in ihrem Leben spielt aber der Wein.

Eine, deren Alltag so sehr von dieser einen Sache, die fast jeder mag, bestimmt wird, wird freilich oft um Rat gefragt: Welcher Wein passt zu diesem und jenem Essen, Annalena, welchen Roten empfiehlst du mir diesen Herbst?, und so weiter und so fort. Nervig findet sie das nicht. „Ist doch schön, wenn ich meine Kenntnisse weitergeben kann!“, sagt Götz.

Als Weinkönigin stünde ihr ein stressiges Jahr bevor. All dem blickt sie gelassen entgegen – und mit ihrer jugendlichen Leichtigkeit lässt sie keine Zweifel daran aufkommen, dass sie auch diese Aufgabe souverän meistern kann.

Die Kandidatur bei der Wahl zur Weinkönigin ist Götz‘ aktuelles Projekt; das nächste hat sie bereits im Visier: ein Studium in Weinbau und Önologie in Geisenheim, um noch tiefer in die Wissenschaft hinter ihrer Leidenschaft einzusteigen. Am 7. Oktober kämpft sie in Neustadt um die Krone. Und nicht nur in Dettingen werden an diesem Tag einige Daumen gedrückt.