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Eine Krankenstation für verletzte Vögel

Tierschutz Seit drei Jahren engagiert sich Sandra Hildebrandt in Albershausen für verletzte und kranke Greifvögel. Die Falknerin investiert viel Zeit in die aufwändige Passion. Von Margit Haas

Waltraud schaut schläfrig, sitzt in einer Ecke in ihrer Box in der Krankenstation des „Greifvogelzentrums Falconis Filstal“ in Albershausen. Die Waldkauzdame hat sich das Becken gebrochen – bei der Kollision mit einem Fahrzeug. „Sie war aufgrund der damaligen Witterung fast erfroren“, erinnert sich Sandra Hildebrandt. Es wird mehrere Monate dauern, bis der Wildvogel wieder in die Freiheit entlassen werden kann. „Die Vögel sind durchschnittlich vier Wochen bei uns“, weiß die Falknerin aus ihren detaillierten Dokumentationen. „Bei Waldtraud wird dies wohl nicht reichen“, befürchtet sie. Waldemar dagegen sitzt bereits in einer großen Voliere im Freien und muss noch etwas Muskelmasse aufbauen. Dann wird er dort, wo er gefunden worden war, ausgewildert. Auch dieser Waldkauz wurde durch ein Fahrzeug verletzt und hat zudem noch „ein durch Parasitenbefall hervorgerufenes Leberproblem“. Es ist aber nicht nur der Mensch, der die Vögel verletzen kann. Es sind auch andere Tiere.

 

Wir hatten verletzte Vögel, die von Krähen angegriffen worden waren.
Sandra Hildebrandt

 

Sandra Hildebrandt hat vor zwei Jahren gemeinsam mit Gleichgesinnten den Verein „Greifvogelzentrum Falconis Filstal“ gegründet und kümmert sich seither um kranke und verletzte Greifvögel, die ohne die Fürsorge des Menschen in der Natur keine Überlebenschance hätten. Wie der Falke „Cotti“. „Er kam bereits als Küken zu mir und ist auf einem Auge blind“, erzählt sie. Die engagierte Tierretterin päppelte ihn mühsam auf und behielt ihn, denn er würde sonst sterben. Wie auch der große Uhu „Fussel“, der ebenfalls als Küken nach Albershausen kam. Beide können nur aufgrund einer speziellen Ausbildung und einer behördlichen Sondergenehmigung gehalten werden.

Bevor Sandra Hildebrandt das Greifvogelzentrum eröffnen konnte, musste sie sich umfangreich qualifizieren. „Ich muss Falknerin sein, und die Voraussetzung dafür ist der Jagdschein.“ Sie hat also den Umgang mit den Vögeln „von der Pike auf gelernt“. Und weiß, was alles falsch gemacht werden kann. Sie empfiehlt deshalb allen, die einen verletzten Vogel finden, ihn zu einem Experten zu bringen. „Auf keinen Fall dürfen die Vögel mit bloßen Händen angefasst werden. Die Tiere haben messerscharfe Krallen, die Verletzungsgefahr für den Menschen ist also groß.“ Sie rät, „den Vogel mit einer Jacke oder einem Tuch abzudecken und vorsichtig in einer Kiste zu uns zu bringen“.

Mit den Tieren fährt sie dann zunächst zur Tierarztpraxis Ottilienhof in Adelberg. Nach einer eingehenden Untersuchung und der Diagnose beginnt dann die aufwändige Pflege. Sie verab­reicht entsprechend verordnete Medikamente, füttert die Vögel mit Mäusen oder Küken, aber auch mit Spezialbrei. Dabei hat sie immer vor Augen: „Es sind Wild- und keine Kuscheltiere.“ Deshalb hält sie auch den Kontakt so gering wie möglich.

Im vergangenen Sommer hatte sie zeitweise gleichzeitig sogar 15 Vögel zu betreuen. Insgesamt hat sie im vergangenen Jahr 51 Tiere aufgenommen. Nicht alle konnten allerdings wieder in die Freiheit entlassen werden. „Wenn sie sehr krank oder verletzt sind und klar ist, dass sie in der Natur keine Überlebenschance haben, werden sie eingeschläfert“, muss Sandra Hildebrandt auch schwierige Entscheidungen treffen.

 

Das Greifvogelzentrum Falconis Filstal

Der Verein „Greifvogelzentrum Falconis Filstal“ arbeitet gemeinnützig und freut sich über jede Form von Unterstützung. Das Greifvogelzentrum wird sich deutlich vergrößern. Im Voralbgebiet, auf dem Gelände einer Alpaka­farm, werden große Volieren entstehen, in denen verletzte und kranke Tiere fit für die Auswilderung gemacht werden. Auch Naturpädagogik wird angeboten. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.greifvogelzentrum-filstal.de. mh