Weilheim · Lenningen · Umland
Eine Million für Server, Tablets und Co

Digitalisierung Die Gemeinde Lenningen stattet sämtliche Schulen mit modernen Medien aus. Die Kollegien an den verschiedenen Standorten legen jeweils eigene Schwerpunkte. Von Anke Kirsammer 

Lenningen nimmt für die Digitalisierung der Schulen viel Geld in die Hand. Die Kosten dafür werden auf 960 000 Euro geschätzt. Mehr als die Hälfte davon kommen als Fördermittel wieder rein. Das Projekt fußt auf sogenannten Medienentwicklungsplänen der einzelnen Schulen. „Wie wir das ohne

 

Lernen hat auch mit Begreifen zu tun.
Melanie Amann
Die Leiterin der Unterlenninger Lindenschule 

 

den IT-Fachmann Michael Jaißle hinbekommen hätten, ist mir nicht klar“, sagte Bürgermeister Michael Schlecht im Gemeinderat. Dauerhaft brauche es eine höhere finanzielle  Unterstützung durch das Land. Die Anschaffung von Whiteboards und anderen modernen Geräten führe zu ganz anderen Ausgaben als der Kauf von Kreide und Papier. Die Digitalisierung bezeichnete er als alternativlos und das „A und O der Zukunft“.

Pläne wurden erstellt für die Grundschulen in Schopfloch und Unterlenningen sowie für die Grund- und Werkrealschule sowie für die Realschule. Für das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) gibt es aufgrund der geringen Fördersumme von rund 5000 Euro keine gesonderte Aufstellung. Es profitiert zudem von der Infrastruktur am Schulzentrum. Vorgesehen ist dort etwa ein zentraler Server.

Einen Einblick in die Mediennutzung und den -bedarf an den einzelnen Schulen gaben die jeweiligen Rektorinnen: Melanie Amann, Chefin der Unterlenninger Lindenschule, skizzierte einen Unterricht mit einer traditionellen Ausstattung. Neben Kreidetafeln, Heften und Büchern werde teils aber auch auf digitale Lernprogramme gesetzt. „Wir befinden uns in einem Spannungsverhältnis“, so beschrieb sie die Haltung des Kollegiums. Nicht immer sei es einfach, beide Seiten in Balance zu bringen. „Lernen hat auch mit Begreifen zu tun“, so Melanie Amann. Digitale Medien dienten als wertvolle Ergänzung und Unterstützung. Notwendig seien ausreichend Geräte für Lehrer und Schüler. Auf der Wunschliste stehen digitale Tafeln ebenso wie Tablets und Inseln für individualisiertes Lernen.

An der Grundschule Schopfloch, in der die Klassen 1 bis 4 gleichzeitig unterrichtet werden, haben alle 20 Kinder ein iPad. „Wir sind sehr überrascht, wie gut die Erst- und Zweitklässler bereits damit arbeiten“, sagte Theresa Breier, die nicht nur die Grund- und Werkrealschule in Oberlenningen leitet, sondern kommissarisch auch die Schule in Schopfloch. Geschaffen werden solle dort auch die Möglichkeit, Dinge zu präsentieren. Die gibt es an der Werkrealschule bereits, genauso wie zwei PC-Räume und Dokumentenkameras, die Nachfolger von Tageslichtprojektoren. „Mehr oder weniger alle Kollegen setzen heute digitale Medien ein“, so Breier. Gelingen solle dadurch eine Differenzierung. Ukrainische Kinder ohne Deutschkenntnisse etwa könnten eine App nutzen. Gesetzt wird außerdem auf digitale Diagnoseverfahren, um unterschiedliche Leistungsniveaus einzuschätzen. Neben dem mediengestützten gebe es aber auch analogen Unterricht. Der Wunsch sind eigene Tablets für jedes Kind von der 5. bis zur 10. Klasse. An der Grundschule sollen die Dritt- und Viertklässler ausgestattet werden.

 

Wir leben in einer digitalen Welt und bereiten auf das Berufsleben vor.
Dunja Salzgeber
Die Rektorin der Realschule Lenningen

 

„Wir haben uns auf den Weg gemacht, eine Schule mit einer erweiterten Mediennutzung zu werden“, sagte die Rektorin der Realschule, Dunja Salzgeber. „Wir leben in einer digitalen Welt und bereiten aufs Berufsleben vor.“ Es gehe darum, dass die Kinder und Jugendlichen die modernen Medien beherrschten, sie aber auch kritisch hinterfragten und die Gefahren kennen. Ziel ist, dass jedes Kind von der siebten Klasse an ein i-Pad bekommt. „Wir haben zwei Computerräume. Es reicht nicht, da alle vier Wochen reinzugehen“, so die Rektorin. Lernvideos und -programme könnten Lehrerinnen und Lehrer zwar nicht ersetzen, aber sehr gut ergänzen.

Ulrich Kuhn rät zu vorsichtigem Umgang an Grundschulen

Gemeinderat Armin Diez regte an, künftig an allen Schulen das gleiche System zu nutzen, was bisher nicht immer der Fall war. Falk Kazmaier findet es zwar notwendig, mit den modernen Medien zu arbeiten, hält aber auch die analoge Arbeit für wichtig, nicht zuletzt um die Kreativität der Kinder zu unterstützen. In die gleiche Kerbe hieb Ulrich Kuhn. Der Kinderarzt hinterfragte die Ausstattung von Grundschulen mit digitalen Medien. Dort müssten sie sehr vorsichtig eingesetzt werden. „Wenn ich höre, wie toll Erstklässler schon damit umgehen, rollen sich mir die Fußnägel auf.“ Wichtig sei ein verantwortungsvoller Einsatz, so Michael Schlecht. Es gehe darum, eigenständig denkende Menschen auf den Weg zu bringen. Die Ausstattung mit digitalen Medien könne sich auch auf die Attraktivität des Schulstandorts für Lehrerinnen und Lehrer auswirken, gab er zu bedenken. Bei einer Enthaltung von Ulrich Kuhn stimmte der Gemeinderat dem Vorhaben zu.