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Einkochen mit amore: Papas Soße ist die beste

Italiener aus Kirchheim und Umgebung verarbeiten 700 Kilogramm Tomaten zu ihrem geliebten sugo di pomodoro

Fotos: Jean-Luc Jacques
Fotos: Jean-Luc Jacques

Dettingen. Chi dorme non piglia ­pesce. – Wer schläft, fängt keine Fische. Ganz nach diesem Motto versammeln sich schon am frühen

Morgen Italiener und Deutsche im Hof der Firma CMS in Dettingen. Die Mannschaft ist komplett. Den verführerisch prallen Tomaten geht es an den Kragen. Arrivederci fame! – Tschüss Hunger!

Das deutsch-italienische Team sitzt vor riesengroßen Eimern, die bis zum Rand mit Tomaten gefüllt sind. Woher die rote Leckerei stammt? Natürlich aus Italien, genauer gesagt aus Foggia in Apulien. Und da die Arbeit doch viel mehr Spaß macht, wenn man lacht und singt, wird immer mal wieder ein Liedchen angestimmt – auf Italienisch versteht sich.

„Letztes Jahr waren es 1 400 Kilogramm Tomaten, dieses Jahr ist es circa die Hälfte,“ sagt Samuele Convertino und fügt hinzu: „dieser Spaß ist ziemlich teuer, aber er lohnt sich.“ Schon seit mehr als sechs Jahren versammeln sich tomatenbegeisterte Italiener in Carmelo Danzes Firma für Lackier- und Karosserietechnik in Dettingen. Jahr für Jahr finden auch immer mehr Deutsche Spaß daran ihre eigene Tomatensoße zuzubereiten. Gestartet mit nur drei Leuten, umfasst das Team jetzt zwanzig motivierte Deutsche und Italiener. Raummangel? Aber nein! Der Hof bietet genug Platz. Vom Gipser bis zum Lehrer, für jeden ist Platz, und jeder kann mitmachen.

Die Atmosphäre ist ausgelassen. Die Tomaten werden gewaschen, zerkleinert und dann geht‘s weiter zur nächsten Station. Mit dem Handrührwerk eines Gipsers macht sich Samuele Convertino an das Pürieren der roten Früchte. Not macht erfinderisch. „Wir nehmen natürlich einen extra Aufsatz für die Herstellung der Soße,“ sagt Convertino und schmunzelt. „Außerdem geht das Einkochen schneller, wenn die Tomaten schon püriert sind.“ Nach dem Einkochen wird in einer speziell für die Soßenherstellung gebauten Maschine die Schale entfernt. Nach einer weiteren Runde im Topf folgt das Filtern der Soße. Ist sie dann abgekühlt, landet die rote Flüssigkeit in der Flasche. Unvorstellbar – in einer Literflasche Tomatensoße stecken eineinhalb Kilo Tomaten! Nur noch ein paar Basilikumblätter dazu und das Werk ist vollbracht: eine original sizilianische Tomatensoße. Ganz ohne Konservierungsstoffe, aber mit viel amore.

Es schmeckt halt und man weiß, was man hat. Dieser Meinung ist auch Uwe Brandt. Er gehört schon seit vielen Jahren zum Team. „Ich war schon bei Samueles Eltern in Sizilien. Sie haben mich sozusagen adoptiert.“ Warum Uwe Brandt dieses Mal wieder dabei ist? Er dreht sich zu seiner Tochter um: „Sag mal Sophie, was ist dein Lieblingsgericht?“ Spaghetti Bolognese ist die Antwort. „Da hören Sie es. Genau deswegen bin ich wieder dabei, denn Papas Tomatensoße ist halt einfach die beste,“ erzählt er stolz.

Gemeinschaft spielt hier eine große Rolle. So verlässt niemand einfach den Hof mit seinen Flaschen unter dem Arm – nein. Nach getaner Arbeit muss das deutsch-italienische Team doch probieren, was es hergestellt hat. Die Deckel der Flaschen springen auf – schwups – landet ein großer Klecks Tomatensoße auf dem Teller Spaghetti. Und nach dem gemeinsamen Abendessen sind sich alle einig: Die sieben Stunden Arbeit haben sich gelohnt!

Fotos: Jean-Luc Jacques