Kirchheim. „Wir haben jetzt schon so viele Einsätze wie letztes Jahr“, erzählt Bastian Sturm von der DLRG im Kreis Esslingen und sieht für den rapiden Anstieg besonders einen Grund: Immer mehr Schwimmbäder in der Region schließen. „Früher war es gang und gäbe, dass die Kinder in der Schule schwimmen gelernt haben“, erinnert der Technische Einsatzleiter. „Heute haben viele Schulen dazu keine Möglichkeit mehr, weil das nächste Schwimmbad zu weit weg ist.“ Das Resultat: viele Kinder und Jugendliche können nicht mehr richtig schwimmen.
Am Interesse der Kinder mangelt es dabei nicht: „Unsere Schwimmkurse für die Sommerferien sind jetzt schon proppenvoll“, erzählt Moritz Heitel, Schwimmmeister im Kirchheimer Freibad. Und ergänzt: „Kinder können sich für alles interessieren, wenn man sie ein bisschen dazu motiviert.“ Er würde am liebsten auch im Winter Kinder in Schwimmkursen sehen: „Ein Hallenbad in Kirchheim wäre mit Geld gar nicht zu ermessen.“
An heißen Tagen hüpfen trotz allem auch die Nichtschwimmer in den See. Sechs schwere Unfälle gab es in diesem Jahr schon im Landkreis – einige davon tödlich, berichtet DLRGler Bastian Sturm. Auch an den Kirchheimer Bürgerseen sei die Lage kritisch: Viele Jugendliche nutzen das Grün am Wasser zum Trinken und Feiern. „Einige schwimmen sogar unter Alkohol- und Drogeneinfluss“, gibt er zu bedenken. Außerdem überschätzen viele Leute ihre eigene Leistungsfähigkeit, besonders bei heißem Wetter. „Der Temperaturunterschied zwischen Luft und Wasser spielt eine große Rolle“, sagt er. Dass Leute, selbst wenn sie nicht sicher auf dem Wasser sind, mit Booten auf dem Neckar fahren, sei mittlerweile kein Einzelfall mehr. An der selben Stelle, wo bei Neckartailfingen ein Kanufahrer vor einigen Monaten tödlich verunglückte, passierte erst kürzlich ein zweiter Unfall – zum Glück glimpflich. Die Unfallzahl in Binnengewässern wie Neckar und Bürgerseen ist inzwischen deutlich höher als im offenen Meer, berichtet der Profi.
Das liege nicht zuletzt daran, dass die wenigen Seen in der Region an schönen Sommertagen heillos überfüllt sind. „Wenn einer im Wasser untergeht, kriegt das der nächste oft gar nicht mehr mit“, formuliert er eine traurige Beobachtung. Seine Bitte an Badeseegänger: Lieber zu früh bei der DLRG anrufen, als zu spät: „Im Zweifelsfall kommen wir lieber einmal zu viel.“ Um rund um die Uhr an den Badegewässern präsent zu sein, reichen die Kapazitäten der DLRG im Kreis Esslingen längst nicht aus. Deswegen sind die Retter auf die Anrufe der Bürger angewiesen.