Weilheim · Lenningen · Umland

Ende einer Ära in der Kneipenszene

Der „Bären“ macht dicht – und noch weiß keiner, wie es weitergeht

Nach dem „Heiligen Vormittag“ schließt der „Bären“ am Rathaus auf unbestimmte Zeit. Den musikalischen Schlusspunkt in der Traditionsgaststätte setzte „James Bomb“. Die Gaststätte war rappelvoll bei beiden Abschiedsveranstaltungen. Bärenwirt Michael Holz will aus persönlichen Gründen in Zukunft zurückstecken.

sthof zum  B?ren, Abgesang auf eine Institution: James Bomb ist heute eines der letzten Abschiedskonzerte im B?ren, ab 24. ist S
sthof zum B?ren, Abgesang auf eine Institution: James Bomb ist heute eines der letzten Abschiedskonzerte im B?ren, ab 24. ist Schicht im Schacht.

Kirchheim. „James Bomb“, eine Coverband aus der Region, hat den „Bären“ schon viele Male live bespaßt und auch beim letzten Auftritt sorgte sie wieder für Rambazamba – einmal im, einmal ausnahmsweise auch unter dem Gastraum, im sogenannten Bärenkeller. Da war Festlaune statt Katerstimmung angesagt. Und dieses gemeinsame Feiern, diese bunt gemischte Gästeschar jeden Alters, das ist genau das, was die Kultkneipe seit Jahrzehnten so liebenswert gemacht hat.

Live-Konzerte, Sonntagsfrühstück, Fußball gucken oder einfach nur ein „Bierle“ trinken, das wünschen sich die meisten Stammkunden auch in Zukunft. „Es wäre toll, wenn es so ähnlich bleiben sollte – ein fester Platz für Jung und Alt“, meint einer der Gäste und ein anderer: „Das Konzept hat sich bewährt. Man müsste ein bisschen renovieren, ein bisschen frischer Wind, dann passt das.“ Mehr als frische Farbe will aber die Brauerei Dinkelacker-Schwaben Bräu investieren, die seit einem halben Jahrhundert Pächter des „Bären“ ist. Eine endgültige Entscheidung gibt es noch nicht, es geht unter anderem um die Küche und die Toiletten. Vielleicht sogar um ein neues Raumkonzept. Es könnte auch ein Durchbruch zum daneben liegenden Eiscafé Pra erfolgen, das bereits geschlossen ist.

Am Dorfkneipencharakter des „Bären“ mit dunklem Holz, abgewohnten Tischen und Stühlen, einer langen Theke und einer gewissen Enge stört sich keiner. „Ich komme seit 1966 hierher, hier war es früher schon voll. Das hier ist ein Gemeindezentrum der Stadt Kirchheim“, meint der grauhaarige Herr, der seinen Namen nicht nennen will, „jeder fragt sich: wo gehen wir jetzt hin?“ Weit und breit sei nichts Vergleichbares in Sicht. Wer die Traditionsgaststätte künftig übernimmt? Die Spekulationen reichen von Nobelrestaurant bis Fastfood-Kette, doch in Wirklichkeit steht die Zukunft des „Bären“ in den Sternen. „Die Gäste sind traurig, sie finden es einfach schade, dass wir zumachen“, hat Petra Krohm festgestellt, sie gehört zum Service-Stammpersonal seit 18 Jahren. Bis auf sie selbst hätten alle weiteren Mitarbeiter bereits neue Jobs, „zum Beispiel in einem Wintersportgebiet oder in Mexiko“, auch die Köche haben bereits attraktive Angebote, teilweise aus der Kirchheimer Gastronomie.

Seit Wochen schon wurde ausgeräumt: Schränke und Möbel vom Speicher gingen an privat oder an die Diakonie, Unbrauchbares landete im Container. Alte Gläser und Kleinmöbel hat Michael Holz nach Flohmarktmanier auf die Straße gestellt. Vorerst bleibt die Einrichtung noch drin, man weiß ja nicht, ob ein Nachpächter das alles eventuell noch brauchen kann.

Am 24. Dezember, beim „Heiligen Vormittag“, den der „Bären“ vor Jahren ins Leben rief, wird noch einmal die Hölle los sein. Allein über „Facebook“ haben sich bereits mehr als 1 100 Gäste angekündigt. Sieht aus, als ob es zum Finale richtig voll wird. Sicher ist auf jeden Fall: der Abschied vom „Bären“ naht mit großen Schritten.Fotos: Markus Brändli

sthof zum  B?ren, Abgesang auf eine Institution: James Bomb ist heute eines der letzten Abschiedskonzerte im B?ren, ab 24. ist S
sthof zum B?ren, Abgesang auf eine Institution: James Bomb ist heute eines der letzten Abschiedskonzerte im B?ren, ab 24. ist Schicht im Schacht.
<!503_Foto_4sp!>*
*
sthof zum  B?ren, Abgesang auf eine Institution: James Bomb ist heute eines der letzten Abschiedskonzerte im B?ren, ab 24. ist S
sthof zum B?ren, Abgesang auf eine Institution: James Bomb ist heute eines der letzten Abschiedskonzerte im B?ren, ab 24. ist Schicht im Schacht.

Interview: Der Bärenwirt im Rentnerloch?

sthof zum  B?ren, Abgesang auf eine Institution: James Bomb ist heute eines der letzten Abschiedskonzerte im B?ren, ab 24. ist S
sthof zum B?ren, Abgesang auf eine Institution: James Bomb ist heute eines der letzten Abschiedskonzerte im B?ren, ab 24. ist Schicht im Schacht., Michael Holz

Wie geht es Ihnen jetzt, so kurz vor der Schließung des „Bären“, der seit 20 Jahren Ihr Baby war?

MICHAEL HOLZ: Das sind schon traurige Momente. Außer im Urlaub gab es in all den Jahren keine zwei Tage am Stück, wo ich nichts mit dem „Bären“ zu tun hatte. Ich frage mich natürlich auch, wie das weitergeht. Bisher sind die Menschen zu mir gekommen, jetzt stellt sich die Frage: wo treffe ich mich mit den Leuten? Das ist eigentlich eine schöne Zeit gewesen hier, und das fällt mir schon schwer. Mir ist es noch gar nicht so klar, dass es mit dem „in den Bären gehen“ jetzt bald vorbei ist!

Sie fallen uns aber hoffentlich nicht ins Rentnerloch?

HOLZ: Nein, nein, auf gar keinen Fall. Ich habe ja immer noch das Stadtkino. Und ich werde mir Zeit für meine Gesundheit nehmen. Ich denke da ganz positiv. Und wenn es einen Nachfolger gibt, der das in der Art weitermachen möchte, dann würde ich das auch unterstützen. Ich gehe hier ja nicht im Bösen. Natürlich kenne ich das Haus in- und auswendig, da würde ich auch mithelfen. Wir lassen jetzt mal alles wie es ist. Die Möbel gehören mir, vielleicht will die der Nachfolger, aber die sind natürlich auch schnell rausgeräumt. Das Haus gehört einer Erbengemeinschaft, aber die haben das schon seit 50 Jahren an eine Brauerei vermietet.

Ein paar Worte noch zum „Bären“. Was meinen Sie, warum ist das eine „Kultkneipe“ geworden?

HOLZ: Es gibt ihn schon seit 400 Jahren an diesem Standort am Rathaus, es ist gemütlich. Dann das unterschiedliche Publikum aus allen Schichten, Jung und Alt. Du kannst alleine herkommen, du findest als Single an der Theke immer Leute zum Schwätzen, du musst dir nicht blöd vorkommen, wenn du alleine da sitzt. Das Personal ist seit vielen Jahren das gleiche, da gibt es immer Kontakte. Mein Vorgänger Paul Kestermann hat in den 80er-Jahren viele Ideen gehabt, da gab es schon einen DJ, eine Schnupftabakkanone, Erdnussabende, da wurde um „Gschpritzte“ gewürfelt. Ich habe dann die Livemusik eingeführt und auch tagsüber geöffnet, entsprechend gab es auch mehr Angebote auf der Speisekarte bis hin zum Sonntagsfrühstück für die ganze Familie.