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Er kam, sah und kam zurückinfo

Am 26. Juli wird Weilheims neuer evangelischer Pfarrer Matthias Hennig in sein Amt eingeführt

Warum wird Matthias Hennig neuer evangelischer Pfarrer in Weilheim? Das hängt mit dem Albtrauf, dem Turm der Peterskirche und einem fitten ­Religionslehrer zusammen – und dem, was Hennig als ­Fügung empfindet. Am Sonntag, 26. Juli, ist die Investitur.

Matthias Henning wird neuer Pfarrer in Weilheim.Foto: Peter Dietrich
Matthias Henning wird neuer Pfarrer in Weilheim.Foto: Peter Dietrich

Weilheim. „Für mich ist es ein Nachhausekommen“, sagt Hennig. Er ist mit dem Albtrauf vertraut. Als Kind war er mit seinem Vater und Bruder oft in Holzmaden zum Steineklopfen. Zwei Jahre lang ging er in Nürtingen aufs Hölderlin-Gymnasium, sein bester Freund kam aus Neuffen. „Wir haben mit den Rädern jede Steige abgeklappert.“ Der Turm der Peterskirche ist Hennig schon immer aufgefallen, von der Autobahn aus. „Ich habe mich gefragt: Was für eine Kirchengemeinde gehört zu diesem Turm? Er steht wie ein Fingerzeig aus Weilheim heraus.“ Vor einem guten Jahr sah sich Hennig das erste Mal die Peterskirche an und war hin und weg.

Nach neun Jahren als Pfarrer in Waiblingen-Hegnach war Hennig auf der Suche. Doch die Weilheimer Ausschreibung im Oktober 2014, nach dem Weggang von Peter Brändle, kam für ihn zu früh. Seinen Wechsel plante er erst für Sommer 2015, sodass er für die schulpflichtigen Kinder passte. „Das ist gelaufen“, dachte sich Hennig. Doch dann hatte sich niemand beworben, Pfarrer Eckhard Schlatter musste länger auf den ersehnten Kollegen warten. Im Januar wurde die Stelle erneut ausgeschrieben. Im März kamen die Weilheimer Kirchengemeinderäte nach Hegnach, um sich den Kandidaten anzusehen, inkognito. „Letztlich war es eine Fügung“, sagt Hennig dazu, dass er nun nach Weilheim kommt. Bei ihm kamen rationale Überlegungen und das „höher schlagende Herz“ zusammen. „Ja, das soll es sein“, sagte er sich, als er auf dem Platz vor der Peterskirche stand. „Das ist schon ein gesegnetes Fleckchen Erde.“

Wie wurde Hennig überhaupt Pfarrer? Zur „erblichen Vorbelastung“, von der er spricht, gehören sein Großvater Kurt Hennig, früher Dekan in Esslingen, und sein Vater, Oberkirchenrat und dann Professor an der Universität Tübingen. Doch in der Abiturzeit wollte sich Hennig durchaus von seinem Vater unterscheiden. Er hätte sich auch gut vorstellen können, Chirurg oder Pianist zu werden.

Dann kam vor dem Abi dieser „ganz klasse Relilehrer“. „Er hat mir gezeigt, dass Glaube und Vernunft nicht in Widerspruch stehen, er hat mir die Türe aufgetan.“ Der Schüler Hennig lernte, „dass kritisches Nachfragen den Glauben vertieft“. Man könne, sagt er heute, „ein aufgeklärter, naturwissenschaftlicher Mensch sein und trotzdem Antworten im Glauben finden“. Noch heute geht Hennig „total gerne“ in die Schule, nun als Religionslehrer. An der Limburg-Grundschule wird er Erst- bis Drittklässler unterrichten. „Da bin ich durch die eigenen Kinder ganz nahe dran.“ Seine drei Mädchen und zwei Jungs sind zwei bis zwölf Jahre alt. „Wir sind eine große Familie, wir brauchen Platz, da ist ein großes Pfarrhaus genau richtig“, sagt Hennig – übrigens Jahrgang 1971. Seine Kinder, erzählt er, holten ihn von so manchem Gedankenflug herunter.

Hennig mag Menschen, ist gerne Seelsorger, hat auch eine psychotherapeutische Ausbildung. Seine Frau Ines ist ebenfalls Pfarrerin, aber derzeit in Elternzeit. Wenn die Familie Ende Juli ins Pfarrhaus zieht, gibt es kein fertiges Programm in der Tasche. Zuerst will Hennig sehen, was es in Weilheim gibt und braucht. Einen Schwerpunkt möchte er auf junge Familien legen – ihnen Angebote machen, die sie mal nicht nur fordern.

Er selbst wurde während seines Theologiestudiums in Tübingen und Jerusalem vor allem während seines Jerusalemer Jahres gefordert.

Den Erdgeruch biblischer Geschichte geatmet

„Es war eine sehr dichte Zeit, der Stoff hätte für drei Jahre gereicht.“ Hennig hat nicht nur, wie er sagt, „den Erdgeruch biblischer Geschichte geatmet“, viele ökumenische Kontakte gehabt, sondern auch eine politisch aufgewühlte Zeit erlebt, mit Selbstmordattentaten und der Ermordung Yitzhak Rabins.

Nach dem Examen bewies er Vielseitigkeit. Ein Jahr lang war er – und zwar gerne – in einem Dorf bei Weikersheim tätig, mit 120 Gemeindemitgliedern und 1 400 Schweinen im Ort. Zwei Jahre lang war er als Studienassistent im Pfarrseminar in Stuttgart-Birkach. Dann folgten die neun Jahre in Hegnach, die erste ständige Stelle.