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Erfinder verzaubert Kinder

Theater In der Naberner Zehntscheuer schlüpfte Gerald Ettwein in das Kostüm des Erfinders Herr Wunderle. Auf der Suche nach einer neuen Entdeckung half sein junges Publikum tatkräftig mit. Von Katharina Daiss

Herr Wunderle ist in großer Not: Der Erfinder hat sich bei einem Wettbewerb angemeldet - und in einer Stunde ist Abgabeschluss. Zu allem Übel ist die Jury streng, denn die Erfindung soll nicht nur neu, sondern auch genial und praktisch sein.

Es ist eine fast aussichtslose Lage, die sich Gerald Ettwein für sein neuestes Theaterstück als freundlicher Erfinder ausgedacht hat. Viele Dinge hat Herr Wunderle schon zu erfinden begonnen. Da ihm die Zeit ausgeht, will er nun mithilfe seines jungen Publikums eine dieser Erfindungen fertigstellen.

Gekonnt bindet der Schauspieler in der Naberner Zehntscheuer die Dritt- und Viertklässler der Dettinger Grundschule in sein Stück ein. Lauthals und voller Eifer wollen sie dem verzweifelten Erfinder helfen. Und der scheint nach ersten Fehlschlägen die geniale Erfindung gefunden zu haben: Ein Apparat, der aus den Lebensmitteln, die im Haus sind, genau das macht, worauf man Lust hat. Es ist eine Erfindung, für die jeder Student sein neues Smartphone hergeben würde, doch die Kinder wollen nur eins: Schokoladenkuchen. Leider hat der Erfinder nur Mehl und Wasser im Haus, aber mit seiner Maschine sollte das kein Problem werden. Und der „Thermomix, nur besser“ scheint ein wahres Zauberwerk zu sein: Nur ein paar Gramm der wenigen Zutaten, und schon schießen echte Stichflammen aus dem Kochtopf. Den Kindern stockt der Atem. Herr Wunderle stülpt einen Deckel über das Feuer, hebt ihn an - und blickt auf einen frischen, grünen Kohlkopf in seinem Apparat. So war das nicht gedacht, aber auch die anderen Erfindungen funktionieren ähnlich eigenwillig.

Genau wegen dieser Mischung aus einem hoffnungsvollen Erfinder und seinen unkontrollierbaren Schöpfungen kringeln sich die Kinder vor Lachen auf ihren Stühlen. Und sie singen aus voller Kehle mit, wenn Herr Wunderle mit seiner Ukulele darüber klagt, was es schon alles gibt und nicht mehr erfunden werden kann.

Mit seinem Wunschapparat hat er letztes Jahr den 13. Platz belegt - von 14 Teilnehmern. Er packt das alte Gerät aus, will es den Kindern vorführen und wünscht sich einen Hamster. „Weil alle schon einen Hamster gekauft haben“, entfährt ihm ein kleiner Seitenhieb auf die coronageängstigten Hamsterkäufer. Wie zu erwarten, spuckt die Wunschmaschine weder einen kleinen Nager aus noch eine Rolex, die sich ein Viertklässler gewünscht hatte.

Zehn Minuten vor Abgabeschluss gelingt dem Erfinder schließlich eine geniale und praktische Idee: eine Glühbirne, die leuchtet, wenn die Kinder im Chor „Glüh!“ rufen. „Dann brauchen wir endlich keine Kohle mehr, und das Klima kann sich wieder verbessern“, sagt er glücklich und verlässt unter tosendem Applaus, Gejohle und „Zugabe“-Rufen die Bühne.

Zurück bleiben lachende Kinder und Erwachsene, die auch ein wenig nachdenklich wirken. Subtil hat Gerald Ettwein schlagzeilenträchtige Themen in ein Kinderprogramm eingeflochten, ohne es zu beschweren.