Weilheim · Lenningen · Umland
Erinnerungen lebendig halten

Geschichte Oberlenningen feiert die anfangs umstrittene Rettung des Schlössles vor 30 Jahren mit einer ­Matinee und jeder Menge Anekdoten. Von Sylvia Horlebein

Schon 30 Jahre ist es her, dass das Renaissance-Schlössle in Oberlenningen der Öffentlichkeit übergeben wurde. Große Vorbehalte gab es damals, als Millionengrab wurde das Kleinod verschrien und als Schandfleck im Ort. Nur wenige wollten am Anfang auch nur hineingehen. Doch das hat sich geändert. Mit der Matinee „30 Jahre Schlössle in Oberlenningen“ luden Moderator Georg Zwingmann und der zweite Vorsitzende des Förderkreises Schlössle Bernd Löffler am Sonntag zu einer Zeitreise ins Schlössle ein. Das Interesse war groß und die kleinen Räume bis auf den letzten Platz besetzt.

Zwingmann startete mit einem Zitat von Pablo Picasso, „Die Kunst wäscht den Staub von der Seele des Alltags“, und hatte intuitiv den richtigen Einstieg gefunden. Das Schlössle steht für Menschen, Kultur und Gemeinschaft. Es bringt Menschen und Geschichten zusammen, fördert das Verständnis für Kunst und Kultur und bietet den Raum für viele Veranstaltungen. Allein 270 Veranstaltungen für und mit Kindern fanden in den letzten 30 Jahren hier statt, und es wären noch viel mehr gewesen, wenn es Corona nicht gegeben hätte, wie Löffler erzählt. Da gibt es natürlich eine Menge zu erzählen, und auch wenn Löffler ein miserables Namensgedächtnis hat, wie er selbst von sich sagt, den einen oder anderen Namen hat er dann doch parat.

Da gab es Edeltraut „Edel“ Cast, die mit vielen tollen Ideen die Menschen begeisterte. Inge Sayler, die als Seele des Hauses immer für die richtige Stimmung gesorgt hat. Erika Hillegaart, die ehemalige erste Vorsitzende, war auch danach noch lange als Schriftführerin tätig. Sie alle sorgten dafür, dass es eine Vielfalt gab, die das Leben aller Menschen bereicherte, und die unterschiedlichsten Veranstaltungen im Schlössle stattfinden konnten. Darum gibt es auch so viele Anekdoten zu erzählen, und nicht nur Zwingmann und Löffler führten ein reges Gespräch, nein, auch das Publikum beteiligte sich daran.

Geschmäcker sind verschieden

Da gab es drei Amerikaner, die von Löffler durch Lenningen geführt wurden, weil in der Hofstraße ein Haus stehen sollte, das einem der Vorfahren gehört hatte. Nachdem das Haus aber abgerissen wurde, gab es leider nichts mehr zu besichtigen und Löffler führte die drei ins Schlössle. Dort gab es gerade eine Ausstellung von Gertrud Bächle, und gleich das erste Bild zeigte die Hofstraße mit dem besagten Haus. Heute hängt das Bild in Texas, nachdem es mühevoll transportiert wurde.

Auch Hannelore Weitbrecht, Künstlerin aus Kirchheim, stellte im Schlössle aus. Ihre Kunstwerke und Installationen sind aus feinen Papierschichten gefertigt und brachten ihr diesen Kommentar ein: „G’falla däts mer scho, aber zom Abstauba isch es ohgschickt.“

Auch gemalte Bilder fanden nicht immer den richtigen Zuspruch. So meinte ein Besucher mal: „So malt mei Enkele auch – nur besser!“ Löffler wurde gar nicht mehr fertig mit dem Erzählen, viel zu viele Geschichten haben sich angesammelt, und das begeisterte Publikum tat sein Übriges, um die anberaumten 45 Minuten deutlich zu überziehen. Zwingmann schaute zwar immer wieder auf die Uhr und machte Löffler und auch das Publikum auf die fortgeschrittene Zeit aufmerksam, doch die gute Stimmung, das Schwelgen in der alten Zeit und die schönen Erinnerungen wollten einfach nicht weichen. Schallend wurde über den circa achtjährigen Jungen gelacht, der nach „geilen“ Büchern fragte und damit dann Räuber Hotzenplotz meinte. Immer wieder wurden Namen in den Raum geworfen und in die Vergangenheit gereist, doch auch wenn die Stimmung ausgelassen und fröhlich war, irgendwann musste leider Schluss sein. Doch bevor die meisten noch einmal einen Stock höher gingen, um sich im Museum noch einmal umzuschauen, waren sich alle einig: Das Schlössle ist ein Kunstwerk geworden, ein Ort für die Bürger. Eine Begegnungsstätte für Kunst, Bücher und Austausch und vor allem ein Ort, an dem Menschen sich selbst zeigen können.

Einen großen Wunsch haben der Förderverein, Zwingmann und Löffler allerdings am Ende noch, nämlich dass die Geschichten an die jüngeren Generationen weitergegeben werden, damit nicht nur das Gebäude, sondern auch die Geschichten und der Förderverein bestehen bleiben.

 

Wer mehr über das Schlössle erfahren möchte, kann sich auf der Homepage umschauen unter
www.kunst-im-schloessle.de.