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Es darf gebadet werden

Tradition Bei Wind und Wetter kombinieren einige Unerschrockene den Bissinger Sai mit dem Neujahrstag und begehen den Jahresanfang schwimmend. Von Andreas Volz

Schwimmen im Bissinger Sai: Für den Kirchheimer Landtagsabgeordneten und Hobby-Stadtführer Andreas Kenner ist das immer mit der Erinnerung an Trudy Ederle, die erste Kanalschwimmerin, verbunden. Deren familiäre Wurzeln liegen bekanntlich in Bissingen, und just im Bissinger Sai soll sie auch das Schwimmen gelernt haben. Das Gewässer bleibt aber die einzige Parallele zwischen der einstigen Rekordschwimmerin und ihren Nachfolgern, die den Neujahrstag zum „Anschwimmen“ nutzen.

Das gute Dutzend Schwimmer, das sich an Neujahr in das kalte Nass gewagt hat, musste das Schwimmen nicht erst lernen. Einen weiteren Unterschied beschreibt Andreas Kenner: „Trudy Ederle war im Ärmelkanal 14,5 Stunden am Stück im Wasser. Bei den meisten von uns war heute nach 14,5 Sekunden schon Schluss.“

Mit etwa fünf Grad Celsius waren die Wassertemperaturen fürs Baden weniger geeignet als noch im vergangenen Jahr. Deswegen war es auch eine deutlich geringere Anzahl an Wagemutigen, die den rutschigen Weg ins Wasser auf sich nehmen wollten. Die Zahl der Schaulustigen dagegen war beachtlich. Insgesamt verhielt sich das „Anbaden“ also ähnlich wie das Feuerwerk wenige Stunden zuvor. Ein paar Leute organisieren das Spektakel, an dem sich umso mehr Zuschauer erfreuen. Und: Nach weniger als einer Stunde ist der ganze Spuk schon wieder vorbei. Allerdings gibt es doch noch einen gravierenden Unterschied: Die Wassermänner und -nixen nehmen alle ihre Utensilien wieder mit, die Feuerwerker dagegen lassen ihren Müll gerne liegen, so auch rund um den Sai.

An Utensilien brauchte es ges­tern vor allem flauschige Handtücher und Bademäntel. Dazu – je nach Bedarf – Thermoskannen mit warmem Tee oder auch Flaschen mit Hochprozentigem. Mitunter sollen sich auch Tee und Alkohol kombinieren lassen.

Die ganz Harten freilich nehmen das mit dem „Anbaden“ wörtlich. Die blätterlosen Bäume geben zwar keinen Schatten, und dieser Schatten wird auch nicht vermisst. Aber trotzdem gibt es vereinzelt Schwimmer, die sich nicht sofort wieder in warme Kleidung einpacken, sondern ganz „cool“ in ihrer Badehose stehen bleiben, das kleine Handtuch ebenso lässig im Nacken wie das Weizen in der Hand. Beachtlich, wer da nach dem Baden noch Abkühlung braucht!