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Es läutet wieder wie gewohnt

Kirchenglocken In der Jakobuskirche in Notzingen wurden in der Nacht versuchsweise die Viertelstundenschläge sowie die Schlagwiederholung abgestellt. Seit Weihnachten läuten es wieder normal. Von Katja Eisenhardt

In den vergangenen Wochen war es vielen Notzingern aufgefallen: Die Kirchenglocken der Jakobuskirche läuteten nachts nicht mehr wie gewohnt.

„Hintergrund für die Umstellung war eine einzelne Anfrage aus der Bürgerschaft in der Sitzung des Gemeinderats mit einem besonderen Augenmerk auf der Häufigkeit des Uhrzeitschlags in der Nacht - um Mitternacht zum Beispiel schlagen die Glocken eigentlich insgesamt 28 Mal - und der daraus resultierenden Bitte der Gemeindeverwaltung an das Pfarramt, das nächtliche Geläut zumindest mal testweise abzustellen und eine mögliche Resonanz aus der Bevölkerung abzuwarten“, erklärt Pfarrer Luca Bähne. „Der Kirchengemeinderat hat daraufhin über die Tradition der Glocken und deren religiöse Bedeutung gesprochen. Da sich jemand in der Nachtruhe gestört fühlte, wurde entschieden, der Bitte insofern nachzukommen, dass man als einen ersten Schritt die Viertelstundenschläge und die Schlagwiederholung von 22 Uhr bis 6 Uhr abstellt“, erläutert Luca Bähne. „Die tiefere und lautere Glocke für die Schlagwiederholung wurde abgeschaltet, so dass es die letzten Wochen um 23 Uhr nur noch elf Schläge, um Mitternacht zwölf waren.“

Die Rückmeldungen beim Pfarramt zeigten: Was fiel auf. „Nach der Umstellung gab es umgehend über zehn Anfragen mit der dringenden Bitte, die alte Art und Weise des Glockengeläuts wieder herzustellen. Im Gegenzug dazu haben sich nur zwei für die Reduzierung der Glockenschläge bedankt“, beschreibt Luca Bähne das deutliche Stimmungsbild. Den Leuten habe richtig etwas gefehlt, „viele haben erzählt, dass sie nachts wach lägen und es ihnen zu still war.“ Der Glockenschlag sei schlicht auch etwas Gewohntes, etwas das zum Ort gehöre und so ein gewisses Maß an Identifikation mit selbigem bedeute: „Der gewohnte Rhythmus, der Glockenschlag als zeitliche Orientierung hatte sich verändert und das fiel auf.“

So habe es eine weitere Sitzung des Kirchengemeinderats gegeben, bei der sich die Mitglieder für den gewohnten nächtlichen Uhrzeitschlag aussprachen, berichtet Pfarrer Luca Bähne. „Wir haben aber zusätzlich den Gemeinderat um ein Stimmungsbild gebeten. Auch dort gab es im Dezember eine klare Mehrheit für das gewohnte Geläut in der Nacht. Wir haben daraufhin beschlossen, zu diesem zurückzukehren. Ab Weihnachten werden die Glocken zwischen 22 Uhr und 6 Uhr wieder nach dem alten Muster läuten.“

Im neuen Jahr werde man aber im Zuge der anstehenden jährlichen Wartung versuchen, den Klang etwas „weicher und dadurch angenehmer einzustellen“, so Luca Bähne. Grundsätzlich habe bereits ein Gutachten aus dem Jahr 2002 bestätigt, dass sich die Lautstärke der drei Notzinger Glocken im vorgegebenen Rahmen befinde. „Nachts sind maximal 65 Dezibel zugelassen, tagsüber 90. Damals lagen die Glocken nachts bei 67 Dezibel, das wurde entsprechend auf die 65 Dezibel gedämpft. Tagsüber waren es beim Gutachten schon passende 82,6 Dezibel“, erzählt Luca Bähne.

Beim Geläut von Kirchenglocken gebe es zwei Formen, erläutert der Pfarrer, „den Uhrzeitschlag und das liturgische Geläut.“ Letzteres sei das Gebetsgeläut zu festen Uhrzeiten, das von den Mönchen in den Klöstern herrühre. Traditionell läuten die Gebetsglocken um 6 Uhr (Auferstehung Christi), 9 Uhr (Aussenden des Heiligen Geistes), 12 Uhr (Verurteilung Christi), 15 Uhr (Leiden Christi) und um 18 Uhr (Geburt Christi). „Auch für die großen Feste des Kirchenjahres stehen diesen Zeiten: 6 Uhr für Ostern, 9 Uhr für Pfingsten, 12 Uhr für die Passionszeit, 15 Uhr für Karfreitag, 18 Uhr für Weihnachten“, ergänzt der Pfarrer. Das sei eine in die frühen Hochkulturen zurückreichende Tradition, den Tag in Dreistundenschritte zu unterteilen.

Dazu ergeben diese Läutzeiten auf dem Uhrenziffernblatt ein Kreuz. Einzig zwischen Karfreitag und dem Ostermorgen schweigen die Glocken im Kirchenjahr, „das ist ein Zeichen der Grabesstille Jesu.“