Die Straßen in dieser Faschingszeit waren nicht so bunt wie sonst. Geschminkte Kinder in der Kirchheimer Innenstadt hat man vergeblich gesucht. Normalerweise rennen Eltern mit ihren Kleinen die Spielwarengeschäfte und Drogerien ein, um ein passendes Outfit zu finden - doch dieses Jahr bot sich in den Läden ein ganz anderes Bild.
Etwas Schminke, ein paar Luftschlangen, Kunstblut, und farbiges Haarspray - einen kleinen Faschingsbereich gab es in den Drogerien. Doch laut den Mitarbeitern ist es nur ein Bruchteil dessen, was sonst angeboten wird. Normalerweise gibt es sonst auch noch Kostüme - dieses Jahr jedoch nicht.
Wer bei den Spielwarengeschäften in Kirchheim nach Karnevaloutfits schaute, wurde dort noch weniger fündig. „Fasching - das Wort kenn ich gar nicht“, sagt Bernd Hannes und lacht. Normalerweise boomt in seinem Spielwarengeschäft Heiges in Kirchheim das Geschäft mit den Kostümen, der Schminke und Co. Doch dieses Jahr war alles anders: „Wir haben keine Faschingsartikel bestellt.“ Bei Annette Schad vom gleichnamigen Spielwarengeschäft in Kirchheim verlief es ähnlich. Sie hat ebenfalls keine Fasnetsartikel bestellt - das treibt einige Unternehmen in den Ruin: „Unser Faschingslieferant musste jetzt Insolvenz anmelden“, sagt Annette Schad.
Das Einzige, was es in den beiden Läden über Click & Collect gibt, sind Kronen und Pistolen: „Kinder verkleiden sich gerne das ganze Jahr über“, weiß Annette Schad. Doch ein größeres Interesse an den Artikeln und an der fünften Jahreszeit konnte sie nicht feststellen: „Niemand fragt nach. Fasching ist den Leuten dieses Jahr fremd“, erklärt sie. Bernd Hannes bemerkt das gleiche: „Die Nachfrage ist überschaubar.“ Den Eigentümer wundert das nicht: „Wie soll das auch funktionieren? Die Kunden und vor allem Kinder wollen doch die Kostüme anprobieren.“
Dass die Menschen Bedarf haben, wieder in die Geschäfte zu gehen, weiß Bernd Hannes nur zu gut. „Die Leute wollen in den Läden einkaufen und stöbern.“ Annette Schad beschleicht zudem eine eigene Traurigkeit. „Mir fehlt die Kommunikation. Es ist etwas anderes, als nur ein Kundengespräch über das Telefon zu führen. Die Menschen, die einen Fachladen unterstützen, sind oft auch ältere Personen. Die wollen gerne die Artikel anschauen.“ Viele andere bestellten online Kostüme. Doch mit den aktuellen Corona-Vorschriften könne man nicht viele mit einem neuen Prinzessinnen- oder Piraten-Kostüm begeistern - außer sie treffen sich online zur Fasnetsparty.
Das hat Lehrerin Katharina Dörr von der Weilheimer Grundschule mit ihren Drittklässlern gemacht: „An vielen Schulen ist es normal, dass kurz vor den Faschingsferien in der Turnhalle oder in den Klassen eine Party gefeiert wird.“ Und zusammen mit ihrer Kollegin waren sie sich einig, auch dieses Jahr etwas für die Kinder anzubieten - eine Faschingsparty per Videokonferenz.
Zusammen mit den Halbjahreszeugnissen haben die Kinder eine Tüte mit Konfetti und Luftschlangen bekommen. „Wir haben die Luftschlangen synchron gepustet und das Konfetti auch zusammen in die Luft geschmissen“, erzählt die Lehrerin. Dabei waren alle Kinder verkleidet und konnten so ihren Mitschülern ihr Outfit zeigen. 30 Minuten ging die Party, denn länger dürfe es laut Katharina Dörr auch nicht sein: „Die Konzentration ist schneller weg bei Videokonferenzen, und technische Probleme gibt es auch oft.“ So sei der Ton bei Einzelnen manchmal ausgefallen, bei anderen gebe es kein Bild, da die Internetverbindung nicht die beste ist, wenn Mama und Papa auch zu Hause sind und im Homeoffice arbeiteten. „Doch die Konferenzen tun den Kindern gut. Dort können sie sich gegenseitig sehen.“
Nicht nur an der Grundschule in Weilheim gab es eine Online-Faschingsparty. Auch andere Schulen haben etwas angeboten. So zum Beispiel die Dettinger Grundschule. Die Kinder trafen sich ebenfalls online und waren verkleidet. An erster Stelle auf der Tagesordnung stand dort allerdings: Witze erzählen.
Beim Kindergarten Hafenkäs in Kirchheim gab es eine andere Aktion: Dort wurde ein Faschingsmalwettbewerb veranstaltet, bei dem die Kinder ihr schönstes Karnevalsbild zeichnen konnten.
Die Kinder in der Notbetreuung beim Kindergarten des CJD Doschler hatten dagegen eine richtige Faschingsparty. Und die, die nicht dabei sein konnten, konnten ein Bild einsenden, das dann aufgehängt wurde.