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Feine Düfte durchströmen den Garten

Heilpflanzen Bereits seit zwei Jahrzehnten betreut Hans-Joachim Schneider den Kräutergarten im früheren Kloster Adelberg. Der Naturexperte kann zu jedem noch so seltenen Kraut etwas erzählen. Von Margit Haas

Voll in seinem Element: Hans-Joachim Schneider pflegt seit 20 Jahren den Kräutergarten im ehemaligen Adelberger Kloster.  Foto:
Voll in seinem Element: Hans-Joachim Schneider pflegt seit 20 Jahren den Kräutergarten im ehemaligen Adelberger Kloster. Foto: pr

Der schwäbische Kleingärtner ist im ersten Augenblick wahrscheinlich geschockt, würde am liebsten sofort Hacke und Spaten auspacken und das „Unkraut“ jäten. Das indes gibt es im Kräutergarten an der Stelle des ehemaligen Frauenkonvents des ehemaligen Prämonstratenserklosters in Adelberg nicht. Seit 20 Jahren betreut ihn Hans-Joachim Schneider, der leidenschaftlich bekräftigt: „Unkraut gibt es nicht! Alles hat seinen Platz in der Natur!“ Also auch das Habichtskraut oder der Giersch - den Plagen von Gartenbesitzern. Insgesamt 300 unterschiedliche Kräuter hat Schneider vor 20 Jahren gepflanzt, nachdem er den Bereich aufwendig vom Schutt befreit hatte. „Rund 200 haben sich erhalten.“ Denn das Klima auf den Höhen des Schurwaldes sei extrem. „Im Sommer sehr heiß, im Winter kalt, feucht und windig - das mögen nicht alle Pflanzen.“

Schneider hat sechs thematische Bereiche geschaffen. Ein Beet enthält Heilkräuter und Gemüse, das Karl der Große in seiner Landgüterverordnung bereits 812 festgelegt hatte. Auch Pfarrer Sebastian Kneipp findet sich, ebenso wie ein mittelalterliches Kräuterbeet, Heilpflanzen aus Asien, traditionelle chinesische Heilpflanzen, die ergänzt werden um Gewächse „aus der ganzen Welt, von Afrika bis Zypern“.

Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr die Beifußart „Sweet Annie“. Sie wird zur Behandlung von Malaria und auch gegen Corona-Infektionen eingesetzt.

Die Liste ist lang

Der Heilpraktiker, der auch schon beim SWR als Experte für Heilpflanzen eingeladen war, kennt die Wirkung jedes Kräutleins. „Der Odermennig ist das Kraut der Schreiner und Metzger und stoppt Blutungen“ - ebenso wie die Fetthenne. Die Thüringer Minze“ ist zehnfach konzentrierter als andere Minzarten und verströmt ihren verführerischen Duft durch den ganzen Garten. Auch der Krause Rainfarn riecht sehr intensiv. „In Frankreich war er eine Likörpflanze.“ Aus der Wegwarte, der Heilpflanze des Jahres, wurde früher Kaffee gekocht. Sie hilft bei Leber- und Gallenleiden. Weideröschen, Mariengras, Mönchspfeffer, Flohkraut Lavendel - schier unendlich ist die Liste der Kräuter, die Schneider hier anbaut und pflegt. Natürlich fehlen auch die Küchenkräuter Majoran, Salbei oder Rosmarin nicht. Sie sind nicht nur bei Feinschmeckern geschätzt. Zahlreiche Insekten finden reiche Nahrung im Kräutergarten. „Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen, Libellen und Schmetterlinge und viele mehr tanken hier auf“, freut sich Schneider.

„Die Fülle und Artenvielfalt im Kräutergarten ist einzigartig und sorgt inzwischen auch dafür, dass sich einzelne Heilkräuter wieder im gesamten Klosterbereich ansiedeln.“ Dies freut den Eislinger besonders. Gleichzeitig appelliert er an alle Gartenbesitzer, in ihren Gärten für die vielen Insekten die entsprechenden Pflanzen anzupflanzen und nicht jedem vermeintlichen Unkraut gleich zu Leibe zu rücken. Insbesondere die Schottergärten kritisiert er und beobachtet einen dramatischen Rückgang bei Insekten. Schneider ärgert sich deshalb auch über die Gemeinde Adelberg. Die hat eine Verkehrsinsel an der Einfahrt zum ehemaligen Klosterbezirk neu gestaltet - überwiegend mit grauem und lebensfeindlichem Schotter.

 

Führungen und weitere Informationen gibt es bei Hans-Joachim Schneider unter der Telefonnummer 0 71 61/9 87 22 91 oder per Mail an hjschneidergp@web.de.