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Feuerwehrmann bricht bei Einsatz zusammen

Hauptübung der Ötlinger Feuerwehr simuliert einen Brand im Waldorfkindergarten

Dichte Rauchschwaden drangen aus dem Eingangsbereich und den Fenstern des Waldorfkindergartens in Ötlingen. In der Küche war es bei der Essenszubereitung zu einem Fettbrand gekommen, den die Freiwillige Feuerwehr Kirchheim, Abteilung Ötlingen, im Rahmen einer großen Schauübung bekämpfte.

Bei der Schauübung im Ötlinger Salbeiweg erlitt ein Feuerwehrmann einen simulierten Kreislaufkollaps. Seine Kameraden und die He
Bei der Schauübung im Ötlinger Salbeiweg erlitt ein Feuerwehrmann einen simulierten Kreislaufkollaps. Seine Kameraden und die Helfer des DRK, Bereitschaft Kirchheim, taten im Rahmen der Eigensicherung alles dafür, um ihm zu helfen. Foto: Daniela Haußmann

Kirchheim. Als die Floriansjünger im Salbeiweg eintrafen, erkundeten Dirk Höflinger und Frank Gebauer sofort die Lage, um die im Einsatz befindlichen Rettungskräfte schnell und effektiv zu koordinieren. Bei der Befragung eines Mannes, dem die Flucht auf die sichere Straße gelang, stellte sich heraus, dass im oberen und unteren Stock noch drei Personen eingeschlossen waren. „Die Menschenrettung hat im Ernstfall oberste Priorität“, wie Abteilungskommandant Michael Gräßle berichtete.

In Windeseile wurden Schläuche ausgerollt und an die Verteiler angeschlossen, während die ersten Atemschutzgeräteträger sich für den Innenangriff fertig machten. Der Wassertrupp stellte die Löschwasserversorgung bis zum Verteiler sicher. Zeitgleich begann der Schlauchtrupp, die Wasserversorgung zwischen Verteilern und Rohren herzustellen.

Als Philipp Krohm und Simon Becker ins Gebäude vorstießen, drangen zwei weitere Atemschutzgeräteträger über die Außentreppe des Kindergartens ins Obergeschoss vor. Parallel wurde an der Rückseite des Gebäudes eine Leiter aufgestellt, über die die Menschenrettung aus dem zweiten Stockwerk erfolgte. Feuerwehrfrau Anna Gebauer half einer Eingeschlossenen, über das Fenster aufs Dach zu klettern. Vor dem Abstieg über die Leiter sicherte Gebauer die Frau mit einem Rettungsknoten am Seil und sich selbst an einem Fixpunkt am Gebäude. Dann kletterte die Gerettete mithilfe der Feuerwehr über die Leiter nach unten, wo sie der DRK-Bereitschaft Kirchheim übergeben wurde.

Laut Michael Gräßle ist es wichtig, auch an Kindergärten zu üben. Einerseits, weil sich in einer derartigen Einrichtung viele Menschen befinden, andererseits, weil Kinder dazu neigen, sich in Gefahrensituationen zu verstecken. „Kommt es in einem Kindergarten zu einem Brand, stellt das eine Herausforderung dar“, sagte er. „Im Ernstfall kommt deshalb eine Wärmebildkamera zum Einsatz, die nicht nur zum Aufspüren von Glutnestern oder weiteren Brandherden dient, sondern auch dabei hilft, eingeschlossene Personen sehr schnell zu finden.“

Plötzlich ertönen über Funk die Worte „mayday, mayday, mayday“. Ein Atemschutzgeräteträger hatte einen Kreislaufkollaps. „So was kann durchaus vorkommen“, erzählte Michael Gräßle. „Schließlich sind die Feuerwehrleute beim Innenangriff großen Belastungen ausgesetzt.“ Bei einem Brand könnten Temperaturen von 800 Grad vorherrschen. „Hinzu kommt, dass die Ausrüstung der Kameraden rund 35 Kilo wiegt, das Sichtfeld ist eingeschränkt, und dann muss unter Umständen auch noch eine Person getragen werden“, erklärte Gräßle. „Bei diesen Anstrengungen kann schon ein Kreislaufkollaps auftreten.“

Sarah Frietsch und Friedrich Appenzeller eilten mit einer Trage zum Eingang, wo sie ihren bewusstlosen Kameraden übernahmen und zu den Helfern der DRK-Bereitschaft Kirchheim trugen, die sofort die medizinische Versorgung sicherstellten und damit die Eigensicherung der Floriansjünger unterstützten. „Seit in Tübingen bei einem Brand Feuerwehrleute ums Leben kamen, hat das Thema Eigensicherung eine noch größere Bedeutung gewonnen“, berichtete Michael Gräßle. „Deshalb setzen auch wir uns verstärkt damit auseinander, schließlich sollen alle Kameraden nach dem Einsatz wieder wohlbehalten nach Hause kommen.“

Aus diesem Grund tragen die Rettungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr Kirchheim, Abteilung Ötlingen, auch einen Totmanngeber bei sich. „Bewegt sich ein Feuerwehrmann nicht, löst das Gerät einen Voralarm aus“, so Michael Gräßle. „Bleibt der Betroffene weiter regungslos, wird nach 20 bis 30 Sekunden ein optischer und akustischer Alarm mit einer Lautstärke von über 100 Dezibel ausgelöst. Im Notfall kann der Kamerad so rasch gefunden und gerettet werden.“ Rund 100 Zuschauer verfolgten die Schauübung. Am Ende der Simulation hatten sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen und die Einsatzfahrzeuge und -geräte anzusehen.