Zu der möglichen neuen Flugroute über den Fildern soll es ein Lärmschutzgutachten geben. Darauf hat sich wie erwartet am Dienstagabend die Fluglärmkommission geeinigt. Zudem soll die alternative Route zunächst in einer Simulation durchgespielt werden. Dabei könnten auch verschiedene Wetterbedingungen nachgestellt werden, sagte der Vorsitzende der Fluglärmkommission, Ostfilderns Oberbürgermeister Christof Bolay, nach der Sitzung. Erwartungsgemäß sprach die Fluglärmkommission noch keine Empfehlung zu der neuen Flugroute aus.
Ursprünglich wollte das Gremium am Dienstag ein solches Votum abgeben. Wegen des Widerstands betroffener Kommunen sowie einiger Bürgerinitiativen wurde die Entscheidung jedoch verschoben. Kritiker der neuen Routen drängen darauf, Antworten auf Fragen zu bekommen, die aus ihrer Sicht ungeklärt sind. Vor zwei Wochen gab es dazu ein von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Verkehrsminister Winfried Hermann (beide Grüne) moderiertes Gespräch, bei dem sich die Parteien darauf einigten, offene Punkte vor einer Empfehlung der Fluglärmkommission zu klären. Die Entscheidung verbleibt aber bei dem Gremium, das nun im März 2022 erneut tagen soll. „Bis dahin sollte nicht nur das Gutachten vorliegen, sondern auch Zeit sein, um die Ergebnisse interpretieren zu können“, sagte Bolay.
Das Gutachten soll unter anderem Aufschluss darüber geben, wie sich der Dauerschallpegel bei unterschiedlichen Routen verändert. Finanziert wird die Studie zu einem Drittel vom Land Baden-Württemberg und zu zwei Dritteln von den Kommunen, die von den Flugbewegungen betroffen sind. Die Vorbereitung des Gutachtens will das Verkehrsministerium begleiten, indem es eine Arbeitsgruppe einrichtet, der die betroffenen Kommunen angehören – unabhängig davon, ob sie Mitglied der Fluglärmkommission sind oder nicht. Keinen Beschluss gab es am Dienstag zu der Frage, ob die Kommission um Kommunen erweitert werden soll, die künftig stärker belastet werden. Über die Besetzung der Kommission entscheidet das Verkehrsministerium.
Die Kommissionssitzung am Dienstagabend wurde von den Beteiligten unterschiedlich bewertet. Unterstützung bekam Bolay, der sich mehrfach für die neue Flugroute ausgesprochen hatte, vom neuen Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer. „Verkehr löst sich ja nicht in Luft auf“, sagte Klopfer. „Es wird immer Gewinner und Verlierer geben. So ist nun mal Politik.“ Es gehe darum abzuwägen. Wenn mehr Menschen durch die neuen Routen entlastet würden als belastet, seien sie zu befürworten. „Aber natürlich gibt es immer Benachteiligte“, sagte Klopfer. Am Ende, so der neue Rathauschef, werde es wohl einen Kompromiss geben zwischen den Befürwortern und Kritikern der neuen Linie. Für Esslingen würde die neue Route eher eine Entlastung bedeuten, insbesondere für die Bevölkerung in den Stadtteilen Berkheim, Oberesslingen, Sirnau und Zell. Dass ein Lärmgutachten kommt, begrüßte auch der Nürtinger Oberbürgermeister Johannes Fridrich, der sich mit weiteren Kollegen gegen die Route ausgesprochen hatte: „Ich finde es positiv, dass nun ein Lärmgutachten in Auftrag gegeben wird und auch die Flugrouten in Flugsimulatoren getestet werden.“ Er habe immer für ein Gesamtfluglärmgutachten plädiert: „Alle Lärmquellen zu erfassen – so wünschenswert das wäre – sprengt die Aufgaben der Fluglärmkommission.“ Er sei gespannt, was das Ergebnis des Gutachtens sein werde, „ob etwa, wie von den Befürworten behauptet, die Entlastung von 90 000 Menschen den Tatsachen entspricht.“