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Freibad ade

Garten Swimmingpools in privaten Gärten werden immer beliebter. Die Coronakrise befeuert die Nachfrage noch weiter. Doch das Badevergnügen hat seinen Preis. Von Antje Dörr

Für Peter Hartmann von „Pool+Home“ und seine Mitarbeiter gibt es derzeit alle Hände voll zu tun.Foto: Markus Brändli
Für Peter Hartmann von „Pool+Home“ und seine Mitarbeiter gibt es derzeit alle Hände voll zu tun. Foto: Markus Brändli

Von der eigenen Terrasse direkt ins kühle Nass zu springen - für viele Hausbesitzer ist das eine paradiesische Vorstellung. Immer mehr Menschen erfüllen sich diesen Traum. Die Zahl der Pools in privaten Gärten ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. 2011 gab es in Deutschland 499 500 in die Erde eingelassene Außenpools. Im letzten Jahr zählte der Bundesverband Schwimmbad und Wellness (bsw) schon 565 500. Dazu kommen 85 000 Aufstellbecken mit mehr als einem Meter Wassertiefe und 1,2 Millionen Becken mit weniger als einem Meter.

Auch zwei Firmen in Kirchheim und Notzingen, die der Teckbote exemplarisch befragt hat, profitieren von diesem Trend. „Die Nachfrage hat sich im letzten Jahr im Vergleich zu den Vorjahren gesteigert. Im Vergleich zum vergangenen Frühjahr gab es noch einmal 30 bis 40 Prozent mehr Anfragen“, sagt Alexander Fahrion, Geschäftsführer des gleichnamigen Gartenbau-Unternehmens, das auch Poolbau anbietet. Ein Faktor sei sicher die Coronakrise. „Die Urlaube sind abgesagt, die Leute sind daheim.“ Das bestätigt Peter Hartmann von „Pool+ Home“. „Der eigene Pool im Garten bedeutet Urlaubsfeeling, ohne reisen zu müssen“, sagt er. Aber auch die wärmeren Sommer der letzten Jahre spielten eine Rolle. „Man kann das Badeerlebnis viel länger genießen.“

Zu seinen Kunden zählten nicht ausschließlich Top-Verdiener, sondern auch Menschen mit mittlerem Einkommen, sagt Alexander Fahrion. „Manchen ist ein schöner Garten mit Pool wichtiger als teure Autos.“ Es müsse auch nicht immer gleich das größte Becken sein, sagt Peter Hartmann. „In einem 3,50 Meter langen Mini-Pool kann man sich auch ein bisschen bewegen, wenn man eine Gegenstromanlage mit einbaut.“ Solche Mini-Pools ließen sich sogar in Reihenhausgärten realisieren. Wer allerdings in einem großen Becken mit moderner Filteranlage und automatischer Reinigung schwimmen möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. Das tun laut Peter Hartmann viele gern, denn: „Der Poolkunde möchte Erholung, Wellness, Ruhe, und nicht noch mehr Arbeitsbelastung.“

Wer sich angesichts der abgesagten Reise kurzfristig für einen Pool entscheiden möchte, sitzt unter Umständen länger auf dem Trockenen als ihm lieb ist. Bei der Firma Fahrion gibt es in dieser Badesaison keine Lücken in den Auftragsbüchern mehr. „So ein Projekt kann man ohnehin nicht von heute auf morgen umsetzen“, sagt Alexander Fahrion. Peter Hartmann macht ein wenig mehr Hoffnung. „Drei bis vier Monate Vorlaufzeit gibt es, aber man kann auch mal in eine Lücke reinrutschen“, sagt er. Früher habe die Poolsaison von April bis August gedauert, mittlerweile baue man fast das ganze Jahr.

Fritz Mielert können die langen Lieferzeiten egal sein. Einen Pool braucht er nicht. „Mir reicht es, alle paar Monate in einen Waldteich zu hüpfen“, sagt der Umweltreferent beim BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) Baden-Württemberg. Beheizte Außenpools lehnt er nicht nur aus privaten, sondern vor allem aus ökologischen Gründen ab. „Einen Pool muss man, anders als einen Badeteich, mit Chemikalien reinigen. Das ist keine ökologische Lösung“, sagt Mielert. Einen Naturgarten in ein Schwimmbad zu verwandeln, nehme Tieren und Pflanzen wichtigen Lebensraum weg - außerdem würden immer wieder Tiere in Pools ertrinken. Wasserverschwendung sei ein weiterer Aspekt. Bei der Beheizung des Pools plädiert Mielert dafür, auf die Kraft der Sonne zu setzen. Der Umweltschützer fordert Kunden auf, sich vor der Entscheidung für einen Pool kritisch zu fragen, ob der Wunsch nur aus der Coronakrise heraus entstanden ist, oder ob man auch langfristig ein Schwimmbad im Garten haben möchte. „Schließlich stehen wir kurz vor der Öffnung der Schwimmbäder“, sagt er.

So viel kostet ein Pool

Wer in einem drei mal acht Meter großen Pool schwimmen möchte, bezahlt hierzulande rund 50 000 Euro. Nach oben gibt es keine Grenze. Ein zwei mal vier Meter großer Pool kostet 25 000 Euro, ein Whirlpool zwischen 12 000 und 15000 Euro. Wer Massagedüsen, eine Gegenstromanlage oder modernste Technik wünscht, muss noch etwas oben drauflegen. Auch die Nebenkosten dürfen nicht vergessen werden: Bei einem großen Pool zahlt man für Beheizung, Wartung und Chemikalien mindestens 150 Euro im Monat. Alexander Fahrion, Inhaber des gleichnamigen Gartenbau-Unternehmens, bittet Kunden, sich nicht von Internet-Preisen täuschen zu lassen. „Die Kosten für Becken und Technik sind das eine. Aber in der Regel kommt noch mal das Gleiche für die Umgebungsarbeiten oben drauf.“

Ist ein Pool eine gute Investition? Der amerikanische Blogger „Mister Money Mustache“, der dank eines bescheidenen Lebensstils und geschickter Investitionen seit seinen 30ern keiner Erwerbsarbeit mehr nachgehen muss, sagt Nein. In einem Artikel mit dem Titel „The 20 Dollar swim“ hat er ausgerechnet, wie teuer ein Sprung in den privaten Gartenpool ist. Der Blogger geht davon aus, dass 30 000 Dollar, hätte man sie vor 18 Jahren in Aktien angelegt, statt einen Pool zu bezahlen, bei einer Wertsteigerung von sieben Prozent heute 101 300 Dollar wert wären. Darauf schlägt er die Nebenkosten in Höhe von 28 800 Dollar und landet so bei rund 130 000 Dollar. Dann rechnet er die Zahl der Sprünge in den Pool aus, wobei er davon ausgeht, dass vier Menschen je 100 Mal im Jahr schwimmen gehen, und das wieder 18 Jahre lang. Heraus kommen 7200 Schwimmrunden. 130 000 Dollar geteilt durch 7200 ergeben 18 Dollar. So viel kostet ein Sprung in diesen Pool - vier Mal so viel wie ein Besuch im Kirchheimer Freibad. Mehr Informationen gibt es auf der Internetseite: https://www.mrmoneymustache.com/2018/07/25/the-twenty-dollar-swimadö